Wie virusresistent sind die Bamberger Firmen?
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Freitag, 14. Februar 2020
Die Bamberger Wirtschaft trifft gestärkt durch zehn Jahre Wachstum auf die Corona-Krise. Doch sie ist wegen der Autoflaute auch angeschlagen. Es gibt aber hoffnungsvolle Vorzeichen.
Ein Sicherheitsdienst schirmt die Firma ab, Kunden bleiben draußen, Mitarbeiter halten Abstand - doch die Produktion der luxuriösen Reisemobile bei Morelo in Schlüsselfeld läuft. "Bisher ohne größere Einschränkungen", berichtet Geschäftsführer Reinhard Löhner, der jedoch zunehmend mit wegbrechenden Lieferketten zu kämpfen hat.
Er führt eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen in der Region Bamberg. Nach dem Beginn in einer Blechhalle ist Morelo in nur neun Jahren auf aktuell 350 Mitarbeiter gewachsen. Und jetzt? "Es kommt jetzt ganz krass drauf an, was nach dem 19. April passiert. Wenn es zufriedenstellend zu Ende geht, dann würde ich sagen, wir merken nichts bis Ende des Jahres. Aber jede weitere Woche bedeutet Totalverlust", antwortet Löhner, der sein Unternehmen grundsätzlich gewappnet sieht.
Ist der gesamte Wirtschaftsstandort Bamberg auch gewappnet?
Der Pessimist kann sagen: Die heimische Ökonomie ist ein Risikopatient. Der Optimist kann sagen: Die körperliche Verfassung war zum Ausbruch der Virus-Krise durchtrainiert und fit. Für beide Sichtweisen finden sich Argumente.
Als böses Omen könnte gelten, dass der Wirtschaftsstandort Bamberg in den Monaten vor Corona bereits mehrfach von Hiobsbotschaften erschüttert worden ist. Michelin, Brose, Bosch: Die großen Autobauer haben negative Schlagzeilen diktiert, indem sie Stellenabbau angekündigt haben. Die Abhängigkeit von der ohnehin schwächelnden Autoindustrie macht Bamberg deshalb zum Risikopatienten.
Doch es gab auch frohe Botschaften: "Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten allein im Landkreis Bamberg erreichte 2019 mit 40 135 einen historischen Höchststand", berichteten die Industrie- und Handelskammer sowie das Landratsamt.
Und auch in der wachsenden Schwarmstadt Bamberg war der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren von einem deutlichen Wachstum bei den Arbeitsplätzen geprägt. Im September 2013 wurde die Marke der 50 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erreicht, zwei Jahre später bereits die Marke der 53 000 und stand Ende 2019 bei über 55 000.