Welten treffen aufeinander
Autor: Petra Mayer
Bamberg, Donnerstag, 02. Februar 2017
Zufallsbegegnungen thematisiert eine Ausstellung mit Fotos und Plastiken, die ab 16. Februar im Landratsamt zu sehen ist. Franken trifft Süd-Indien.
Sie bringen Fremde zusammen, deren Leben sich - von einer Haltestelle zur anderen Haltestelle - überkreuzen. Gemeinschaften, die sich dessen meist nicht mal bewusst sind, entstehen, um kurz darauf wieder zu vergehen. Sofern nicht der Zufall Schicksal spielt und für Begegnungen sorgt, die die Fahrt überdauern: Busse sind für Adelbert Heil ein Faszinosum, dem der Bildhauer eine eigene Werkreihe widmete. Am 16. Februar eröffnet am Landratsamt eine Ausstellung, bei der seine Bronzeplastiken neben Bildern aus Indien zu sehen sind: Fotos, die an Busbahnhöfen und anderen Orten entstanden, um Geschichten vom Subkontinent zu erzählen. Als Fotograf zeigt Gerhard Albert dabei auch die unvorstellbare Not, unter der in diesem Teil der Welt noch so viele Menschen leiden.
Für Unberührbare
Ja, zwei Welten treffen bei der Ausstellung im Landratsamt aufeinander: Franken und Indien - genauer gesagt Tamil Nadu, wo sich der Stegauracher Verein "Zukunft für Menschen in Südindien" (ZMS) engagiert. Zahllose Patenschaften für Kinder und bedürftige Senioren wurden in den vergangenen Jahren vermittelt. Hilfsprojekte für Blinde, Leprakranke und beispielsweise Unberührbare entstanden. Vieles leistete ZMS dank großzügiger Spenden aus Franken, wovon auch die 81 großformatigen Farbfotographien erzählen, die der Vereinsvorsitzende bei seinen Besuchen an der Südspitze des Landes aufnahm. Die Schönheit Indiens, die fremde, exotische Kultur, die Touristen aus aller Welt bewundern, beleuchtet die Ausstellung auf diese Weise. "Dabei hoffen wir natürlich auf Spenden, die helfen, die Not vieler Menschen in Tamil Nadu zu lindern", so Gerhard Albert.
Per Zufall
Zu dem Gemeinschaftsprojekt mit dem Bamberger Bildhauer kam es, weil der Zufall auch hier Schicksal spielte. "Gerhard erzählte mir von seinen Fotos von Busbahnhöfen, die damit ja in Verbindung zu meinen Arbeiten stehen", berichtet Adelbert Heil. Menschen zu zeigen - ob sie nun aus Franken oder eben Südindien kommen - fasziniert die beiden kreativen Köpfe gleichermaßen. "Vieles heute ist nichts als seelenloses Design, dem ich wenig abgewinnen kann", sagt Heil. So wirft er als Künstler lieber einen Blick auf Bamberger - prominente und weniger prominente - , die dem Betrachter in "Omnibus I, II und III" als Passagiere begegnen. Darunter der im vergangenen Jahr verstorbene Autor Peter Braun, an den der Bildhauer erinnert, der alle Jahre wieder übrigens auch den Bamberger Reiter aus Schokolade als süße Trophäe der Kurzfilmtage modelliert.
Busse als Atelier
Omnibusse sind für Heil seit zehn Jahren aber nicht nur ein Thema, mit dem er sich wieder und wieder befasste. Auch als Atelier nutzte sie der 58-Jährige schon, wenn er während der Fahrt an Kleinplastiken arbeitete. "Während andere in ihr Smartphone starren, schmirgele und feile ich eben", meint Heil. Auf dem Weg vom ZOB in den Steigerwald, wo der aus Kirchaich stammende Bildhauer bis heute ein Lager unterhält, bliebe genügend Zeit. "Auf der Strecke bin ich auch so oft unterwegs, dass mich die Busfahrer schon per Handschlag begrüßen."Neben den auf weißen Holzpodesten präsentierten Arbeiten "Omnibus I", "Omnibus II" und "Omnibus III" - letztere wurde gerade erst fertiggestellt - werden am Landratsamt noch andere Werke Heils gezeigt: "Sprechende Plastiken", wie sich der Künstler ausdrückt, der darüber eben Botschaften vermitteln möchte.