Wieder steht Bamberger Traditionwirtschaft vor dem Aus
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Freitag, 17. Juli 2015
Im Stadtteil Sand droht der Verlust der alteingesessenen Gaststätte Griesgarten. Weil die Besitzer andere Pläne mit dem Anwesen in der Unteren Sandstraße haben, sollen auch die "Edelweiß"-Schützen weichen, nach 58 Jahren am Ort.
Nach dem "Englischen Garten" in der Schweinfurter Straße, der seit Mai 2014 geschlossen ist, steht jetzt eine weitere, alteingesessene Wirtschaft im Sand vor dem Aus: der schon eine Zeit lang verwaiste Griesgarten in der Unteren Sandstraße 19.
Seit der letzte Wirt aufgegeben hat, gehen dort nur noch die Mitglieder der Schützengesellschaft "Edelweiß" 1898 ein und aus: Ihr Schießstand und ihr Stübla befinden sich seit 1957 auf dem Gelände des weitläufigen Biergartens. Nun sind auch die Tage des Vereins gezählt: Die Eigentümerin, die Brauerei Krug in Ebelsbach, hat ihm zum 30. September gekündigt.
OB: Öffentliches Interesse
Die Schützen haben sich Hilfe suchend an den Oberbürgermeister gewandt. Erster Vorsitzender Heinz Jantschewsky ist nicht nur über ein Kündigungsschreiben ohne Angabe von Gründen enttäuscht. Er will auch nicht akzeptieren, dass der Verein nach 58 Jahren binnen drei Monaten ausziehen soll.
So schnell werde man nirgends im Viertel eine neue Bleibe finden, ist er sicher. Und im Sandgebiet möchte der Verein unbedingt bleiben. Es ist seine Heimat. 1898 wurde er in der Gaststätte "Mondschein" gegründet. "Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, wie ich des g'hört hab'", kommentiert Oberschützenmeister Günter Bauer die Kündigung.
Seit 58 Jahren ansässig
Der Oberbürgermeister macht sich für einen Verbleib der Schützen stark. Andreas Starke appelliert in einem Brief an die Brauerei, man möge die Entscheidung überdenken und lädt die Inhaber zu einem Gespräch im Rathaus ein.
Starke reklamiert ein öffentliches Interesse daran, dass die Schützengesellschaft "Edelweiß" bleiben kann. Das von ihr seit 58 Jahren ausgerichtete Sandkerwa-Schießen sei ein fester Bestandteil der größten und beliebtesten Bamberger Kirchweih. Außerdem wäre der Verlust des Griesgartens als traditionsreiches Wirtshaus "sehr schmerzhaft".
Ähnlich äußerte sich gegenüber dem FT Gisela Bosch, die Vorsitzende des Bürgervereins IV. Distrikt (Sand). Ihr würde es sowohl um einen Verein, der nach ihren Worten einfach zum Sand gehört, als auch um eine "traditionsreiche Wirtschaft" leid tun. Bosch: "Wir hoffen auf den OB."
Ob dessen Brief den Entschluss der Brauerei-Besitzerin ändern kann? Eva Deuringer ist die Noch-Inhaberin der Ebelsbacher Krug Lorenz GmbH. Sie nannte auf Anfrage des FT zwei Gründe für die Entscheidung, den Griesgarten nicht länger gastronomisch zu nutzen: Erstens stehe ein Generationenwechsel an, sie bereite gerade die Übergabe der Verantwortung an ihre Tochter vor. Zweitens hätten sie zuletzt "Pech" mit den Wirten gehabt und
dabei auch Geld verloren.
Nicht zuletzt, weil die Tochter in China lebt und nur selten in Franken sei, wolle diese statt eines Gasthauses lieber Wohnungen. Genaue Vorstellungen, was an dieser auch historisch bedeutsamen Stelle möglich ist, solle zunächst ein Architekt in Abstimmung mit der Stadt klären.
Baureferent Thomas Beese, vom FT um eine erste Einschätzung gebeten, spricht von einem großen Anwesen "mit spannender Geschichte, anspruchsvollen Rahmenbedingungen und hohem Investitionsbedarf". Das Haus, der Garten, eine steinerne Balustrade und die Ruine eines barocken Pavillons stehen unter Denkmalschutz (siehe Kasten oben). Jede Planung müsse daher gewissenhaft, intensiv und umfassend vorbereitet, beraten und erörtert werden.
Besitzerin: "Schwieriges Objekt"
Seit die Wirtschaft geschlossen ist, versorgen sich die "Edelweiß"-Schützen selbst - anders wäre es ihnen viel lieber, versichert nicht nur Schützenmeister Josef Zeleny. Ihm ist es ein Rätsel, warum ein Gasthaus mit schattigem Garten in der viel besuchten Sandstraße nicht laufen soll.
Deuringer spricht von einem schwierigen Objekt. Angeblich gingen die Probleme im Griesgarten 1984 los, als das Alte Krankenhaus in der Unteren Sandstraße geschlossen wurde. Von da an seien die Mittagsgäste ausgeblieben. Den richtigen Wirt hätten sie leider nicht mehr gefunden. Die Besitzerin versichert, es falle ihnen nicht leicht, die Wirtschaft aufzugeben. Es sei aber "notwendig".