Druckartikel: "Wir wollen keine Heldenverehrung"

"Wir wollen keine Heldenverehrung"


Autor: Marion Krüger-Hundrup

Bamberg, Sonntag, 19. Juli 2015

Das Widerstands-Mahnmal mit den Protagonisten Aron, Stauffenberg und Wölfel soll im November eingeweiht werden. Die Bamberger Willy-Aron-Gesellschaft hat dieses Projekt im Harmoniegarten initiiert.
Bildhauer Albert Ultsch (links) und Daniel Dorsch, Vorsitzender der Willy-Aron-Gesellschaft, sind froh, dass das Mahnmal endlich in die Vollendung gehen kann. Foto: Marion Krüger-Hundrup


In dieser Weise ist das künftige Mahnmal einzigartig: Es verknüpft politischen, militärischen und kirchlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Ein Widerstand, der "letztlich gescheitert ist, der aber zum reflektierten Denken über Zivilcourage in unserer heutigen Gesellschaft auffordert", sagt Daniel Dorsch, Vorsitzender der Willy-Aron-Gesellschaft, die dieses Mahnmal initiiert hat. Mitte November soll es im Harmoniegarten zwischen Schönleins-Platz und E.T.A.-Hoffmann-Theater eingeweiht werden.

Noch vor den Sommerferien wird Architekt Heinz Rosenberg die notwendigen Ausschreibungen verschicken, im September sollen die Arbeiten im Harmoniegarten beginnen. Schon 2013 gab der Stadtrat einstimmig sein Votum für ein solches Denkmal, im Februar 2014 wurde die entsprechende Baugenehmigung erteilt. So hoffen Daniel Dorsch und der ausführende Bildhauer Albert Ultsch darauf, dass dieses "Nachhaltigkeitsmahnmal" nun endlich vollendet werden kann: "Es ist ein Mahnmal für Bamberg und für mich eine Ehre, als Bamberger das machen zu können", erklärt Ultsch.

In seinem Atelier entstanden im Laufe der Planungsjahre etliche Modelle des "Mahnmals für Widerstand und Zivilcourage". Drei Porträtbüsten auf Stelen bilden symbolhaft und nicht fotografisch die Bamberger Widerständler ab: Den jüdischen Sozialisten und Rechtsreferendar Willy Aron, der im Konzentrationslager Dachau bereits 1933 bestialisch zu Tode geprügelt wurde, den damaligen Rechtsanwalt und Vorstand katholische Vereine, Hans Wölfel, der als Regimekritiker denunziert und am 3. Juli 1944 hingerichtet wurde, sowie den Offizier der Wehrmacht, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der mit dem persönlichen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 der Unmenschlichkeit ein Ende setzen wollte und noch in der darauffolgenden Nacht im Innenhof des Bendlerblockes in Berlin durch Erschießen zu Tode kam.

Daniel Dorsch macht klar, dass es bei dem Denkmal nicht um "Heldenverehrung" geht, sondern darum, "ohne moderne Urteile zu verstehen, wie die Menschen damals gehandelt haben". Das Mahnmal biete die Möglichkeit, über die Zeit des Nationalsozialismus in der Region nachzudenken: "Was konnten Menschen tun, wenn es darum ging, sich für Menschlichkeit und Gerechtigkeit einzusetzen, Zivilcourage zu zeigen?" Aron, Stauffenberg und Wölfel seien Stellvertreter für alle Bamberger Bürger und Bürgerinnen, die Widerstand geleistet und vorgelebt haben.


Ein schwieriger Weg

Der Weg zum Mahnmal war allerdings schwierig. Zum einen rieben sich Kritiker an der Person Stauffenbergs als "Militarist", die nicht mit Willy Aron und Hans Wölfel zusammen geehrt werden könne. Zum anderen erwies sich die Suche nach einem geeigneten Standort für das Werk als problematisch. Der ursprünglich anvisierte Platz vor dem Gebäude An der Universität 5 stieß nach anfänglicher Zusage bei der Universität letztendlich auf Ablehnung.

Der Harmoniegarten als endgültiges Domizil im öffentlichen Raum und überhaupt die gesamte künstlerische Gestaltung findet auch Zustimmung der Familie Stauffenberg,. Das fertige Mahnmal wird aus den drei Bronzebüsten auf etwa 1,60 Meter hohen Stelen bestehen, die in einem Halbkreis zu einer Baumscheibe mit Sitzgruppen angeordnet werden. Als Rückwand dient jeder Plastik eine weitere Stele aus Cortenstahl. Ähnlich der bekannten "Stolpersteine" werden Messingtafeln mit den Lebensdaten der drei Persönlichkeiten angebracht. Alles wird auf braunen Porphyr-Steinplatten stehen, die Farbe der Nationalsozialisten, aus dem die drei Protagonisten heraustraten. Zwei leere braune Platten sollen als deutlicher Hinweis darauf gelten, "dass es heute immer noch Menschen gibt, die dem nationalsozialistischen Gedankengut anhängen", erläutert Bildhauer Ultsch seine Arbeit.


Kosten kein Hinderungsgrund

Die Kosten des Gesamtwerkes belaufen sich auf 150 000 Euro. Öffentliche Zuschussgeber und Spenden haben diesen Betrag bis auf derzeit etwa 40 000 Euro aufgebracht. An der noch fehlenden Summe solle die Umsetzung des Mahnmals aber nicht scheitern, betont Daniel Dorsch. Notfalls werde die Willy-Aron-Gesellschaft einen Kredit aufnehmen, für den ein Bamberger Bürger, der nicht genannt werden möchte, bürgen.