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Wildensorg macht ein Gegenangebot zur Bamberger Konversion


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Dienstag, 20. Januar 2015

Am Ortsrand von Wildensorg soll ein neues Baulandmodell entstehen. Mit 125 Baurechten auf über zwölf Hektar Fläche würde der kleine Stadtteil stark nach Westen expandieren. Die Pläne sind aber nicht unumstritten.
Wo jetzt noch Äcker und Wiesen das Bild prägen, soll ein neues Baugebiet entstehen: am Ortsrand von Wildensorg - mit Blick zur Altenburg.   Foto: Ronald Rinklef


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Auf seiner Terrasse hat Rudolf Häußler Ruhe. Der Blick schweift nach Westen ungehindert über die Felder hinweg ins Aurachtal. Häußler (73) wohnt seit Jahrzehnten im Renkfeldweg - der letzten Häuserzeile am äußersten südwestlichen Rand Bambergs. Nun kann es sein, dass das Idyll im kleinen Stadtteil Wildensorg etwas belebter wird - und Häußler neue Nachbarn bekommt.

Grund ist ein Beschluss in der nicht öffentlichen Sitzung des Finanzsenats. Darin einigte sich eine Mehrheit gegen drei Stimmen darauf, ein Verfahren weiterzutreiben, das in der öffentlichen Wahrnehmung bereits zu den Akten gelegt schien: die Ausweisung großer Teile der jetzt noch offenen Feldflur in Richtung Stegaurach als Baugebiet.

Mit der Entscheidung ist eine wichtige Weiche gestellt, dass Wildensorg deutlich wachsen kann. Die Stadt darf nun Verhandlungen mit den verbliebenen Grundeigentümern aufnehmen.
Warum gerade jetzt? Sie sollen heute sehr viel veräußerungswilliger sein, als sie es früher waren, heißt es aus dem Bürgerverein Wildensorg dazu.
Für das Bamberger Rathaus ist es eine gute Gelegenheit, Nägel mit Köpfen zu machen. Anders als viele Umlandgemeinden tut sich die Stadt bekanntlich schwer, große Flächen für klassische Neubaugebiete mit Einfamilienhäusern auszuweisen. Viele Grundstücke im Berggebiet sind zudem sehr teuer.

Die ruhige Lage in Wildensorg kostet einiges

Deshalb kommt auch in Wildensorg ein Verfahren zur Anwendung, mit dem die Stadt und ihre Bürger gute Erfahrungen gemacht haben - das Baulandmodell. Wie zuletzt auf dem Gelände des TV 1860 in Bamberg-Ost ermöglicht ein solches Umlegungsverfahren, einen Teil des durch die Ausweisung geschaffenen Mehrwerts an die Bauinteressenten zurückzugeben, die das Bauland dadurch unter dem üblichen Marktpreis erwerben können. Laut Monika Hoh vom Bürgerverein muss man sich die ruhige Lage in Wildensorg derzeit einiges kosten
lassen: 350 Euro plus pro Quadratmeter Bauland ist ihre Einschätzung.

Macht das Immobilienmanagement der Stadt seine Pläne wahr, könnte das Baulandmodell Wildensorg in absehbarer Zeit für manchen Bauwilligen eine interessante Option darstellen, sofern das nötige Kleingeld vorhanden ist. 125 Baurechte sind in Bamberg keine Kleinigkeit.

Allerdings bleiben die Pläne nicht unwidersprochen. Und es sind nicht nur die Anwohner im Renkfeldweg, die nach Jahrzehnten aus ihrem Dornröschenschlag geweckt werden. Die Grünen haben den Bauplänen aus mehreren Gründen widersprochen. "Ein derart großes Baugebiet ist nicht mehr zeitgemäß", sagt etwa Ursula Sowa. Sie und ihre Kollegen lehnen das Baugebiet als flächenverschwendend und teuer ab. Auch wegen des zeitlichen Zusammentreffens mit der Konversion sei es überflüssig.

Kommt das Baugebiet zu spät?

In der Tat stellt sich die Frage, ob das große Baugebiet an der Stadtgrenze nicht ein paar Jahre zu spät kommt. Einerseits wurde die Ausweisung seit vielen Jahren betrieben; andererseits weist das städtebauliche Entwicklungskonzept zuletzt auch auf einen möglichen Konflikt hin. So heißt es, dass im Falle der Konversion über die große Neubaufläche im äußersten Südwesten Bambergs neu nachgedacht werden müsse.
Die Bamberger CSU lässt sich dadurch von ihrer Zustimmung aber nicht abbringen: "Wir brauchen Angebote für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bauinteressenten", sagt Müller. Er und seine Kollegen zweifeln nicht, dass es für eine der schönsten Lagen Bambergs auch in Zukunft starke Nachfrage geben wird - trotz Konversion.

Auch Ulrike Siebenhaar von der Stadt glaubt nicht, dass sich Konversion und das Baugebiet in Wildensorg ausschließen. Im Gegenteil: Es handele sich um eine der schönsten Ecken Bambergs. Zu einer Konkurrenzsituation werde es schon deshalb nicht kommen, weil die Nachfrage von jungen Familien nach Grundstücken am Stadtrand ungebrochen sei. Und auch in Wildensorg selbst sei man stark daran interessiert.

In der Tat: Der Wildensorger Bürgerverein unterstützt das Vorhaben, seit es im Stadtteilgespräch vor Monaten von OB Andreas Starke (SPD) vorgestellt worden war. "Wir begrüßen es, wenn neue Familien nach Wildensorg ziehen", sagt Monika Hoh. Allenfalls im Renkfeldweg gebe es einige kritische Stimmen. "Die Leute fürchten, dass es um ihre Aussicht geschehen ist. "