Wie die Bahn Bamberg verändern wird
Autor: Julian Megerle
Bamberg, Sonntag, 12. Mai 2019
Bei einer Radtour werden die Herausforderungen für die Stadt beim Bahnausbau deutlich. Die Teilnehmer staunen, was ihrer Heimat da bevorsteht.
Das Rauschen eines Güterzuges zieht alle Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich. "Und das ist mitunter der Grund, warum bestmöglicher Lärmschutz so wichtig ist", sagt Claus Reinhardt mit einem Lächeln, als der Zug nach einer Minute in Richtung Nürnberg verschwunden ist. Der städtische Mitarbeiter ist mit der Projektsteuerung des Großprojekts Bahnausbau Bamberg betreut.
Jahrelange Baustellen stehen der Weltkulturerbestadt ins Haus. Da heißt es nicht nur Zahlen und Modelle wälzen, sondern auch erklären. So wie am Freitagnachmittag neben dem Bahnübergang am Gleisdreieck. Eine Gruppe von 20 Radlern lauscht den Ausführungen von Reinhardt - sie nutzen das Angebot der Stadt, acht Kilometer ab dem Bahnhof entlang der Bahnstrecke in die Pedale zu treten und sich die geplanten Änderungen vor Ort erläutern zu lassen.
Starke: keine geteilte Stadt
Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Brücken und Unterführungen. "Jedes Bauwerk wird seine eigene Sprache haben", erklärt Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) zu Beginn der Tour. Das übergeordnete Ziel sei, "dass wir keine geteilte Stadt bekommen", hält das Stadtoberhaupt fest. So müssten zudem die langfristigen Wirkungen in die kommenden Jahrzehnte hineingedacht werden: Bus-, Rad-, Fuß- und Autoverkehr müssten Berücksichtigung finden. Gerade in Sachen ÖPNV stünden noch Fragen im Raum: "Wie werden die Busse der Zukunft aussehen?" Mit alternativen Antriebskonzepten könnten höhere Maße durchaus von Vorteil sein, um alle Linien bedienen zu können.
Erste Station nach dem Bahnhof ist die Zollnerstraße, "die wichtigste Unterführung für den Radverkehr in der Stadt", so Projektleiter Reinhardt. Gerade hier könnten neue Busse bei den aktuellen Maßen an ihre Grenzen stoßen. Kollege Bernhard Leiter vom Stadtplanungsamt zeigt ein Plakat mit dem "Bestand" und dem "Verlangen", also dem Wunsch der Stadt gegenüber den Plänen der deutschen Bahn. Aus 3,30 Meter sollen 3,50 Meter Höhe werden. Der Platz ist jedoch begrenzt, die Rampen werden dadurch steiler.
"Ein ganz schönes Trum"
Am schon erwähnten Gleisübergang von der Coburger Straße hinein in die Nordflur werden die Änderungen wesentlich tiefgreifender: In Zukunft führen dort drei Gleise vorbei. Der Bahnübergang kommt weg, auf beiden Seiten müssen ordentliche Rampen aufgeschüttet werden, um eine Brücke zu schaffen. Da haken die Bürger dann ein: Wie lang wird die Rampe und wie viel Platz braucht das Vorhaben? Alles noch ungeklärt, machen Reinhardt und Leiter deutlich. "Und wie viel Etagen wird die Gleisanlage haben?", will ein Bürger wissen. Als Reinhardt aufzählt, dass mit der unteren Strecke, der oberen Gleisanlage und der Kronacher Straße gleich drei Ebenen entstehen müssen, ist der Fragesteller erstaunt: "Das wird aber ein ganz schönes Trum."
Weiter geht's auf dem Rad.
Bei der Brücke über die Kronacher Straße muss die Rampe Richtung Norden ebenfalls verlängert werden, um Platz für die Spuren aus Berlin zu schaffen. "Dann wird die Zufahrt an der Kreuzung zum Schubertshof noch gefährlicher", gibt Benjamin Stöcker zu bedenken. Seine Idee: Die Lärmschutzwand auf der östlichen Flanke müsste früher aufhören, um die Sicht auf die Kreuzung zu verbessern.