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Welterbezentrum Bamberg: Sind die Kosten unverhältnismäßig?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Freitag, 18. März 2016

Eine Million für eine überschaubare Schau? Die Grünen bezweifeln die Verhältnismäßigkeit der Kosten für das geplante Bamberger Welterbe-Besucherzentrum.
So sollen die wieder erweckten Unteren Mühlen in Bamberg aussehen. Die oberen Stockwerke sind für das Besucherzentrum Welterbe Bamberg vorgesehen.  Grafik: Architekturbüro RosenbergSo sollen die wieder erweckten Unteren Mühlen in Bamberg aussehen. Die oberen Stockwerke sind für das Besucherzentrum Welterbe Bamberg vorgesehen.  Grafik: Architekturbüro Rosenberg


Unten Wasserkraftwerk und Restaurant, oben Welterbezentrum. Die neuen Unteren Mühlen können zum Anziehungspunkt in Bamberg werden, wenn das Gebäudeensemble wieder zum Leben erweckt wird, voraussichtlich 2018. Doch der Glanzpunkt kostet! 925 000 Euro öffentliches Geld fließen allein in Konzeption und Ausstattung eines Welterbe-Besucherzentrums. Jährlich kommen 130 000 Euro Betriebskosten dazu - mit unsicherer Gegenfinanzierung.

Viel Geld in einer Stadt mit knappen Kassen, finden die Grünen. Sie hatten deshalb bereits in den Haushaltsberatungen 2015 gegen die Pläne gestimmt. Nun setzen sie noch einmal nach: "So charmant die Unteren Mühlen für ein Welterbezentrum auch sind - dies sollte nicht um jeden Preis durchgeboxt werden", sagt Ursula Sowa.


Nur 100 Quadratmeter Fläche?

Wird das Zentrum noch einmal auf den Prüfstand kommen? Was sie und GAL-Kollegen Peter Gack stört: Die hohen Kosten werden in ein Gebäude gesteckt, das einem privaten Investor gehört, an den eine stattliche Miete von mehreren Zehntausend Euro im Jahr fließt. Außerdem stehe die Größe der zu schaffenden Ausstellungsräume von laut Grünen 100 Quadratmetern "in absurdem Missverhältnis" zum Aufwand. Sowa bezweifelt, dass auf dieser Fläche die erhoffte Zahl von 150 000 Besuchern erreicht werden kann.

Die ist aber nötig, damit die Stadt nicht auf hohen Kosten sitzen bleibt. Man muss wissen: Eintrittsgelder sind im Besucherzentrum nicht vorgesehen. Derzeit geht man davon aus, dass jeder zweite Gast einen Euro als Spende zurücklässt - so sollen 65 000 Euro im Jahr zusammenkommen.

Bürgermeister Christian Lange (CSU) ärgert sich. Er wirft den Grünen notorische Verweigerungshaltung vor: "Bei den Unteren Mühlen zu sparen, wäre ein großer Fehler. Damit das Welterbe-Besucherzentrum in Bamberg ein Erfolg wird, muss es dieser Stadt angemessen sein. Dann ist es sehr gut angelegtes Geld."

Was Welterbemanagerin Patricia Alberth vorschwebt, ist eine hochmoderne Ausstellung mit innovativen virtuellen Präsentationsformen, die mit vergleichbaren Einrichtungen mithalten kann. Mit 200 Quadratmetern liegt die Ausstellungsfläche zwischen denen in den Besucherzentren in Stralsund und Regensburg, sagt Alberth.

Wichtig: Das Besucherzentrum wird kein klassisches Museum, sondern soll Bambergs bekanntestes Alleinstellungsmerkmal, den Unesco-Welterbestatus, vermitteln - Gästen und Einheimischen. Fragen, die hier eine Rolle spielen, sind: Was steht hinter dem Welterbe-Siegel? Was sind Pufferzonen, was Sichtachsen? Welche anderen Welterbestätten gibt es weltweit und in der Nähe?


Kostendeckender Betrieb?

Anders als die Grünen sieht Bürgermeister Christian Lange die Kostenfrage entspannt. Er geht von Fördermitteln in einer Höhe von 420 000 Euro aus und glaubt, dass es bei einer Zahl von zuletzt 6,2 Millionen Tagestouristen durchaus möglich wäre, auch mehr Geld als die geplanten 65 000 Euro einzuspielen. Rechnet man noch Mieteinnahmen durch Veranstaltungen hinzu, sei sogar ein kostendeckender Betrieb denkbar.

Bei den Kritikern des Vorhabens kann dies die Skepsis allerdings nicht wegwischen: Ursula Sowa zweifelt, dass tatsächlich so viele Menschen in ein Welterbe-Zentrum kommen werden, das barrierefrei nur über einen Aufzug erschlossen und kaum größer als der Tagungssraum im jetzigen Tourismus- und Kongressservice ist. Ihr Alternativ-Vorschlag: "Man sollte das Welterbe-Besucherzentrum ebenerdig einrichten, dann könnte es wirklich ein gut frequentiertes Zentrum werden."

Freilich: Die Bamberger Öffentlichkeit hat viel zu lange auf die Revitalisierung der seit Jahrzehnten bestehenden Ruine gewartet, als dass man dem privaten Investor auf der Zielgeraden noch leichtfertig Steine in den Weg legen würde. Davon rät auch Klaus Stieringer (SPD) ab: "Wir finden den Entwurf gelungen. Wenn wir jetzt das Konzept infrage stellen, riskieren wir, dass der Investor abspringt."

Stehen die Grünen am Ende alleine da? Auch die Freien Wähler, die sonst mit Argusaugen über die städtischen Finanzen wachen, wollen beim Prestigeobjekt Untere Mühlen nicht auf die Bremse treten. Dieter Weinsheimer: "Das ist ein guter Ort. Wir sind bereit, für ein Besucherzentrum Geld in die Hand zu nehmen, weil es Bambergs Rang als Welterbestadt unterstreicht. Hier darf man nicht kleckern."





















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