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Wer wird Bambergs Kreisvorsitzender der CSU?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Dienstag, 16. April 2013

Ein Machtkampf setzt die CSU einer Zerreißprobe aus. Wer wird neuer Kreisvorsitzender der Bamberger CSU? Amtsinhaber Christian Lange oder Helmuth Jungbauer? Unterdessen sieht die politische Konkurrenz dem Schauspiel mit Schadenfreude zu. Und OB Andreas Starke setzt auf Stabilität.
Helmuth Jungbauer (links) oder Christian Lange (rechts)?


Unterdessen sieht die politische Konkurrenz dem Schauspiel mit Schadenfreude zu. Und OB Andreas Starke setzt auf Stabilität.

Es gab einmal Zeiten, da war die Position eines Kreisvorsitzenden der Bamberger CSU fast so etwas wie eine verlässliche Konstante im politischen Leben der Stadt. Anton Hergenröder bekleidete das Amt zwölf Jahre lang, Franz-Josef Schleyer führte die Christsozialen fast zwei Jahrzehnte - von 1957 bis 1976. Und Rudolf Grafberger stand der städtischen Union stolze 17 Jahre vor.

Im vergangenen Jahrzehnt war von dieser Beharrlichkeit an der Spitze der CSU nur noch wenig zu spüren. Seit 2000, als Gustav Matschl überraschend gestorben war, hat sich das Personalkarussell bei der immer noch größten Bamberger Partei parallel zu den schrumpfenden Wahlergebnissen so schnell gedreht, dass selbst eingefleischte CSUler ins Grübeln kommen, wenn man sie nach der Abfolge ihrer Vorsitzenden fragt. Seit 2001 waren es deren drei, und sie haben sich offenbar nicht besonders ins Gedächtnis gegraben: Heribert Trunk, Christian Lange, Helmut Müller und dann wieder Lange.

Wer der neue Kopf in einer langen Folge seit Kriegsende sein wird, darüber wird in dieser Stadt heftig debattiert, seit mit Helmuth Jungbauer, bis 2008 Geschäftsführender Herausgeber des FT, ein ernst zu nehmender Seiteneinsteiger seinen Hut in den Ring geworfen hat.

Jungbauer war erst 2010 zur CSU gestoßen und ist angetreten, der Union in Bamberg wieder die innere Geschlossenheit zurückzugeben, die ihr nach Meinung nicht Weniger fehlt.
Doch fünf Tage vor dem Showdown der Kontrahenten im Pfarrsaal St. Urban in Bamberg-Südwest ist schwer abzuschätzen, wer die größere Hausmacht in der Union mitbringt oder wer mehr Überzeugungskraft für die Mitglieder besitzt. Wird sich Lange wie schon 2011 gegen Mathias Zeck und Heribert Trunk durchsetzen oder geben die CSU-Mitglieder dem unbelasteten Jungbauer den Vorzug, der verspricht, die CSU aus ihrer gefühlten Agonie zu holen?

Neu ist bereits das Wahlverfahren: Erstmals wird der Kreisvorsitzende nicht von einer kleinen Schar erwählter Delegierter bestimmt, sondern von der Kreisversammlung, also einer Art Plenum, bei dem jedes CSU-Mitglied stimmberechtigt ist.

Wer sich in CSU-Kreisen umhört, erfährt wie eng verwoben die beiden Lager sind. Da gibt es viele wie Mathias Zeck, die mit Sorge auf die schlechten Ergebnisse bei OB- und Stadtratswahlen blicken und eine Trendwende mit einer ebenso anerkannten wie starken Persönlichkeit beschwören. Heribert Trunk, von 2001 bis 2003 selbst Kreisvorsitzender, spricht davon, dass die Bürger ein feines Gespür dafür besäßen, ob da Menschen am Werk seien, denen es nur ums eigene Fortkommen gehe und nicht um Inhalte und Konzepte. Entsprechend wünscht er sich eine CSU, die sich endlich wieder mit Themen befasst - von den Unteren Mühlen bis zum Verkehr - statt ausschließlich mit Posten. Helmuth Jungbauer sei in dieser Beziehung ein Schwergewicht, meint Trunk mit Blick auf seine eigene Partei: "Die Inhaltlosigkeit muss ein Ende haben."

Andere wiederum halten den Ball flach. Von einer Krise in der CSU wollen sie nichts wissen. Wie Bürgermeister Werner Hipelius. Der Mann, der seit über 40 Jahren für die Schwarzen im Stadtrat sitzt und viele Jahre als zweiter Mann im Rathaus fungiert, kann nicht verstehen, warum viele der CSU gerne eine notorische Zwietracht unterstellen. Natürlich gebe es in großen Gruppierungen stets unterschiedliche Auffassungen und auch Auseinandersetzungen über den richtigen Weg. Doch könne man das Lange anlasten? Anders als dargestellt sei es dem amtierenden Vorsitzenden gelungen, die inhaltliche Arbeit wieder deutlich zu forcieren.

Doch nicht alle sehen das so: Gärtnerstadtrat Pankraz Deuber hat in der CSU schon mal bessere Zeiten gesehen, wie er sagt. Sein Wunsch an den seit 2011 amtierenden Vorsitzenden Lange wäre gewesen, dass die CSU endlich in ruhigeres Fahrwasser gelangt. Doch das ist nicht passiert. "Wenn alles in Ordnung wäre, dann gäbe es doch diesen Gegenkandidaten gar nicht", sagt De uber. Hört man dagegen Manfred Drescher vom CSU-Ortsverband Berg , so ist die derzeit laut werdende Kritik keine Mehrheitsmeinung: "Das sind Wenige, die bei der letzten Vorstandswahl eine Schlappe erlebt haben. Die reden uns jetzt schlecht. Im Großen und Ganzen sind die Mitglieder zufrieden." Drescher legt Wert darauf, dass es, anders als am Samstag im FT dargestellt, kein Votum des Ortsverbands Berg für Jungbauer gegeben habe. Dies hat am Wochenende auch Mathias Zeck mitgeteilt. Es habe kein generelles Votum, aber "erfreulicherweise Zustimmung aus vielen Ortsvereinen" für den neuen Kandidaten gegeben.
Während die CSU wieder einmal mit sich selbst beschäftigt ist, beobachtet die politische Konkurrenz im Rathaus das Schauspiel nicht ohne Schadenfreude. Für Peter Gack von den Bamberger Grünen ist die Krise in der CSU unausweichliche Folge eines inhaltlichen Kurses, der bislang jede Klarheit vermissen ließ. "Die CSU ist schwach, sie weiß nicht, wofür sie steht. Ist sie für den Oberbürgermeister oder macht sie auf Opposition? Es fehlt an einer Führungspersönlichkeit, der es gelingt, die verschiedenen Strömungen zu vereinen", sagt Gack. Wegen der vielen Personaldebatten in der CSU vermisst der GAL-Stadtrat seit längerem die Voraussetzung für gute Politik: das ernsthafte Ringen um Positionen in der Stadt.
Wenig Positives finden auch die Freien Wähler an der derzeitigen Verfassung der Bamberger CSU. Dieter Weinsheimer spricht von einem Vakuum an der Spitze der größten Fraktion. Kreisvorsitzender Lange wolle sich mit allen gut stellen, um sein Ziel, Bürgermeister zu werden, zu erreichen.

Doch es schade der Stadtpolitik, dass es gerade die CSU nicht schaffe, sich etwa hinsichtlich dringender Aufgabenfelder klar zu positionieren - etwa beim Thema Soziales, Identität der Stadt oder auch in der Frage der Lärm-Events: "Oberbürgermeister Starke, der im Großen und Ganzen gute Arbeit macht, braucht auch eine Kontrolle. Hier versagt die CSU total", sagt Weinsheimer.
Diplomatisch zurückhaltend äußerte sich am Montag Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) selbst: "Mein Abstand zur CSU ist zu groß, um die Chancen der jeweiligen Bewerber beurteilen zu können", sagte Starke. An einer darniederliegenden CSU habe aber auch er kein kein Interesse, stellt Starke klar. Seine Sorge: Allzu heterogene Strukturen könnten die Stadtentwicklung erschweren: "Grundsätzlich liegt es im Interesse der Stadt, dass die CSU ein stabiler und berechenbarer Faktor ist."