Wildpark Hundshaupten: Auf du und du mit Wolf und Luchs
Autor: Sabrina Friedrich
Hundshaupten, Sonntag, 08. Sept. 2013
Unterwegs mit der Tierpflegerin im Wildpark Hundshaupten hat sich Sommerreporterin Sabrina Friedrich sowohl in den Meerschweinchenstall, als auch ins Wolfsgehege gewagt.
Fleischstücke, tote Ratten und Küken, Körner und frisches Gras: Die Ladefläche des türkisen Futtermobils im Tierpark Hundshaupten ist voll beladen. Es bleibt gerade noch ein kleines Eck frei, in das ich mich quetsche. Der Transporter hat leider nur zwei Sitze, auf denen es sich die Fotografin und die Tierpflegerin Sandra Weber bequem gemacht haben. Die Oesdorferin nimmt mich heute mit auf ihre Fütterungstour durch den Park.
Wir schleichen die Hügel hinauf, im Slalom um die Menschen, die nur widerwillig Platz machen. Wir haben jede Menge vor an diesem Nachmittag, schließlich wollen von den Enten im Teich nahe des Eingangs bis hin zu den drei Wölfen alle hungrigen Mäuler gestopft werden.
Sandra ist seit einigen Wochen mit ihrer Ausbildung zur Tierpflegerin fertig - und kann sich keinen schöneren Job vorstellen: "Man ist den ganzen Tag an der frischen Luft und hat die Tiere um sich. Sie hören mir immer zu und geben keine Widerworte." Auf unserer Tour komme ich den Tieren, die ich bei meinen vielen Besuchen als Kind nur aus der Ferne betrachten konnte, ganz nahe. Ein tolles Gefühl.
Die Elche füttere ich mit harten Brötchen, den Futtertrog der Rentiere fülle ich mit parkeigenem Moos und den Meerschweinchen gebe ich Körner und frisches Gras. Bei ihnen und den Kaninchen herrscht ganz schön viel Trubel, vor allem beim Nachwuchs. Ein kleiner Hase schlummert in meiner Hand und ich bin schwer versucht, ihn mit nach Hause zu nehmen. Doch wir müssen weiter.
Die Käuzchen und Eulen bekommen tote Küken zum Mittagessen, die ich allerdings nicht mit meinen bloßen Händen anfassen kann. Zum Glück übernimmt Sandra diesen Part für mich. Dabei erklärt sie auch gleich einigen Besucherkindern, denen die Fragen niemals auszugehen scheinen, dass das ja auch nichts anderes sei, wenn sie im Fastfood Restaurant ihre Chicken Wings verdrücken. Die Kinder fragen jetzt nichts mehr. Wir steigen wieder ins Futtermobil und setzen unsere Tour fort. Sandra erzählt mir, dass sie immer wieder mit Entsetzen feststelle, wie wenig die Kinder heute über die Natur wissen.
Erst füttern, dann putzen
Unsere nächste Station ist das Luchsgehege. Die drei Damen scheinen von meinem Besuch recht unbeeindruckt und ihr Hunger hält sich - zu meiner Erleichterung - in Grenzen. Ich solle mich dennoch immer mal wieder umdrehen, sagt mir Sandra, da Luchse sich des Öfteren unbemerkt anschleichen.
Anschließend besuchen wir die Wölfe im Nachbargehege und laufen unter der Besucherbrücke zu den Türen, die uns direkt ins Gehege führen. Auf der linken Seite wartet Jaskof geduldig auf sein Fressen. Er weiß, dass er als Rangniedrigster erst an der Reihe ist, wenn Rabea und Tristan auf der anderen Seite ihre ersten Happen verspeist haben. Wieder bin ich überrascht, wie entspannt und so gar nicht raubtierartig die schönen Tiere sind.
Doch nicht nur Füttern gehört zum Job des Tierpflegers im Wildpark Hundshaupten. Die große Putztour hat Sandra schon am Vormittag erledigt, doch auch jetzt am Nachmittag sorgen wir in einigen Gehegen für Ordnung. Den Waschbären scheint das nicht zu passen, sie beäugen mich kritisch und fauchen böse von den Holzbalken ihres Käfigs herunter.
Da verbringe ich meine Zeit doch lieber bei den Frettchen. Muntere und lustige Zeitgenosse, die alles spannend zu finden scheinen, was sich bewegt. Nach gut zwei Stunden sind wir wieder im Eingangsbereich angekommen und füttern die Enten und Fische im Teich, bevor wir das Futterauto wieder an seinen Platz zurückbringen. Ich bin erstaunt, wie schnell die Zeit verflogen ist und etwas traurig, dass ich mich von all den Tieren wieder losreißen muss.
Zu meiner Freude macht mir Sandra deutlich, dass ich jederzeit wieder vorbeikommen kann und auch für längere Zeit mitarbeiten dürfte. Ein verlockendes Angebot nach so einem tierisch tollen Tag.