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Weltkulturerbelauf in Bamberg: Himmel und Hölle auf 21 Kilometern


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Montag, 27. April 2015

Steile Berge, Holperpflaster, Zickzackkurs: Der Halbmarathon durch am 3. Mai durch Bamberg verlangt von den Teilnehmern alles ab. Gerade deshalb ist eine gut überlegte Laufstrategie bei diesem Rennen besonders wichtig: Vor allem zur Altenburg hinauf sollten die Kräfte gut dosiert werden.
Ein Meer von Gleichgesinnten trifft sich am Start an der Weide. Vor ihnen liegen 21,1 Kilometer durch Bamberg- eine Strecke, die es in sich hat - sie sie ist ebenso anstrengend wie schön.  Foto: Ronald Rinklef


Natürlich kann man Bamberg auch gemächlichen Schrittes erobern - Hügel für Hügel, Kirche für Kirche. Doch seit 2003 gibt es auch die andere, die sportliche Art - mit schnellem Puls, in einem Meer von Gleichgesinnten. Über 11 700 Männer, Frauen, Schülerinnen und Schüler haben sich für die sieben Strecken des Weltkulturerbelaufs angemeldet; 3700 trauen sich sogar die Königsdisziplin über alle Bamberger Hügel zu.

Um es kurz zu machen: Der 21,1 Kilometer lange Sparkassen-Halbmarathon ist wie der Name schon sagt ein halber, und man muss hinzufügen, ein schwerer halber Marathon. Viele, die ihn absolviert haben, schwärmen von diesem Lauferlebnis. Dennoch ist der Zickzackkurs durch die Altstadt nichts für blutige Anfänger. Der Steilanstieg zur Altenburg, das tückische Bamberger Pflaster, nicht zuletzt die letzten 40 Höhenmeter zur Jakobskirche haben schon Manche das Fürchten gelehrt. Himmel und Hölle liegen hier nah beieinander.


Ausruhen vor dem Lauf

Abhängig vom Trainingszustand, mindestens aber in den letzten zwei, drei Tagen sollten sich die Athleten Erholung gönnen. Und mit kohlehydratreicher Kost die Energiedepots auffüllen. Da der Startschuss um 15.30 Uhr und damit relativ spät fällt, sollte auch die Zeit bis dahin mit leichter Kost und Getränken überbrückt werden. Nicht zu empfehlen ist eine schwere Mahlzeit, schon gar nicht kurz vor dem Lauf.


Kräfte klug einteilen

Trotz voller Energiespeicher: Die Strecke ist so lang, dass sie besonnenes Haushalten mit den zur Verfügung stehenden Kräften erfordert. Gerade die ersten fünf Kilometer mit mehreren rampenartigen Anstiegen zehren an den Kräften. Vor allem, wenn man sich zu weit vorne angestellt hat und mithalten will. Statt in Euphorie zu verfallen, gilt es, möglichst bald sein eigenes Tempo zu finden.Wer auf den ersten Kilometern taktisch läuft, profitiert spätestens in der zweiten Hälfte des Rennens. Vor allem in der langen Flachstrecke am Kanalufer schaffen es einige auf diese Weise, die Geschwindigkeit sogar noch zu steigern.


Altenburg - brutal schön

Unzweifelhaft: Die Altenburg ist der erste Höhepunkt des Rennens - eine vor allem auch psychische Herausforderung. Selbst gut trainierte Läufer verfallen an der stauanfälligen geschotterten Steilpassage in armunterstützten Laufschritt, was zur Erholung der Pulsfrequenz beitragen soll. Nach einer kurzen Runde im Burghof (Wasserstelle) heißt es dann, sich mit dem umgekehrten Anforderungen vertraut zu machen. Steil geht es auf der Straße bergab zur Sutte. Hier zeigt sich, dass auch Bergablaufen gelernt sein will.

Wer es schafft, sich dabei ein wenig zu erholen, kann die Promenade über Kaulberg, Stephansberg und Schloss Geyerswörth besser genießen. Es lohnt sich: Wie im Rausch geht es durch die mit Zuschauern dicht besetzte Bamberger Altstadt. An jeder Ecke überrascht eine neue Perspektive. Bamberg zeigt sich von seiner schönsten Seite.

Der Hain läutet die zweite Hälfte des Rennens ein. Ein kleiner Haken führt durch den Botanischen Garten. Noch ist es schattig, und der Waldboden dämpft angenehm die Schritte. Am Jahnwehr ändert sich das: Die schnurgerade Strecke bietet ab jetzt wenig Abwechslung; gnadenlos heiß kann es hier unter der Nachmittagssonne werden. Doch wer Kräfte gespart hat, für den verlieren auch die vier Kilometer bis zur Löwenbrücke ihren Schrecken. Und Wasser gibt es genug: Am Jahnwehr (km 13) und an der Marienbrücke (km 15) stehen die Helfer mit den Trinkbechern.

Wer zum ersten Mal dabei ist, sollte bei Kleidung und Schuhwerk nur bewährtes Material verwenden. Nichts ausprobieren, was nicht schon vorher getestet wurde! Es könnte zu unliebsamen Überraschungen wie Hautreizungen und Blasen kommen. Beim Schnüren der Schuhe: Doppelknoten hält besser.

Energie tanken mit Gels

Gelegentliches Nachtanken mit Energie-Gels verfehlt die Wirkung nicht. Viele Läufer nehmen sogar zwei bis drei der zähflüssigen Energiespender in einer Tasche mit. Sie wissen nur zu gut: Unter starker Anstrengung fällt das Kauen und Schlucken schwer; die wenigsten schaffen es, im harten Lauf etwas Festes wie einen Riegel zu sich zu nehmen. Wer an dem Wasserstellen etwa am Altenburgberg (km 5), am Jahnwehr (km 13) und am Heumarkt (km 17) ein mitgebrachtes Gel zu sich nimmt und etwas nachtrinkt, beflügelt den Zuckerstoffwechsel in den Muskeln und gönnt sich einen kleinen Energieschub.

Den kann man auf den letzten Kilometern gut gebrauchen: Wie atemberaubend der "Bamberg-Marathon" ist, wird klar, wenn die Strecke kurz vor dem Ziel noch einmal umbiegt und sich die Läufer zur Jakobskirche hinaufkämpfen müssen. Die letzten Meter führen ebenso gradios wie tückisch über abschüssiges Pflaster am Domberg zur Oberen Brücke. Jetzt ist es fast geschafft: Gänsehautgefühle lassen die Läufer am Gabelmann vorbeifliegen; den Zieleinlauf beschreiben viele als "gigantisches Erlebnis".

Der Endspurt sollte aber nicht zu früh angesetzt werden und auch nicht zu heftig ausfallen. Auf ein paar Sekunden kommt es beim Weltkulturerbelauf nicht an. Dabei sein ist alles.















































Endspurt: Muss nicht