Wenn die Rettl mit dem Wussi ...
Autor: Andrea Spörlein
Bamberg, Donnerstag, 19. November 2015
Die Buchhandlung Hübscher hatte zu einem Mundartabend mit Rettl Motschenbacher und Wolfgang Wussmann eingeladen.
Mit Rettl Motschenbachers "Wos isn do drinna?! Allerhand Gschichtla" und "Niggs äfunna - alläs wohr. Nichts erfunden - alles wahr. 100 Bamberger G'schichtla in Mundart und Schriftdeutsch" von Wolfgang Wussmann stellten die Autoren ihre aktuellen Veröffentlichungen vor und lasen abwechselt ausgewählte "Gschichtla" vor.
Michael Genniges, der Hausherr und Verleger der beiden, tat sich als gebürtiger Rheinländer schon etwas schwer, die Titel vorzustellen. Er freute sich trotzdem, dass beide Autoren zu einer gemeinsamen Lesung gewonnen werden konnten.
Rund um den Kaulberg
Die "Allerhand Gschichtla", mittlerweile der neunte Geschichtenband von Rettl Motschenbacher, entführen den Leser in die Welt rund um den Kaulberg. "Gschichtla über Bürgermeister und Bischöfe" kommen dazu, aber auch aktuelle Begebenheiten werden von ihr zum Besten gegeben.
Alltagsgeschichte verknüpft die Rettl immer wieder mit ganz konkreter Stadtgeschichte, so zum Beispiel in der Erzählung "Die einzig wahre Heimath - der Schönlein vom Platz".
Die Autorin profitiert von ihrem reichen Lebens- und Erfahrungsschatz und spricht den Leser immer wieder ganz persönlich an. Sie schreibt in ihrer Version der Bamberger Mundart vermischt mit dem Hochdeutschen und verhilft damit auch dem "Nicht-Bamberger" zu einer großen Lesefreude.
Die "100 G'schichtla" von Wolfgang Wussmann, der bis zu seiner Pensionierung als Konrektor an der Luitpoldschule tätig war, stammen überwiegend aus dem Gärtnermilieu und dem Alltag im Bamberger Norden rund um den "Sparg'l". Dazu kommen seine ganz persönlichen Erlebnisse als Ministrant in St. Otto. So kreisen viele seiner Geschichten um den "originellen, wenn auch gefürchteten Geistlichen Rat Johann Heberlein", 50 Jahre Pfarrer in St. Otto. Für alle "Nicht-Bamberger" wurden seinen G'schichtla zusätzlich in Schriftdeutsch gegenübergestellt.
Beide Bücher sollten für jeden Bamberg-Fan ein absolutes Muss sein. Nicht nur dass man die Feinheiten des Bamberger Dialekts erklärt bekommt, sondern dann auch endich erfährt, über was sich die "Glockn beim Gebet unterhaltn". Noch dazu wird dem aufmerksamen Leser auf ganz charmante Art und Weise Bamberger Lokalgeschichte vermittelt und er erfährt einiges über den Alltag aus einer Zeit, als man noch auf der Altenburgerstraße "Tatzern, Hüpfen oder Mutter darf ich Reisen?" spielen konnte.
Geschichten aus dem Alltag werden erzählt, mit all ihren üblichen kleinen und großen Katastrophen und Peinlichkeiten, aber auch Heiteres und Besinnliches kommt zur Sprache. Natürlich bleiben die Lausbubengeschichten aus der Luitpoldschule oder so manche deftige Anekdote aus der "Fröschgrumm" nicht unerwähnt.
Wahre Begebenheiten
"Allerhand Gschichtla" eben, die "fei ächt wohä" sind, wie beide Autoren immer wieder betonten. Viele der zahlreich erschienen Zuhörer haben sich bei der Lesung an ihrer eigene Kindheit und Jugend erinnert und den ein oder anderen Protagonisten aus den Erzählungen noch gekannt. Vielleicht ist ihnen bei dieser Gelegenheit auch selbst noch ein "Gschichtla" wieder eingefallen.Der "Dreigesang", bestehend aus Arntrud Keller, Edeltraud Rosenberger und Maria Ziegler, umrahmte den Abend stimmungsreich mit fränkischen Liedern.
Wolfgang Wussmann: "Niggs äfunna - alläs wohr. Nichts erfunden - alles wahr. 100 Bamberger G'schichtla in Mundart und Schriftdeutsch", edition Hübscher, 165 Seiten, 10,99 Euro.
Rettl Motschenbacher: "Wos isn do drinna?! Allerhand Gschichtla", edition Hübscher, 120 Seiten, 9,95 Euro.