Druckartikel: Was macht Ex-Bürgermeister Andreas Schwarz?

Was macht Ex-Bürgermeister Andreas Schwarz?


Autor: Anette Schreiber

Strullendorf, Donnerstag, 09. April 2015

15 Bürgermeister haben sich nach den Wahlen 2014 "umorientiert", das Gros in den wohl verdienten Ruhestand. Einen weitaus anstrengenderen Job hat nun Andreas Schwarz. Er sitzt im Bundestag: "Ein Traum", wie er findet.
Strullendorfs langjähriger Bürgermeister Andreas Schwarz vor seinem neuen Arbeitsplatz in Berlin, dem Bundestag. Foto: RiegerPress


Als er in der vierten Klasse war, wollte Andreas Schwarz Bundeskanzler werden. Das hat er irgendwann vergessen und wurde Bürgermeister. Drei Amtsperioden später gehört er dem Bundestag an. "Ein Traum." Ein politischer.

Nach drei Perioden Rathauschef in Strullendorf habe für ihn festgestanden, dass er etwas anderes machen würde, blickt Schwarz zurück. Bundespolitik habe ihn schon immer interessiert und fasziniert. 2014 habe er die Chance ergriffen und kandidiert. Und es prompt geschafft. Den Sprung von Strullendorf nach Berlin. Landgemeinde und Metropole. Rathaus und Bundestag. Zwei Welten. Der 50-Jährige lebt den Spagat zwischen beiden. "In der Tat, Berlin ist eine ganz andere Liga."

Als Bürgermeister führten Andreas Schwarz die weitesten Dienstreisen nach München. Jetzt jettet er nach Paris oder Brüssel. Und demnächst nach Kuba. "Ich habe schon immer auf der Überholspur gelebt. Aber jetzt ist die Autobahn dreispurig und ich fahre ganz links."

Das ist nur möglich, weil die einstige 60-Stunden-Woche noch einmal angewachsen ist. Ein rasantes Leben, wobei die Rasanz ihm manchmal Angst mache. Aber nur selten. Dafür begeistert ihn "ein total aufregendes Leben". Eines, bei dem er auf Menschen trifft, die Geschichte geschrieben haben, so wie Michail Gorbatschow.
Das ist aber nur möglich, weil die Familie "mitspielt".

Zum Shoppen, in den Zoo gehen und dergleichen findet Ehefrau Kathrin Berlin toll. Töchterchen Valentina soll aber behütet und auf dem Land aufwachsen. Die Zweijährige kann ihren Freunden in der Krippe schon sagen, dass Pappi in Berlin ist, dort Politik macht und bei der SPD ist. Was sie nicht sagt, dass er praktisch aus dem Koffer und in einem Hotel lebt. "Mehr als ein Bett brauche ich in Berlin nicht." Dafür ein Büro mit drei Mitarbeitern. Mit denen geht Schwarz regelmäßig im Bundestag essen, "in der einfachsten Kantine". Auch in Bamberg führt Schwarz ein Büro mit ebenso vielen Mitarbeitern. Selbstredend geht auch dieses Team "mit dem Chef" essen.

Auch mit seiner früheren Bauhof-Belegschaft pflegt Schwarz dieses Ritual weiter. Er will den Kontakt zu den ganz normalen Menschen behalten. "Berlin, das ist nicht Deutschland, die Szene ist nur ein einflussreicher Teil davon."

Strullendorf ist Heimat

In Strullendorf war Schwarz für 8000 Menschen zuständig, von denen er ein Drittel kennt. Zu seinem Stimmbezirk Bamberg-Forchheim zählen rund 180.000 Leute, 10.000 kennt er. In Strullendorf hat er jährlich einen Etat von etwa 15 Millionen Euro bewegt. Ein Steuergesetz, an dem Andreas Schwarz jüngst mitgearbeitet hat, soll ein Steuerschlupfloch stopfen, das jährlich 400 Millionen Euro in die Staatskasse fließen lässt. "Berlin, das ist eine andere Liga, aber Strullendorf, das ist Heimat." Da könne er lockerer sein und flapsig. Was in der Metropole nicht gut komme, "da musst du staatstragend sein und auf Etikette achten." So pendelt der Abgeordnete zwischen Bratwurst und Boulette, bewegt sich von einem Aktenstapel zum nächsten: In jedem Büro gilt es, einen abzuarbeiten.

Als Neuem habe die Partei ihn gleich ins kalte Wasser geschmissen, ihm aber auch gleich viel zugetraut. Als Bayer, wusste man, dass er Kontakt zur CSU kennt und als einstiger Bürgermeister, dass er vermitteln können musste. "Das hat mir wichtiges Rüstzeug mitgegeben", und so wurde er gleich in verschiedene bedeutende Gremien berufen. 15 Reden hat er bereits im Bundestag halten dürfen und war auch schon mehrmals in den Nachrichten zu sehen.

Das erfahre er meist von Freunden. Stichwort Freunde: "Für die bin ich teilweise eine ähnliche Zumutung wie für meine Familie", gesteht der Abgeordnete zu. Hat er den Sprung in die Metropole bereut? "Nein, ich fühle mich total wohl." Die Zeit mit der Familie verbringe er zum Ausgleich eben intensiver. Da wäre dann noch die Sache mit dem Bundeskanzler. "Heute bin ich mir da nicht mehr so sicher wie damals in der vierten Klasse."