Lebensmittelladen in Oberfranken muss Strom verschwenden, um Stromkosten zu sparen
Autor: Stephan Großmann
Heiligenstadt, Dienstag, 21. August 2018
Verbrauchen Kunden zu wenig Energie, können ihre Abgaben steigen. Doch manche Unternehmer helfen sich trickreich, um am Ende nicht drauf zahlen müssen. Warum dann im Sommer Heizstrahler laufen, zeigt das Beispiel eines Lebensmittelladens in Heiligenstadt.
Die Sponsels lieben ihren Laden. Im Herzen der fränkischen Schweiz gelegen, verkaufen sie ihren Kunden aus Heiligenstadt und Umgebung Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs. So stemmen sie sich erfolgreich gegen das viel besprochene Sterben ländlicher Gemeinschaften. Die Kunden kommen kontinuierlich in den Frischemarkt des Ehepaars Sponsel, deren Fokussierung auf Bio-Produkte sich zu lohnen scheint. Ein Thema setzt Karl-Hans und Monika Sponsel jedoch gehörig unter Strom: die Energiewirtschaft selbst.
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"Wir werden bestraft, weil wir an die Umwelt denken", sagt der 58-jährige Einzelhandelskaufmann. In den vergangenen acht Jahren haben er und seine Frau gut 85.000 Euro investiert, um den Verbrauch des stromintensiven Unternehmens zu drosseln. Der Umwelt zuliebe. Erst installierten sie eine Anlage zur Wärmerückgewinnung, mit der sie 25.000 Kilowattstunden (kWh) Energieleistung im Jahr sparen, später folgte eine moderne Kühlanlage, die weitere 40.000 kWh einspart. Schmalere Stromrechnung? Fehlanzeige. Im Gegenteil: Um nicht drauf zu zahlen, müssen sie sogar in die Trickkiste greifen. Zweimal im Jahr stellen sie mehrere Heizstrahler auf, gleichzeitig läuft die Kühlanlage für 15 Minuten auf Hochtouren. Aber wozu?
Zahlen müssen die Stromkunden
Überschreiten die Sponsels nicht mindestens zweimal im Jahr eine Leistung von 30 Kilowatt, gelten für sie nicht mehr die günstigeren gewerblichen Tarife der sogenannten Konzessionsabgabenverordnung (KAV). Statt 0,11 Cent pro kWh könnten dann bis zu 1,32 Cent zu Buche schlagen. Diese Abgabe leisten Energieversorger in der Regel an Gemeinden, um öffentliche Wege für Verlegung und Betrieb ihrer Leitungen nutzen zu dürfen. Die Kosten gehen meist direkt auf die Kunden über.
Wie den Sponsels geht es vielen kleinen und mittleren Betrieben, die sich auf die Energiewende einstellen. Die KVA stammt von aus dem Jahr 1992, lange vor der großen grünen Welle. Wie der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) mitteilt, sehe er Handlungsbedarf. Seit 26 Jahren "wurde der Energiemarkt liberalisiert, die Netze reguliert und die sogenannte Energiewende eingeleitet", sagt VBEW-Sprecherin Ann-Kathrin Mayer. "Daher müsste die KAV dringend an verschiedenen Stellen an heutige Verhältnisse angepasst werden."