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Einzigartiges Engagement: Wie Pfandflaschen Kindern in Bamberg helfen


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Freitag, 30. November 2018

Norbert Tscherner sammelt Pfandflaschen, um mit dem Geld den Kindern im Stadtteil Gereuth zu helfen. Für die Stadt sind Spielplatz-Paten wie er wichtig.
Der Bamberger Stadtrat und Bürgervereinsvorsitzende Norbert Tscherner hat mit Pfandflaschengeld die Bänke am Spielplatz Distelweg im Stadtteil Gereuth saniert. Unterstützt wurde er dabei von der Stadt. Seit acht Jahren sammelt er  Müll, Glasscherben  und Flaschen ein. Foto: Ronald Rinklef


Jeden Morgen um 7 Uhr und am Abend kann man den 77-Jährigen durch den Stadtteil Gereuth streifen sehen. Auch jetzt schaut Norbert Tscherner am Spielplatz Distelweg nach dem Rechten: "Die Mülleimer sind heute schon von der Stadt geleert worden", stellt er fest, sein "Einsatz" fällt also an diesem Tag etwas kürzer aus. Das "Glück", das eine andere Frau in Bayern hatte, hat Norbert Tscherner noch nicht ereilt: Die Frau hatte tausende Pfandflaschen im Wald gefunden.

Tscherner trägt rund um den Spielplatz, mit Eimer und langer Zange bewaffnet, Müll und Glasscherben zusammen. Er stößt in regelmäßigen Abständen auf leere Wodka-, aber auch auf Getränke- und Bierflaschen, auf die es Pfand gibt. Das Geld setzt er für den guten Zweck ein.

Seit diesem Sommer hat der Stadtrat und Bürgervereinsvorsitzende des Stadtteils Gereuth seinen Sammel-Radius erweitert: auch am Schiffbauplatz vor der Konzerthalle oder am Musikpavillon im Hain sammelt er nun Pfandflaschen. "Ein Kasten kommt pro Wochenende schon zusammen", sagt Tscherner, der bei der Gelegenheit mit den jungen Menschen, die sich dort aufhalten, ins Gespräch kommt.

Belohnung für die Kinder

Mit dem so gesammelten Geld belohnt der Bauunternehmer die Kinder im Stadtteil Gereuth, kauft ihnen ein Eis, wenn sie ihm beim Aufräumen helfen oder eine gute Note in der Schule haben. Er hat so mit der Zeit sein eigenes "Belohnungssystem" entwickelt.

Zuletzt hat Tscherner das Geld verwendet, um die Steine der Bänke am Spielplatz im Distelweg fester zu verankern und bunt anzumalen - ganz so wie es sich die Kinder, die Tscherner dafür fragte, gewünscht hatten. Nach dem Motto: "Bamberg ist bunt!"

Das Gartenamt der Stadt hat Tscherners Initiative mit Material unterstützt. Laut Rüdiger Frank vom Sachgebiet Sport und Spiel im Gartenamt sind solche Reparaturen wichtig: Schließlich sei bei einer gut gepflegten Anlage der "Vandalismusdruck" weniger hoch. Der Spielplatz am Distelweg war zwar erst 2017 mit neuen Spielgeräten teilsaniert worden. Doch waren die Bänke zuletzt in einem schlechten Zustand: Die U-Steine, aus denen die Sitzgelegenheiten bestehen, waren mutwillig aus der Verankerung gerissen worden.

Viele Spielplätze betroffen

Mit Vandalismus auf Spielplätzen hat das Amt immer wieder zu kämpfen. Frank betont dabei: "Im Stadtteil Gereuth ist es mit dem Vandalismus nicht am Schlimmsten." Auch an Spielplätzen in der Nähe des Klinikums oder etwa zwischen Wildensorg und St. Urban komme es zu Zerstörungen. Laut Frank hängt dies vor allem davon ab, ob der Spielplatz versteckt und damit weniger einsehbar ist. Einen solchen geschützten Ort suchten sich oft Jugendliche.

Für das Gartenamt sind sogenannte Spielplatz-Paten wie Norbert Tscherner, die es seit 2005 gibt, wichtig: "Ein Spielplatz-Pate ist eine vertrauenswürdige Person, die viel vor Ort ist und uns rückmeldet, wie es dort draußen läuft", erklärt Frank. Angesichts der rund 115 öffentlichen Spiel- und Bolzplätze in Bamberg könne die Kolonne des Gartenamts nicht ständig vor Ort sein, auch wenn die städtischen Mitarbeiter mindestens einmal, meist aber mehrmals in der Woche bei den Spielplätzen vorbei schauen, dort die Mülleimer leeren oder auch den Grünschnitt erledigen. Die Stadt versucht die Kinder bei der Planung der Spielplätze einzubinden. Auch die derzeit insgesamt über 20 Spielplatz-Paten helfen dabei. "Blockwarte" sollen sie dagegen auf keinen Fall sein.

Norbert Tscherners Engagement sei schon einzigartig, lobt Frank. Demnächst steht im Stadtteil Gereuth die alljährliche Christbaumeröffnung an, die am Donnerstag vor dem ersten Advent stattfindet: 120 bis 150 Kinder der Kindergärten Oberlin, Maria Hilf und St. Gisela sowie der Hugo-von-Trimbergschule bekommen dann kleine Engel und zu Nikolaus einen Schokoladen-Nikolaus geschenkt.

Einen Teil der Geschenke bezahlt der Bürgerverein - ein Teil des Geldes kommt dann aber auch aus dem Pfandgeld der Flaschen, die Tscherner das ganze Jahr über fleißig sammelt.