Wattendorf sucht neuen Bürgermeister
Autor: Hans-Werner Penning
Wattendorf, Mittwoch, 13. November 2013
Eine der kleinsten Kommunen des Landkreises Bamberg braucht ein neues Gemeindeoberhaupt. Der bisherige Amtsinhaber Rudolf Krapp hört nach 36 Jahren auf. Bisher hat sich aber noch kein Bewerber für den Chefsessel gefunden. Gibt es am Ende eine ganz freie Wahl ohne Kandidaten?
Eigentlich musste man sich bisher um die Gemeinde Wattendorf keine Sorgen machen. Die zwar nach der Zahl der Einwohner (rund 700) zweitkleinste, aber dafür höchstgelegene Kommune des Landkreises hat allen Unkenrufen zum Trotz bisher alle ihre Pflichtaufgaben erfüllt. Wasserleitung, Kanalisation und Kläranlagen sind gebaut, die Dörfer erneuert und für das kommende Jahr ist die Anschaffung eines neuen Einsatzfahrzeuges für die Feuerwehr fest eingeplant.
Gedacht vielleicht als "Abschiedsgeschenk" von Bürgermeister Rudolf Krapp an seine getreuen Mitstreiter in der Wattendorfer Wehr. Doch wird es wirklich einen Abschied geben?
Dafür bräuchte es vor allem einen Nachfolger für Rudolf Krapp, und ein solcher ist derzeit nicht in Sicht.
36 Jahre im Amt
Zwar wies der Amtsinhaber schon bei den Bürgerversammlungen im Frühjahr nachdrücklich darauf
Eine sechsjährige Amtszeit sei einfach ein zu langer Zeitraum. "Wenn es nur zwei Jahre wären, könnte man die Sache überschauen. Aber wir brauchen auch eine Lösung für die Zukunft der Gemeinde", betont der Amtsinhaber. Die Suche sei allerdings "noch nicht erfolgreich" gewesen.
Und das, obwohl im gemeindlichen Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Steinfeld bereits ein Aufruf veröffentlicht wurde, sich für das Ehrenamt zur Verfügung zu stellen. Bis 8. Januar 2014 müssen die Wahlvorschläge für Bürgermeister und Gemeinderäte eingereicht sein. "Die Zeit drängt also für die Suche nach geeigneten Kandidaten."
Nur ein Anruf
Um die Sache vielleicht zu beschleunigen, macht Rudolf Krapp ein Angebot: Interessenten könnten sich jederzeit zu einem vertraulichen Gespräch melden. Sollte sich zeigen, dass die persönlichen Vorstellungen sich nicht mit den Anforderungen vereinbaren lassen, werde nichts nach außen getragen. Dem oder der neuen Bürgermeister/in sichert Krapp indes seine volle Unterstützung zu. Immerhin ein Anruf ging darauf beim Rathauschef ein: Wenn sich sonst niemand finde, erklärte sich der Anrufer bereit, die Aufgabe zu übernehmen.
Ums Geld ging es dabei nicht. "Die Aufwandsentschädigung setzt der Gemeinderat fest, sie liegt brutto für kleine Gemeinden zwischen 1600 und 2600 Euro monatlich", erläutert der Amtsinhaber. Überarbeiten wird sich der neue Rathauschef nicht müssen, denn ihre Pflichtaufgaben hat die Gemeinde Wattendorf allesamt erfüllt. Allerdings kommen noch Tätigkeiten bei Zweckverbänden (Kindergarten, Wasserversorgung) oder in anderen öffentlichen Funktionen dazu.
Nicht für das Amt berufen fühlt sich Zweiter Bürgermeister Franz Popp, ebenso wie Rudi Krapp vor 36 Jahren in den Gemeinderat gewählt. Auch Popp ist bereits über 60 und möchte jüngeren Kandidaten nicht im Weg stehen. Immerhin ist er zuversichtlich, "dass es weitergeht". Das Problem in der Gemeinde Wattendorf sei einfach, "dass sich viele keinen anderen Bürgermeister vorstellen können als Rudolf Krapp".
Gibt es eine "Urwahl"?
Sollte sich tatsächlich kein Bewerber finden, wird in der Gemeinde Wattendorf das seltene Ereignis stattfinden, dass den Bürgern bei der Abstimmung kein Kandidat vorgeschlagen wird. Jeder könnte dann auf dem (weißen) Wahlzettel einen beliebigen Bürger der Gemeinde, der die Voraussetzungen für eine Kandidatur erfüllt, wählen. In Bayern ist es während der vergangenen Jahrzehnte nur ein paar Mal zu einer solchen "Urwahl" gekommen, und in Wattendorf wird nicht damit gerechnet. Schließlich haben die Wattendorfer bisher alle Probleme gelöst - einen Nachfolger für Rudolf Krapp werden sie auch noch finden.