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Wenn Bamberg zum "Tatort" wird


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Sonntag, 03. Juli 2016

Der dritte fränkische Fall der TV-Reihe spielt in Oberfranken. Gedreht wird auch in Bamberg. Wer mitspielen möchte, kann sich als Komparse bewerben.
Die Franken-Tatort-Schauspieler (von links) Andreas Leopold Schadt, Dagmar Manzel, Fabian Hinrichs, Eli Wasserscheid und Matthias Egersdörfer. Foto: dpa


Es ist fast wie echte Ermittlungsarbeit, eine Spurensuche. Die große Frage: Was lässt sich zum nächsten Franken-Tatort schon herausfinden? Vergangene Woche die Nachricht: Drehorte sind Nürnberg und Bamberg, los gehen soll es mit der Produktion nächsten Monat.

Bamberg als Filmstadt war bisher schon Kulisse für Historisches, etwa "Die drei Musketiere" im Jahr 2010 oder "Die Seelen im Feuer" 2013. Genauso bot die Stadt Motive für drei Verfilmungen aus der Kinderbuchreihe des "Sams".

Diesen Sommer gibt es harte Kost: Nach "Der Bamberger Reiter" wieder ein Krimi, genauer gesagt der Krimi: Der dritte Franken-Tatort trägt den Titel "Am Ende geht man nackt", wie der Bayerische Rundfunk (BR) bekannt gab. Die Handlung greift ein Thema auf, das in Bamberg auch in der Realität eines ist: die Flüchtlingssituation.

Die Mordkommission Franken ermittelt in ihrem neuen Fall in einer "Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Oberfranken", schreibt der BR . Eine Frau aus Kamerun ist in der Gemeinschaftsküche eingesperrt, als ein Brandanschlag auf die Unterkunft verübt wird.

Großunterkunft für Asylbewerber - Bamberg - Stichworte, bei denen der Gedanke aufkommen mag: Die Stadt wurde ausgewählt wegen der "Are", der großen "Ankunfts- und Rückführungseinrichtung für Asylbewerber mit geringer Bleibewahrscheinlichkeit". Ist da was dran?

Auf FT-Anfrage war von den Tatort-Machern zu erfahren: "Aus redaktionellen Überlegungen heraus wollten wir den dritten Franken-Tatort in jedem Fall in Oberfranken ansiedeln, nachdem der erste in Nürnberg und der zweite teilweise in Würzburg gespielt hat. Produktionslogistische Gründe gaben schließlich den Ausschlag für Bamberg."

Ein recht pragmatischer Grund, über dessen Ergebnis sich eine Hauptdarstellerin besonders freuen dürfte: Schauspielerin Eli Wasserscheid. Die Bambergerin spielt die Figur von Ermittlerin Wanda Goldwasser, die zum festen Team der Mordkommission Franken gehört. Ein Interview mit der Hauptdarstellerin ist derzeit noch nicht möglich.

Generell gibt der BR aktuell recht wenig bekannt, so auch zur Lage der Drehorte. Bamberg ja, doch wo genau? "Zum jetzigen Zeitpunkt können wir leider noch keine Motive nennen", heißt es aus der Tatort-Redaktion.


"Nicht am Originalort"

Ein Dreh in noch leer stehenden Wohnblocks der "Are" scheint allerdings ausgeschlossen. Ulrike Siebenhaar, Pressesprecherin der Stadt, stellt klar: "Gedreht werden wird nicht am Originalort." Siebenhaar geht davon aus, dass die Filmemacher etwa einen Monat in Bamberg am Werk sein werden. Von ihrem Kollegen Steffen Schützwohl ist zu erfahren, dass demnächst ein Treffen mit der Produktionsfirma ansteht.

Die Stadt ist Genehmigungsbehörde für Straßensperrungen oder Parkberechtigungen. Außerdem stellt sie die Erlaubnis aus, dass überhaupt gedreht werden darf. Nur wo genau? Aus dem Rathaus heißt es: Man stehe zwar noch am Anfang, gehe aber davon aus, dass Bamberg ein Schwerpunkt sein wird.

Einen guten Überblick über die TV-Produktionen in der Stadt hat Alexander Schimkus. Er ist freier Aufnahmeleiter beim Film beziehungsweise Drehort-Organisator. Schimkus' Job ist es, die richtige Kulisse im richtigen Zustand zu finden, und er kümmert sich um den Frieden zwischen Anwohnern und Produktionsfirma.

Ob er am neuen Franken-Tatort beteiligt sein wird, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Schimkus kann sich gut vorstellen, dass die Produktionsfirma auf der Suche nach einem leer stehenden Hotel oder einer Pension sein wird, um dort zu drehen. Auch für ihn ist klar, dass das Filmteam nicht in einer echten Flüchtlingsunterkunft auftauchen wird.

Dass Bamberg in einer so prominenten Fernsehreihe gerade mit der Flüchtlingsthematik in Zusammenhang gebracht wird, schmeckt wohl nicht jedem.

Ulrike Siebenhaar aus der städtischen Pressestelle hält dagegen: "Dass in einem Krimi nicht nur die Schokoladenseite einer Stadt gezeigt wird, ist klar."

Aus Marketing-Sicht der Stadt sagt Klaus Stieringer: "Die Region ist so attraktiv, das ist immer Werbung." Stieringer freut sich in erster Linie, dass der Franken-Tatort überhaupt in Bamberg spielt und ist sich sicher, dass die Zuschauerzahlen des Tatort eine "tolle Werbung" versprechen. Für viele Menschen sei Bamberg eine Traumstadt, doch manche würden sie eben nicht nur so erleben. "Das Thema zeigt einen Teil unserer Gesellschaft."

Casting Der Bayerische Rundfunk plant ein Komparsencasting in Bamberg. Wann und wo dieses stattfinden wird, steht noch nicht fest. Sobald die Planung konkreter wird, veröffentlicht der Fernsehsender Details im Internet unter www.franken-tatort.de