Welchen Aussichtsturm bekommt Zapfendorf?
Autor: Christian Bauriedel
Zapfendorf, Freitag, 11. Januar 2013
An der Mainschleife in Zapfendorf soll vielleicht bald ein Aussichtsturm für Überblick sorgen. Zwölf Studenten legten ihre Entwürfe vor. Die Jury entschied sich für eine mutige und eine funktionale Variante.
           
Wie es immer so ist: Wer die Qual der Wahl hat, der entscheidet sich für zwei Möglichkeiten gleichzeitig. Hyperboloiden mit Wendeltreppe, ein Zeltdach aus Kupfer, Stahlkonstruktionen in Form einer Doppelhelix oder Modelle, die an ein Fernrohr erinnern sollen. Die Jury im Zapfendorfer Rathaus hatte es wahrlich nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen, als die Studenten des Bauingenieurwesens ihre Entwürfe vorstellten. Ihr Auftrag: ein Aussichtsturm für das Renaturierungsprojekt zwischen Zapfendorf und Rattelsdorf. Dort, wo im Moment nur eine Baumreihe in den Feldern den alten Flusslauf erahnen lässt, soll in ein paar Jahren der begradigte Main zurück in sein altes Bett gebracht werden. Die Mainschleife soll dann wie in früheren Zeiten mäandern und ein Naturparadies für alle möglichen Tier- und Pflanzenarten bilden. 
Damit auch der Mensch etwas von dem Umweltprojekt mitbekommt, möchten die Verantwortlichen vor Ort mit einem Turm für Überblick sorgen. "Einheimische und Besucher sollen das Flussparadies schon in der Entstehungsphase beobachten können. Nicht nur aus der Perspektive des Flusses, sondern von oben, mit Aussicht", verdeutlichte Melanie Huml, Staatssekretärin (CSU), den Gedanken hinter den Turmplanungen. Wenn die Renaturierung des Mains abgeschlossen ist, sollen auch Touristen vom Aussichtspunkt an der Mainschleife angelockt werden. 
Als Projektpartner wurde Professor Florian Neuner von der Hochschule Deggendorf ins Boot geholt. Zwölf seiner Studenten wurden mit der Planung beauftragt. Von der Kostenaufstellung über Statik und Design bis zur Präsentation der Modelle vor der Jury übernahmen die Studenten im Zuge ihres Praxissemesters alle Schritte in Eigenregie. "Alle Konzepte, einschließlich der Kosten sind realistisch berechnet. Schließlich soll das Projekt für die Studierenden vor allem einen praktischen Mehrwert haben", betonte ihr Professor bei der Runde im Rathaus. 
Da es keine detaillierten Vorgaben gab, konnten die Studenten sich in Form und Baustoff, Höhe und Standort frei verwirklichen. Dementsprechend unterschiedlich fielen die Modelle dann auch aus, die dem Gremium auf der Beamerleinwand gezeigt wurden: sieben bis zu 18 Meter hoch, überdacht oder nicht, mit Wendeltreppen oder behindertengerechtem Rampenzugang, in gewundener Form eines DNA-Stranges oder eher wie ein Aussichtsplateau - die Vielfalt war groß. Das wohl aufwändigste Konzept sah eine Rampe vor, als Brücke über den Main gespannt. Auf der anderen Seite eine Plattform mit Turm.
  
  Finanzierung ist noch offen
 Zwar ist zur Zeit noch offen, ob es überhaupt zum Turmbau zu Zapfendorf kommen wird, da die Finanzierung beim zuständigen Umweltministerium erst noch geklärt werden muss. Aber für Günther Prem, Baudirektor beim Wasserwirtschaftsamt Kronach, ist klar, die Studenten haben sich ins Zeug gelegt. "Ich bin von allen Modellen begeistert. Es ist nicht selbstverständlich, so ein hohes Niveau angeboten zu bekommen."
Für die Jury standen ganz verschiedene Fragen im Mittelpunkt: Ist der Standort ideal gewählt? Wie sieht es mit Erschließung und Parkplätzen aus? Ist der Entwurf behindertengerecht? Und natürlich auch die Kosten wurden mit in die Entscheidung einbezogen. Die günstigste Kalkulation geht von Nettokosten von 140 000 Euro aus. Die teuerste Variante würde mit 248 500 Euro netto zu Buche schlagen. 
  
  Stahlkonstruktion braucht Mut
 "Sie müssen sich immer fragen, für welchen Auftraggeber Sie ein Projekt planen", wandte sich Hans Hemmerlein, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Kronach, an die Nachwuchs ingenieure. "Die meisten Modelle sind funktional und eher unauffällig. Einige Vorschläge brauchen vom Design her dagegen schon eher einen mutigen Bauherrn." Seine Erfahrung mit der öffentlichen Hand als Bauträger habe ihm gezeigt, "dass der Mut eher nicht auf Seiten der Beamten liegt", sagte Hemmerlein schmunzelnd.
  
  Entscheidung für zwei Entwürfe
 Dem Mut zum ausgefalleneren Design war es dann auch geschuldet, dass am Ende zwei Entwürfe das Rennen machten. Ein kostengünstiger, funktionaler Bau mit einem terassenartigen Plateau und ein etwas wuchtigerer, moderner Turm aus Stahl. Ob der Turmbau zu Zapfendorf allerdings tatsächlich umgesetzt wird, hängt davon ab, ob beim Renaturierungsprojekt die Finanzierung bereitgestellt wird. 
Die funktionale Lösung wird nun dem zuständigen Umweltministerium vorgestellt. Ob sich eventuell ein anderer Sponsor findet, der Mut beweist und die Stahlkonstruktion umsetzt, bleibt abzuwarten.
 
    
