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Wie weit wirkt das Welterbe?


Autor: Hans-Werner Penning

Bamberg, Samstag, 16. März 2013

Das Landesentwicklungsprogramm des Freistaates Bayern gebietet bei Windpark-Projekten in der Nähe einer Weltkulturerbe-Stätte Rücksichtnahme. Die Stadt Bamberg sieht in der Regionalplanung keine Risiken.
Foto: Michael Gründel/Montage Thomas Matthäi


Wie weit reicht die "Außenwirkung" des Weltkulturerbes der Bamberger Altstadt in den Landkreis? Oder wie sehr und auf welche Entfernung beeinträchtigen große Gebäude oder andere künstliche Silhouetten im Landkreis die Fernwirkung des Erscheinungsbildes zum Beispiel von Dom oder Michelsberg?

Die Meinungen werden da sicherlich auseinander gehen, umso mehr, als es eine eindeutige Festsetzung nicht gibt. Die sollte es aber geben, wollte man bei der Fortschreibung des Regionalplans Oberfranken-West mit den Vorrangflächen für Windenergie dem Weltkulturerbe nicht zu nahe kommen.

Denn Städte wie Bamberg genießen in allen Dingen einen besonderen Schutz. So sind zwar im von der bayerischen Staatsregierung beschlossenen Entwurf des Landesentwicklungsprogramms (LEP) keine konkreten Abstände von Windkraftanlagen oder anderen Infrastrukturprojekten zu Welterbestätten genannt.

Als Ziel Nummer 8.4.1 ist jedoch festgelegt: "Unesco-Welterbestätten sind einschließlich ihrer Umgebung in ihrem außergewöhnlichen universellen Wert zu erhalten." In der Begründung zu diesem Ziel ist erläutert, dass der Schutz ausdrücklich die Umgebung der Welterbestätten einschließt, so der Pressesprecher des federführenden bayerischen Wirtschaftsministeriums.

In welchem Umfang dies zu erfolgen hat respektive welcher Abstand von Infrastrukturprojekten einzuhalten ist, muss im Einzelfall geprüft und entschieden werden. Denn das neue LEP hat zwar noch keine Gesetzeskraft - die bekommt es erst durch Landtagsbeschluss, - ist jedoch ein in Aufstellung befindliches Ziel, das im Rahmen von Genehmigungsverfahren zu berücksichtigen - also in die Abwägung einzustellen - ist.

Neun Kilometer entfernt

Geschieht das auch bei der Regionalplanung in Sachen Windkraft? "Selbstverständlich waren die Anliegen der Denkmalpflege von Anfang an einbezogen", sagt die Regionsbeauftragte bei der Regierung von Oberfranken, Christiane Odenbach. Eine unmittelbare Betroffenheit für das Weltkulturerbe sieht sie zwar nicht, aber wo endet die "Umgebung"?

Die ist nicht definiert, denn "eine solche Pufferzone hat die Stadt Bamberg bisher bei der Unesco nicht gemeldet", sagt Odenbach. Sie selber sieht die Bamberger Altstadt aber mehr durch Vorhaben wie den Ausbau der ICE-Trasse gefährdet denn durch die Windräder. "Die nächsten Vorrangflächen dafür dürften die bei Merkendorf und Sassendorf sein, beide etwa neun Kilometer vom Alten Rathaus entfernt", schätzt Odenbach.

Die Fläche bei Walsdorf ist etwas weiter weg, vielleicht zehn Kilometer. "Eine Beeinträchtigung von Blickbeziehungen wäre ein Ablehnungsgrund", sagt die Regierungsdirektorin klipp und klar. So gesehen, hätten die Windräder über der Giechburg eigentlich nicht aufgestellt werden dürfen. Vielleicht sollte man die Fernwirkung solcher Anlagen doch nicht unterschätzen.

Würde eine "Galerie" stören?

Dennoch sieht man bei der Stadt Bamberg keine Gefahr. "Die Standorte sind weit genug weg von der Stadt, nicht in der unmittelbaren Nachbarschaft", sagt Pressesprecher Franz Eibl. Windkraftanlagen wären zwar von Wildensorg oder der Altenburg aus zu sehen, von der Innenstadt aus aber nicht. "Hochhäuser am Stadtrand beeinträchtigen die Altstadt mehr als die Windpark-Vorhaben, auch wenn die Windräder am Alb trauf im Osten der Stadt gut zu sehen sind." Ob eine ganze Galerie von 200 Meter hohen Rotoren oberhalb von Würgau über Litzendorf bis Frankendorf die Blickbeziehungen des Welterbes zu seiner Umgebung beeinträchtigen würde?

Eibl selbst wirft diese Frage auf, eine rechte Antwort fällt ihm darauf aber auch nicht ein. Das "Zentrum Welterbe", die Schnittstelle in der Stadtverwaltung, ist nach dem Rückzug von Ulrike Laible ohne Führung. Ob deshalb die "Betroffenheit" in Bamberg zu diesen Risiken nicht so groß ist?