Wenn der Feuerwehr am Tag die Leute fehlen
Autor: Anette Schreiber
LKR Bamberg, Montag, 06. August 2018
Während des Tages haben Wehren oftmals zu wenig Aktive, die einsatzbereit sind. Ein Fall in Burgwindheim macht die Problematik deutlich.
Ein Zimmerbrand Anfang Juli offenbarte Probleme der Ortswehr, die aber auch ein allgemeines Problem darstellen: Zu wenig Feuerwehrleute während des Tages. Burgwindheims Erster Komman Simon Klug stellte unmissverständlich fest: "Die Tageseinsatzbereitschaft muss verbessert werden." Er sprach das Thema im Gemeinderat an und ging im Detail auf den Brand ein. Zwar war , so Klug, "ein erfahrener Zugführer" kurz nach der Alarmierung vor Ort. Dennoch musste dieser Atemschutzgeräteträger nahezu tatenlos warten, bis weitere Kollegen vor Ort waren, die ebenfalls für Einsätze mit Atemschutz ausgebildet sind.
Arbeit mit dieser Ausrüstung war schon allein deswegen geboten, weil bei diesem Zimmerbrand, wie Klug nach Auswertung der Bilder schloss, Temperaturen zwischen 800 und 1000 Grad herrschten. Aus Sicherheitsgründen darf bei Atemschutzgeräteträger-Einsätzen immer nur ein aus zwei Personen bestehendes Team und das nur für maximal etwa 30 Minuten eingesetzt werden.
So dauerte es entsprechend, bis genügend Atemschutzgeräteträger aus Ebrach und Burgebrach gekommen waren. Denn wenn ein Zweiertrupp eingesetzt wird, muss aus Sicherheitsgründen ein weiterer vor Ort, beziehungsweise schon unterwegs sein.
Insgesamt, so fuhr Klug fort, waren aus Burgwindheim, wo 800 Menschen leben, nur insgesamt vier Aktive der Ortswehr am Einsatzort. Eine zu geringe Einsatzstärke während des Tages. Wert legte Klug freilich auf die Feststellung, die Burgwindheimer Wehr habe bei diesem Einsatz alles richtig gemacht.
Standardeinsatz
In relativ kurzer Zeit war dieser "Standardeinsatz" dank der Hilfe benachbarter Wehren schnell bewältigt. Dennoch sei hier ein grundsätzliches Manko deutlich geworden, stellte Klug fest. Als Verbesserungsvorschlag bemühte er das Beispiel der Nachbargemeinde Ebrach: Hier sind drei der vier Bauhofmitarbeiter in der Feuerwehr und so während des Tages meist am Ort. Allerdings, so musste er auf Nachfrage aus dem Gremium einräumen, halfen Burgwindheimer Atemschutzgeräteträger in Ebrach bei einem Einsatz - weil dieser am Wochenende war.
Dennoch plädiert Klug dafür, den Bauhof bei Einsätzen einzubeziehen. Dazu merkte Bürgermeister Heinrich Thaler an, dass man nur über zwei Bauhofmitarbeiter verfüge.
Klug bat zudem, sich an ortsansässige Firmen zu wenden, um zu ermitteln, welche Mitarbeiter in Feuerwehren aktiv sind, damit sie gegebenenfalls bei Einsätzen in Burgwindheim mithelfen können.
Burgwindheim verfügt derzeit über insgesamt 62 Aktive, davon sind 20 als Atemschutzgeräteträger ausgebildet. Die meisten Aktiven arbeiten jedoch während des Tages nicht am Ort. Der Feuerwehrverein zählt insgesamt 105 Mitglieder. Mit den Beiträgen wird die Feuerwehrarbeit vor Ort unterstützt.
Wer kann eigentlich bei einer Wehr Aktiver werden? Der FT fragte bei Kommandant Klug nach und erfuhr, dass jeder bis zum Alter von 65 Jahren mitmachen kann, ausgenommen Menschen mit psychischen oder körperlichen Behinderungen. Eine Grundausbildung dauert insgesamt rund 160 Stunden. Das heißt, man kann dafür etwa einen Zeitraum von zwei Jahren veranschlagen. "Weil die Ausbildung in der Freizeit, also abends oder an Wochenenden stattfindet", so Klug. Bis man dann spezialisiert ist, also beispielsweise als Maschinist arbeiten kann, ist eine weitere Ausbildung von etwa 40 Stunden erforderlich.
Es gibt Vorteile
Hat derjenige, der sich ehrenamtlich bei der Wehr engagiert, eigentlich auch irgendwelche Vorteile? Klug bejaht das. Feuerwehrleute im Landkreis erhalten beispielsweise die Ehrenamtskarte. Mit ihr gibt es Ermäßigung bei Eintrittspreisen, oder auch beim Einkauf bei regionalen Firmen. Bei bestimmten großen Anbietern bekommen Feuerwehrleute auch extra Handyverträge. "Das macht sich schon bemerkbar", gibt Klug zu verstehen.
Richtig verhalten
Zurück zu den Ereignissen rund um den Zimmerbrand. Hierzu unterstreicht der Bürgermeister nachdrücklich das richtige Verhalten der Aktiven. Er betont zugleich, dass die Bauhofmitarbeiter bei Bränden während der Woche und untertags mit vor Ort sind und die Wehr unterstützen. Freilich bilde die fehlende Mannschaftsstärke während des Tages kein Burgwindheimer, sondern ein generelles Problem: "Früher haben die Menschen am Ort gearbeitet, heute arbeiten 90 Prozent woanders." Früher gab es auch wesentlich mehr Landwirte, die ihrerseits mithalfen.
Thaler verweist auf die große Nachbargemeinde Burgebrach, selbst die hatte schon personelle Engpässe. Mittlerweile seien Alarmierungspläne geändert, so dass Burgebrach, Burgwindheim und Ebrach kooperieren. Das bedeutet, wenn es in einer Gemeinde brennt, wird Alarm auch in den anderen ausgelöst.
Kreisbrandrat Bernhard Ziegmann sieht in Kooperationen und entsprechenden Alarmierungsmodifzierungen das Mittel der Wahl. Eine generelle Dienstanweisung im Landkreis dazu will er nicht geben, begrüßt es aber ausdrücklich, wenn sich zwei, drei nächstgelegene Wehren zusammentun.
"Der gemeinschaftliche Alarm funktioniert eigentlich gut", ist seine Erfahrung. Damit sei es jedoch nicht getan. Die Aktiven müssen dann auch mit einander üben, die jeweiligen Kommandanten die Sache mittragen. Für gemeinschaftliche Alarmierungen müsse lediglich die in der Rettungsleitstelle hinterlegte Alarmierungs-Codierung angepasst werden. Kreisbrandrat Bernhard Ziegmann ist für 187 Feuerwehren und gut 7000 Aktive zuständig.