Druckartikel: Weit und breit kein Regen in Sicht

Weit und breit kein Regen in Sicht


Autor: Hans Kurz

LKR Bamberg, Freitag, 09. Sept. 2016

Die Trockenheit hemmt das Wachstum des Getreides. Das dritte Jahr in Folge könnten die Niederschläge deutlich unter dem langjährigen Mittel bleiben.
Die Maiskolben sind in diesem Jahr meist kleiner als normal.Foto: Ronald Rinklef


Der leichte Regen am vergangenen Sonntag war nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Und es wird wohl mindestens bis Mitte kommender Woche heiß und trocken bleiben. Während viele Freibäder deshalb ihre Saison verlängern, bereitet das hochsommerliche Frühherbstwetter nicht nur Hobbygärtnern, sondern vor allem Landwirten im Landkreis Bamberg Sorgen.

Derzeit steht der Mais zur Ernte an. Auf den trockenen Sandböden, die seit Wochen kein Wasser mehr enthalte, hat sie sogar schon begonnen. "Die Qualität leidet nicht, aber die Menge. Die Kolben sind kleiner und es sind weniger", stellt Dieter Heberlein vom Bayerischen Bauernverband (BBV) Oberfranken angesichts der anhaltenden Hitze und Trockenheit fest.

Ähnlich wie die Obstbäume wirft auch die Maispflanze im Hitzestress Früchte ab, um mit den Kräften zu haushalten.

Heberlein vermutet, dass auch auf den nicht ganz so extrem ausgetrockneten Sand-Lehm-Böden die Maisernte in der kommenden Woche beginnen wird. Dagegen seien zum Beispiel in höheren Lagen des Steigerwaldes sogar noch grüne Felder zu sehen.


Mehr Gras zum Futter

Aufgrund des niederschlagsreichen Frühjahrs habe man auf eine bessere Ernte gehofft, da der Mais als Futtermittelvorrat nach zwei trockenen Jahren fast aufgebraucht sei, so Heberlein. Engpässe beim Viehfutter seien aber nicht zu befürchten. Denn das sonnige Wetter habe vielerorts einen zweiten Heuschnitt und zusätzliche Grassilage begünstigt. Auch beim Weizen hätten sich die anfänglichen Hoffnungen nicht erfüllt.

Eine Auswirkung der Trockenheit wird sich erst bei der kommenden Ernte bemerkbar machen. Viele Landwirte verzichten derzeit laut Heberlein auf die Aussaat von Raps. Denn die Böden seien dermaßen fest, dass eine Bearbeitung fast nicht oder nur unter stark erhöhtem Kraftaufwand, also mit einem unrentablen Mehrverbrauch an Diesel, machbar sei.


Zu viel Regen im Frühjahr

Zwar hat es im Raum Bamberg (Nach Messdaten der Wetterstation Bamberg) in diesem Jahr schon fast so viel geregnet wie im gesamten Vorjahr (das nur 75 Prozent des langjährigen Mittelwerts brachte) und schon mehr als im Trockenjahr 2003 (als mit rund 450 Millimeter nur 69 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge fiel).

Doch einen guten Teil der Niederschläge konnten die Böden erst gar nicht speichern. So waren sie schon völlig gesättigt, als vom 16. auf den 17. Juni der große Regen kam. Das Wasser floss rasch ab - mit den bekannten, mancherorts verheerenden Folgen. Vor allem landwirtschaftliche Böden mit nur schwach verwurzelten Pflanzen konnten wenig Wasser zurückhalten. Danach hat es nicht mehr viel, seit dem 13. August, also seit fast genau einem Monat, bis auf den vergangenen Sonntag praktisch gar nicht mehr geregnet.

Für den Niedrigwasserinformationsdienst (NID) des Bayerischen Landesamtes für Umwelt ist es deshalb noch keine meteorologische Trockenperiode. Die definiert sich als " die Aufeinanderfolge von mindestens elf Tagen mit Tagesniederschlagshöhen kleiner oder gleich ein Millimeter. Gemessen wird an der Wetterstation Bamberg. Den aktuellen Wetterprognosen nach könnte sich aber auch ganz offiziell zur Trockenperiode auswachsen. Bis zum 20. September ist praktisch bei keinem Wetterdienst Regen in Sicht.

Sichtbar ist die anhaltende Trockenheit nicht nur an den Pflanzen. Auch Bäche und Flüsse führen immer weniger Wasser. So ist etwa der Pegel des Mains bei Kemmern wieder auf die kritische Marke von 2,20 Meter gefallen. Allerdings war er im vergangenen Jahr bis Ende September noch niedriger - und Ende September 2003 waren es sogar deutlich und zwei Meter. Beruhigend ist auch, dass fast überall der Grundwasserspiegel höher ist als im Vorjahr.