Druckartikel: Whisky-Krimi: Scotch mit tödlichem Abgang

Whisky-Krimi: Scotch mit tödlichem Abgang


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Donnerstag, 17. Oktober 2013

Tief ins Whisky-Glas schaute Thomas Kastura. Das war der Beginn eines wunderbaren Teamworks mit 27 Autorenkollegen, deren Federn die Krimi-Sammlung "Scotch as Scotch can" entsprang: Ein Mordsspektakel mit Schuss, über das wir mit dem Bamberger Herausgeber sprachen.
Thomas Kastura lässt sich inspirieren. Foto: Cornelia Daig-Kastura


"Man muss dem Leben immer um mindestens einen Whisky voraus sein", philosophierte Humphrey Bogart und befolgte den eigenen Rat geflissentlich. William Faulkner führte jede dichterische Inspiration auf "99 Prozent Whisky und ein Prozent Schweiß" zurück. Während sich Margaret Thatcher nach elf Jahren als Premierministerin selbst mit "altem Whisky" verglich, "der seine Reife im zwölften Jahr erreicht und danach immer besser wird". Von jeher sorgte der Genuss von Hochprozentigem für tiefschürfende Erkenntnisse. Wann zuvor aber widmeten sich 28 Autoren dem flüssigen Gold, um daraus 26 Mordsgeschichten um berühmte Marken zu destillieren? "Scotch as Scotch can", nennt sich Thomas Kasturas Anthologie um Edelbrände, die mittlerweile wieder so angesagt sind, dass man sie sogar als Geldanlage schätzen lernte. Wir sprachen mit dem Herausgeber vor der ersten Bamberger Whiskykrimi-Lesung am kommenden Dienstag.



inFranken: Eine Whiskykrimi-Anthologie ist eine geniale Schnapsidee. Entstand sie unter hochprozentigem Einfluss?
Thomas Kastura: Natürlich entstand die Idee bei einem Whisky - und zwar in einem Pub auf den Orkney Inseln im Norden von Schottland. Ich dachte mir: Whisky und Krimi passen wunderbar zusammen. Es gibt ja große Detektive wie Philip Marlowe, die ohne einen guten Scotch keinen Fall gelöst hätten. Wobei manche Whiskys so köstlich und selten sind, dass man dafür töten könnte.


Frankenland - Whiskyland
inFranken: Haben Sie selbst somit eine innige Beziehung zum Scotch, dem Titelhelden Ihrer Anthologie?
Thomas Kastura: Eine zuweilen vielleicht zu innige Beziehung. Sie begann Ende der Neunziger Jahre, als ich eine Reportage über die älteste deutsche Single-Malt-Whiskydestillerie in Neuses bei Eggolsheim machte. 1983 wurde die "Blaue Maus" von Robert Fleischmann gegründet und ist inzwischen eine Legende in der Whiskyszene. Gerade Franken scheint sich mittlerweile aber zu einem Ballungsraum für Hersteller des feinen Stöffchens zu entwickeln, zumal die Mälzerei Weyermann von Bamberg aus zahlreiche Whiskybrennereien beliefert. Ja, Frankenland - Whiskyland.

inFranken: Zur Kunst des Komödienschreibens meinte Oscar Wilde einmal: "Man braucht doch nur die Feder in ein Whisky-Glas zu tauchen." Sorgt ein Schwips auch bei Ihnen für berauschende Ideen? Wann, wie und wozu genießen Sie edle Tropfen?
Thomas Kastura: Ich trinke Whisky ohne Wasser und andere störende Zutaten. Am Ende einer langen Schreibnacht darf es auch gerne ein 12-jähriger Highland Park sein. Der hebt die Stimmung und macht den grauen Zellen Beine, wenn's mal partout nicht weitergeht. Übrigens ergänzen sich die Gerstensäfte Bier und Whisky perfekt - selbstverständlich nur in Maßen.

inFranken: Lange litt das "Wasser des Lebens" unter einem verstaubten Image, als Getränk gereifter Männer. Jetzt boomt der Markt: Sehen Sie eine Chance, "Scotch as Scotch can" auf der Whisky-Schiene im ganzen deutschsprachigen Raum zu vermarkten?
Thomas Kastura: Tatsächlich finden immer mehr Whiskyverkostungen und Whisky-Dinners statt, auch Whiskymessen wie "The Village" in Nürnberg. Bei solchen Gelegenheiten werde ich das Buch vorstellen. Auch denke ich, dass Whiskyclubs, die nicht als Alkoholikervereinigungen gelten möchten, ein Buch mit literarisch hochprozentigen Geschichten gerade recht kommt. Besser lässt sich Genuss mit Kultur doch nicht verbinden. Zu unserer ersten Lesung am 22. Oktober gibt's übrigens ein Tasting mit drei verschiedenen Whiskys.

inFranken:War's eigentlich leicht, 27 Kollegen zur Mitarbeit an einer Whisky-Krimi-Anthologie zu gewinnen?
Thomas Kastura: Viele hatten das Whiskyglas quasi schon in der Hand, als ich anfragte. Bei einigen musste ich aber tatsächlich erst Überzeugungsarbeit leisten. Jede Geschichte hat ja eine bestimmte Whiskymarke zum Thema und sollte nach Möglichkeit noch in Schottland spielen. Vorgaben, die sich mancher zu erfüllen weigerte: Aus purem Trotz verlegten Heidi Friedrich und Arnd Rühlmann beispielsweise ihre Story nach Myanmar. Peter Godazgar wich nach Finnland aus. H. P. Karr musste ich regelrecht zwingen, nicht über Whisky-Cola zu schreiben - ein Sakrileg!

inFranken: Mit dem Ergebnis sind Sie selbst also nicht wirklich zufrieden?
Thomas Kastura: Doch. Bei 26 Geschichten hatte ich mit mancher schwächeren gerechnet. Zu meiner Überraschung haben sich alle Autoren aber richtig ins Zeug gelegt und erreichten ein erstaunliches Niveau. Humorvolle Beiträge überwiegen. Daneben gibt's Rachedramen, Verführungen und Vergiftungen, atmosphärisch dichte Kammerspiele - eben die große Vielfalt der deutschen Kriminalliteratur.


"Wer Fusel säuft, wird abserviert"
inFranken: Persönliche Highlights?
Thomas Kastura: Einer meiner Favoriten ist gleich die erste Story von Richard Birkefeld über ein mörderisches Talisker-Whisky-Wetttrinken. Mehr Schottland geht nicht, dazu ein Humor Marke Loriot. Jedes Mal aufs Neue tot lache ich mich auch beim Lesen der James-Bond-Parodie "Casino Fatale". Zumal die Whiskygedichte von Sigi Hirsch das Ganze wunderbar auflockern: Zeilen wie "Ich brauch' was für die Seele, nur Whisky läuft durch meine Kehle" oder "Auf meinem Grabe stand graviert: Wer Fusel säuft, wird abserviert."

inFranken: Wie waren die ersten Reaktionen?
Thomas Kastura: Der Stand des KBV-Verlags war auf der Buchmesse umlagert, nachdem Leser hier schlückchenweise in den Band hineinschnuppern konnten. Whiskyfans aus meinem Freundeskreis trinken sich mittlerweile auch durch die einzelnen Geschichten und decken sich mit Buchgeschenken für Weihnachten ein. "Zum Wohl!" oder "Sláinte", wie der Schotte sagt.


Zur Lesung und zum Buch
Am 22. Oktober findet ab 20 Uhr in der Bamberger Buchhandlung Hübscher (Grüner Markt 16) eine Lesung zu "Scotch as Scotch can" statt, bei der Heidi Friedrich, Arnd Rühlmann, Thomas Kastura und Sigi Hirsch ihre Whisky-Krimi-Sammlung vorstellen. Begleitend findet ein Whisky-Tasting mit Markus Raupach statt. Es werden drei Whiskys verkostet - nach einem Begrüßungsbier (Eintritt 19 Euro). Reservierungen sind unter 0951/982250 möglich.

Den Band "Scotch as Scotch can. Hochprozentige Whisky-Krimis", herausgegeben von Thomas Kastura (Hillesheim: KBV-Verlag 2013. ISBN-10: 3942446898) gibt's für 9,90 €im Handel.

Hier eine Leseprobe: