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Wird der Berliner Ring verkehrsberuhigt?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Donnerstag, 12. März 2015

32.000 Fahrzeuge nutzen am Tag den Berliner Ring. Geht es nach der preisgekrönten Idee von Lorenzen Architekten könnte sich dies bald schon ändern. Dann würde die Stadtautobahn nicht nur höher gelegt, sondern auch verkehrsberuhigt.
Zwischen Zollner Straße und Pödeldorfer Straße verläuft der Berliner Ring in einer Senke. Hier ist die Höherlegung geplant.  Foto: MW


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Jury-Vorsitzender und Stadtplaner Gerd Aufmkolk, aber auch der Bamberger OB Andreas Starke (SPD) schwärmten von der Idee des dritten Preisträgers. Lorenzen Architekten aus Berlin, eine von sieben Planungsgemeinschaften des Bamberger Konversionswettbewerbs, verfolgen ganz eigene Vorstellungen, wie man künftig Ost und West in Bamberg besser zusammenschweißen könnte. Sie planen das Gegenteil einer Brücke: den höhengleichen Ausbau des Berliner Rings samt einer Verkehrsberuhigung.

Um zu verstehen, was das heißt, muss man sich die Situation vor Ort ansehen: Der Berliner Ring verläuft zwischen Zollner Straße und der Pödeldorfer Straße auf rund 500 Metern in einer erkennbaren Tieflage, einer flachen Schneise, die topographisch nicht vorgegeben ist. Die Tieferlegung ist dem Vernehmen nach auf Wunsch der US-Armee erfolgt, um die beiden Teile des Kasernengeländes, die Lagardekaserne und die Warner-Barracks, auf direktem Wege miteinander zu verbinden. Die so genannte Panzerbrücke macht es möglich.

Der Abzug der Amerikaner lässt die vorgefundene Situation überholt erscheinen. "Die Situation ist wenig urban. Wir empfehlen die Barriere aufzubrechen und einen Stadtboulevard aus dem Berliner Ring zu machen. Verkehr und städtisches Leben schließen sich nicht aus", sagt Gerhard Mayer von Lorenzen Architekten.

Freilich: Ist es nicht sehr teuer, eine bestehende Schnellstraße mehrere Meter höher zu legen? Würde das nicht auch bedeuten, dass der Verkehrslärm steigt? Und müssten nicht auch sämtliche Gehwege neu gebaut und Leitungen neu verlegt werden? Zumindest Lorenzen und Partner glauben nicht, dass es die Kosten sind, die einen höhengleichen Ausbau des Rings unmöglich machen. Architekt Mayer weist darauf hin, dass die Panzerbrücke ohnedies sanierungsbedürftig sei und der Bau einer Landschaftsbrücke ebenfalls hohe Kosten verursachen würde. Auch die Lärmproblematik sei lösbar - durch Ampeln und Temporeduzierung von jetzt 70 auf künftig 50 Stundenkilometer.

Grüne wollen Bund beteiligen
Ein neues Tempolimit auf der meist befahrenen Bamberger Straße? Was sagen die Fraktionen im Stadtrat dazu? Ursula Sowa (GAL) spricht von einer Gelegenheit, "Stadtreparatur" zu betreiben und möglicherweise auch den Bund an den Kosten zu beteiligen. Verkehrsberuhigung und Begrünung wäre keine zusätzliche Forderung für die Grünen, sondern Voraussetzung für die Höherlegung des Rings. Wer schnell unterwegs sein wolle, der könne auf der nahen Autobahn fahren.

In der Wettbewerbsjury ist die Entscheidung für alle drei Preisträger einstimmig gefallen. Dennoch hält sich die Begeisterung gerade im "Regierungslager" des Bamberger Stadtrats in Grenzen. "Das ist eine Passage, die uns ins Wettbewerbsergebnis reingejubelt wurde", sagt wenig schmeichelhaft CSU-Fraktionschef Helmut Müller.Ein Tempolimit sei mit der CSU nicht zu machen, meint Müller, der sich in diesem Thema auch mit der SPD-Fraktion einig weiß. Man wolle gemeinsam darauf hinwirken, dass diese Überlegung auf keinen Fall in den nun zu schaffenden Rahmenplan Konversion eingeht.

Auch Freie Wähler und Bamberger Bürger-Block (BBB) sind skeptisch, dass die Höherlegung des Berliner Rings in den nächsten Jahren Sinn macht. Norbert Tscherner schätzt die Kosten auf immerhin sechs bis sieben Millionen Euro.

Und wie sieht es mit staatlichen Zuschüssen aus? Uwe Zeuschel vom Staatlichen Bauamt hält die Wahrscheinlichkeit für gering, dass öffentliche Mittel nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz fließen, wenn der Grund für die Veränderung nicht die Verkehrssicherheit, sondern die Erschließung ist. Seine Prognose für einen Umbau klingt nicht viel versprechend: "Das wird sehr teuer."