Druckartikel: Wie Willy Heckel den Bambergern Beine machte

Wie Willy Heckel den Bambergern Beine machte


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Montag, 28. April 2014

Der Altenburg-Berg ruft Sportfans, die sich beim "Willy-Heckel-Gedächtnislauf" profilieren möchten. So hob der einstige Leiter der FT-Lokalredaktion, der vor einem Vierteljahrhundert verabschiedet wurde, das Event aus der Taufe. Seitdem hat sich einiges verändert.
Eine Aufnahme von 2006, als Bambergs OB den Startschuss zum 14. Willy-Heckel-Gedächtnislauf gab.  Foto: sportpress


Auf Achse war er an jedem Wochenende, wobei Willy Heckels Lieblingswanderweg über sämtliche sieben Hügel des "Fränkischen Roms" führte. Joggen ging der langjährige Leiter der Bamberger Lokalredaktion, um sich fit zu halten. Kollegen kannten ihn als leidenschaftlichen Ski- und Radfahrer, der gerne auch in die Pedale trat, um Lesern später im FT neue Routen vorzustellen. An Kondition mangelte es Heckel eben nicht, dem die Domstadt somit auch eine besondere sportliche Herausforderung verdankt: den Altenburg-Bergsprint, der am 4. Mai wieder veranstaltet wird. Dabei kommen untrainierte Zeitgenossen schon ins Schwitzen, wenn sie Bambergs höchsten Punkt gemächlichen Schrittes erklimmen.


Düstere Wolken

Vor über zwei Jahrzehnten berichtete der FT erstmals vom "Gelungenen Sturm auf die Burg", wie ihn sich Heckel wohl erträumt hatte. Dabei machte ihm Petrus gleich bei der Premiere beinahe einen dicken Strich durch die Rechnung: So goss es bis fünf Minuten vor dem Start in der Domstadt noch in Strömen. "Danach aber gaben die Wolken wie ein zur Seite geschobener Vorhang die Bühne frei", wie es am 26. Juli 1993 in der Zeitung hieß, für die sich Heckel ab 1959 ganze 30 Jahre lang als Leiter der Lokalredaktion engagiert hatte.

Um einen Volkslauf reicher wurde Bambergs Sportkalender also an diesem wechselhaften Tag, nachdem es zuvor schon im Hain den "Silvesterlauf", den "Stadtlauf" zur Sandkerwa, den "Osterlauf" im Bruderwald und den "Lauf rund ums Klinikum" gegeben hatte. Den Startschuss gab beim ersten Altenburg-Bergsprint allerdings nicht Heckel als Initiator, sondern der damalige Oberbürgermeister Paul Röhner. Er wirkte auch als Schirmherr der Veranstaltung, die die Leichtathletik-Gemeinschaft Bamberg mit dem Altenburgverein organisierte, der 1993 sein 175-jähriges Bestehen feierte.

Lauf ausgeweitet

Ab 10.30 Uhr kämpften sich Teilnehmer vom Teufelsgraben aus auf einer Strecke von damals noch 2,7 Kilometern (mittlerweile 4,5 Kilometer) auf Bambergs Wahrzeichen vor, um dabei eine Höhendifferenz von gut 130 Metern zu überwinden. In einer Schleife ging's um die Burg, nachdem die Bergsprinter "Höhen und Tiefen" erleben sollten. Die Nase vorn hatte bei der Premiere Manfred Dusold von der Leichtathletik-Gemeinschaft, der sich als Bamberger Berglaufspezialist und WM-Teilnehmer zuvor schon einen Namen gemacht hatte. Nach 10:47 Minuten erreichte der Spitzenläufer das Ziel (als beste weibliche Teilnehmerin folgte Silvia Hüttner von der IfA Non Stop Bamberg in 13:32 Minuten). Und was meinte der Gewinner, nachdem er beim Erstürmen der Altenburg alle Kontrahenten ausgeschaltet hatte: "Ein bisschen länger dürfte die Strecke schon sein."

Das nahmen sich die Organisatoren wohl zu Herzen, die den Bergsprint im Jahr darauf von 2,7 auf 4,5 Kilometer ausweiteten. Wieder erreichte Manfred Dusold als Erster die Zugbrücke der Altenburg. Wobei die 50 Läufer diesmal mit hochsommerlichen Temperaturen kämpften und sich vermutlich nach einem kurzen Regenschauer zur Abkühlung wie im Jahr zuvor sehnten.

Zweite Karriere als Autor

Willy Heckel starb übrigens im Jahr 2001, nachdem er sich als Buchautor zuvor noch eine zweite Karriere aufgebaut hatte: "Bamberg - Traumstadt der Deutschen", "Ein Tag für Bamberg" und "Bamberg im 20. Jahrhundert" als Standardwerk flossen aus seiner Feder. Nein, sagen wir besser: Entstanden an Heckels PC, nachdem der weit über 60-jährige Bamberger im Ruhestand noch vorm Monitor zu arbeiten begann. Dabei haute er jahrzehntelang mit solcher Wucht in die Schreibmaschinentasten, dass Kollegen aus der "Bleizeit" des Druckerhandwerks davon bis heute schwärmen.

Noch miterleben konnte der Vater des Bergsprints, dass man dem Wettkampf im Jahr 2000 in Anerkennung seiner Verdienste die Zusatzbezeichnung "Willy-Heckel-Gedächtnislauf" gab. Ab 2009 wurde die Veranstaltung ausgesetzt, wie Gerd Urbanski als Geschäftsführer des Altenburgvereins berichtet. Mit Unterstützung der Laufgruppe des Schwimmvereins sei sie 2012 wiederbelebt worden, um seither alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Weltkulturerbelauf stattzufinden. Mit großer Resonanz, wie der Teilnehmerrekord von 2012 zeigt: So trotzten 82 (von zunächst 95 gemeldeten Läufern) dem katastrophalen Wetter mit wolkenbruchartigen Niederschlägen. "Pünktlich zum Startschuss im Teufelsgraben hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet - und der 17. Altenburgsprint entwickelte sich zur Wasserschlacht", stand am Tag darauf im FT. Wobei es nun nicht Manfred Dusold war, der im strömenden Regen gewann, sondern Roland Wild vom TSV Burgebrach (in 18:46 Minuten) - ebenfalls ein Wiederholungstäter, der den Lauf öfter als jeder andere für sich entschied.

Lauf ab 10.30 Uhr

Punkt 10.30 Uhr startet am Sonntag, 4. Mai, der 18. Altenburg-Bergsprint, um wieder vom Teufelsgraben hinauf zur Altenburg zu führen. Wer seine Kondition testen möchte, sollte sich noch bis 1. Mai übers Netz unter der Adresse des Altenburgvereinsanmelden. Als besonders kräftezehrend gilt der letzte Anstieg kurz vor dem Ziel. Dafür können Teilnehmer auch den Titel eines oberfränkischen Berglaufmeisters erringen.

Die Siegerehrung findet am 4. Mai ab 11.30 Uhr im Hof der Altenburg statt. Preise winken dem schnellsten Läufer beziehungsweise der schnellsten Läuferin. Die drei erfolgreichsten Teilnehmer jeder Wertungsklasse erhalten Urkunden. "Eine Überraschung steht für den Verein mit den meisten Teilnehmern bereit", so die Organisatoren.