Ein ehemaliges Bürogebäude soll zum islamischen Kulturzentrum werden. Wie ein bizarrer Rechtsstreit den Bamberger Muslimen hilft.
Hassan Mamo, Vorsitzender der stark gewachsenen muslimisch-arabischen Gemeinde in Bamberg, hofft auf eine günstige Entscheidung im Bausenat am kommenden Mittwoch. Sollte das Gremium ja sagen zum Antrag des Hauseigentümers auf eine Moschee-Nutzung, dann würde in dem ehemaligen Bürogebäude mit fünf Wohngeschossen ein großes islamisches Kulturzentrum entstehen - und die drangvolle Enge beim Freitagsgebet in einer Wohnung in der Wunderburg wäre zu Ende.
Zwei Mal haben die muslimischen Gläubigen in den letzten Wochen bereits hohe Feste in dem Haus an der Ottostraße gefeiert; als Gäste von EM Immobilien GmbH wurden unter anderem der Ramadan und das Opferfest begangen. Es ist nicht bekannt, dass es dabei zu Beschwerden kam.
Doch nun geht es um eine Zwischennutzung für bis zu fünf Jahren, die Inhaber Horst-Peter Müller im Frühsommer als Folge eines umfangreichen Rechtsstreits mit der Stadt Bamberg beantragt hat. "Ich möchte damit den Schaden mindern, der mir durch den Leerstand der Räumlichkeiten in den zwei unteren Geschossen entsteht. Eine andere Option habe ich nicht", sagte Müller.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Stadträte im Bausenat die Einrichtung von Gebets- , Vortrags- und Unterrichtsräumen billigen, ist hoch. Oberbürgermeister Andreas Starke hat im Vorfeld der Sitzung erklärt, dass die Verwaltung eine Empfehlung zu Gunsten des Antrags abgeben wird. "Wir sind offen, um die Religionsfreiheit zu sichern", wird Starke in einer Pressemitteilung zitiert. Als Grund für die Empfehlung verweist die Stadt auf die eindeutige Rechtslage, wie sie die Baunutzungsverordnung vorgibt. Sie erlaubt religiöse Einrichtungen wie eine Moschee in einem allgemeinen Wohngebiet.
Auf eine Zustimmung ihrer Kollegen hofft auch die grüne Stadträtin Christiane Laaser, die seit Jahren in der Stadt arabische Asylbewerber betreut. Die drangvolle Enge, zu der es regelmäßig beim Freitagsgebet in einer Wohnung in der Gönnerstraße kam, hält sie auf Dauer nicht mehr für tragbar. "Der neue Treffpunkt ist ein ganz wichtiger Bestandteil für die Kommunikation in - und außerhalb der Gemeinde. Das nützt auch der Integration."
Die Stadt erwartet, dass die Moschee regelmäßig von 100 Menschen zum Freitagsgebet aufgesucht wird. 300 muslimische Gläubige dürften zu den großen Festen kommen. Deshalb ist im Vortrag für die Bausenatssitzung auch die Rede von "nicht unerheblichen immissionsrechtlich relevanten Lärmemissionen".
Antragsteller Horst-Peter Müller kennt die Bedenken, die in der Stadt gegen eine Moschee im Haingebiet vorgebracht werden. Ihm wurde vorgehalten, eine solche Einrichtung verändere den Gebietscharakter. Auch die mögliche Lärmbelästigung durch den Moschee-Betrieb ist ein Thema, das am Mittwoch eine Rolle spielen könnte. "Als ob man für eine katholische Kirche je ein Lärmgutachten hätte liefern müssen", spottet Müller über den Wunsch der Verwaltung nach einem eigenen Lärmgutachten.