Druckartikel: Wer legt immer noch Nägel in Scheßlitz aus?

Wer legt immer noch Nägel in Scheßlitz aus?


Autor: Stefan Fößel

Scheßlitz, Dienstag, 09. Juni 2020

Seit Jahren findet Peter Dorsch in der Scheßlitzer Kiliansiedlung manipulierte Scherben und Nägel. Zwar hatten sich zuletzt keine Geschädigten mehr bei Polizei und Stadt gemeldet - doch damit ist die Gefahr für Dorsch noch längst nicht gebahnt.
Spitze Scherben und gebogene Nägel hat Peter Dorsch auch in den vergangenen Monaten eingesammelt. Foto: Stefan Fößel


Nägel, die so nach oben gebogen sind, dass sie sich genau in Reifen bohren, zugespitzte Glasscherben, scharfkantige Metallbögen - auch in den vergangenen Monaten hat Peter Dorsch Funde der besonderen Art gemacht. Und sein Sohn Jonas hatte erst vor 14 Tagen wieder einen platten Reifen am Quad. "Insgesamt ist es deutlich weniger geworden, aber wenn ich abends ums Haus gehe, finde ich doch noch oft was Gefährliches auf der Straße", sagt der 53-Jährige. "Und immer wieder sehe ich auch Radfahrer mit Plattfuß. Denen sage ich: Ihr müsst bei der Polizei anrufen, sonst passiert auch nichts."

Mit einem Nagel im Reifen hatte es im Februar 2016 auch für Dorsch begonnen, bald darauf erging es dann seinem Sohn so. Der Geschädigte sammelte in der Folgezeit in seiner Straße immer wieder frühmorgens Nägel, Scherben und Metallstücke. Seiner Anzeige bei der Polizei schloss sich ein Zahnarzt aus der Nachbarschaft an, der gleich drei Reifen ersetzen musste. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. "Ich musste sogar eine DNA-Probe abgeben. Aber ich leg' doch keine Nägel aus und fahr mir dann selbst zweimal einen Plattfuß", erinnert sich Dorsch. Der wahre Täter konnte indes nicht ermittelt werden, das Verfahren wurde im April 2018 eingestellt.

"Wir haben die Sache ernstgenommen", sagt Roland Kühhorn von der Polizeiinspektion Bamberg Land. So sei eine eigene Ermittlerin auf die Vorfälle angesetzt worden. Auch über die Presse habe man Zeugen aufgefordert, sich zu melden. Neben den von Dorsch angezeigten Fällen habe sich aber nur noch im Januar 2018 eine Geschädigte an die Polizei gewandt. Auch sonst habe es keine konkreten Hinweise auf einen Täter gegeben. Und eine Videoüberwachung des öffentlichen Verkehrsraums sei nicht so einfach möglich. Seine neueren Funde solle Dorsch aber auf jeden Fall wieder der Polizei mitteilen.

"Bei uns sind zuletzt keine Beschwerden mehr eingegangen", sagt auch Cornelia Weber, die Geschäftsleiterin der Stadt Scheßlitz. Noch immer hängen in der Kiliansiedlung aber einige der Hinweiszettel, mit denen die Verwaltung im August 2018 warnte: "Fahrbahn durch manipulierte Nägel oder Scherben von unbekannten Personen verunreinigt. Bitte fahren Sie vorsichtig! Kontrollieren Sie Ihre Reifen!" Dorsch solle erneut auch auf die Stadt zukommen, wenn er weitere Nägel oder Scherben finde. Peter Dorsch ist zwar froh, dass inzwischen nicht mehr ganz so viele Gegenstände gestreut werden wie früher.

Polizeipräsenz und Beleuchtung

Und doch ist er weiter besorgt um die Sicherheit der Straßennutzer, zu denen auch die Schulbusse zur nahen Johannes-Schule zählen. Er würde sich wünschen, dass sich weitere Geschädigte melden, und die Polizei in der Kiliansiedlung Präsenz zeigt:"Das würde vielleicht den abschrecken, der die Nägel hier verteilt." Hilfreich wäre es aus seiner Sicht auch, wenn seine dunkle Straßenecke besser beleuchtet wäre, etwa mit einer Solarlaterne. "Aber wenn der immer so weitermachen kann und irgendwann ein Unfall passiert, ist das Geschrei bestimmt groß."