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WildWuchs-Theater: "Wir hatten keine andere Wahl"


Autor: Stefan Fößel

Bamberg, Montag, 13. Mai 2019

In einer neuen Serie stellen wir wöchentlich Theatergruppen, Einzelkünstler und sonstige Ensembles aus Stadt und Landkreis vor.
Seit zehn Jahren gibt es das WildWuchs-Theater, hier eine Szene aus "Das weltberühmte Wohnschlafzimmer". Foto: Denis Meyer


Bunt und vielfältig ist die Kunstlandschaft in Bamberg. Das betont nicht nur die Interessengemeinschaft (IG) Freie Darstellende Künste, der mittlerweile 20 Einzelkünstler und 30 Ensembles angehören. Dieser IG hat sich auch das WildWuchs-Theater angeschlossen, das Theatermacher Frederic Heisig zum Auftakt der Serie "Bühne frei" vorstellt.

Was ist das Besondere an Ihrem Ensemble?

Heisig In einer Kritik stand einmal "junge Menschen, die noch etwas zu sagen haben". Jetzt sind wir nicht mehr alle so jung, aber wir versuchen weiterhin eine Dringlichkeit zu vermitteln und Fragen zu stellen. Wenn wir es selber formulieren sollten, dann wollen wir Theater machen, das auch Leute interessiert, die sonst nicht ins Theater gehen. Dabei geht es um Mut, Dinge anders zu machen, auszuprobieren und wenn es sein muss, auch mal den Bus voll Enthusiasmus über die Klippe zu fahren. Und der Bus rollt bald schon seit zehn Jahren.

Wie ist Ihre Leidenschaft für die darstellenden Künste entstanden?

Nach bald zehn Jahren WildWuchs Theater ist das so ein Ding. Entweder man hat Lust auf die Bühne zu gehen oder eben nicht. Singen konnten wir nicht so gut, dann ist eigentlich nur das Theater übrig geblieben. Und weil uns das Theater in Bamberg nicht so richtig gefallen hat, haben wir angefangen, unser eigenes Ding zu machen. Wir hatten keine andere Wahl.

Was sind Ihre aktuellen und anstehenden Projekte?

Projekte, Projekte: Gerade steht in der noch laufenden Spielzeit eine Geburtstagsfeier für das Grundgesetz an (23. Mai, Palais Schrottenberg), sowie das dokumentarisches Theaterprojekt Srebrenica (Premiere 1. Juni in den Drei Linden), ein Stück zur Poetikprofessur von Michael Köhlmeier mit dem Arbeitstitel "Nachts um eins am Telefon" (Premiere an einem lauen Sommerabend im Juli), ein Regentanz gegen den Klimawandel und das lukullische Sommerfest "Freunde der Sonne". Außerdem planen wir die nächste Spielzeit zum zehnjährigen Jubiläum des WildWuchs-Theaters. Das steht auch alles beizeiten auf unserer Homepage www.theaterbamberg.de

Welchen Bühnenmoment werden Sie nicht so schnell vergessen?

Da gibt es so viele: den, als sich bei "Der Sandmann" ein Schauspieler mit einer Schere und einer Gelbwurst kastriert hat; den, als bei wir "angriffe(TM)" den Morphclub so zugenebelt haben, dass wir nicht mehr sicher waren, ob das Publikum noch da war; den, als wir im Sonnentempel Dämonen beschworen und die Sphinxen geritten haben; den, als Nero am Gabelmann von einem Passanten ein silberner Stern verliehen wurde und den mit "jinky jinky" im Millennium Falcon bei William Shakespeares "Star Wars" und die ganzen anderen.

Wo wollen Sie in fünf Jahren stehen?

Ach (winkt ab). Erst mal machen wir unser zehnjähriges Jubiläum. Da kommen ganz große Sachen. Ist ja schließlich unser zehnjähriges Jubiläum. Die Fragen stellte Stefan Fößel.