Druckartikel: Was ist nur los mit dem Hallstadter Rathaus?

Was ist nur los mit dem Hallstadter Rathaus?


Autor: Anette Schreiber

Hallstadt, Montag, 26. Juni 2017

Sanierungen und kein Ende: Der Sitz der Hallstadter Stadtverwaltung kommt nicht zur Ruhe.
Trocknen ist Trumpf: Schläuche dominieren im Bürgeramt des Hallstadter Rathauses. Foto: Anette Schreiber


"Ich glaub' ich brauche jetzt mal Urlaub." Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder gilt gemeinhin nicht als jemand, den so schnell etwas aus der Ruhe bringt. Aber jetzt ist es doch etwas viel: Dass im erneut sanierten historischen Rathaus sich schon wieder die Handwerker die Klinke in die Hand geben. Schon wieder Holzböden heraus gerissen werden und großflächig getrocknet werden muss. Nachdem im Dezember noch das Ende der erneuten Sanierung nach der 2001 beendeten Generalsanierung gefeiert worden war. Schon wieder hat ein Wasserschaden das Rathaus in die Bredouille gebracht.

Wie Geschäftsleiter Uwe Schardt berichtet, hatte sich das Malheur am vorletzten Wochenende zugetragen. Der Wasserspender in Küche und Aufenthaltsraum des ersten Stocks hörte wohl einfach nicht mehr auf, Wasser zu spenden. Logisch, dass das Rathaus übers Wochenende nicht besetzt war. "Stellen Sie sich vor, sie lassen mehrere Tage das Wasser laufen", bemüht Bürgeramtsmitarbeiterin Birgit Beier ein Bild. "Sogar aus den Parkettfugen kam es durch." Neben dem Wasserspender-Raum wurde die gleich angrenzende Kasse in Mitleidenschaft gezogen. Auch bis ins Archiv im Keller drang das Wasser durch. Ganz schlimm erwischt hat es das Bürgeramt im Parterre. Das ist die erste Anlaufstelle der Rathausbesucher. Da wo Stempel samt Kissen gestanden hatten, machen sich nun große bläuliche Flecken in Form einer Seenlandschaft breit.

Der Geschäftsleiter fühlt mit den fünf Kollegen dieses Bereichs, die aus allen Wolken gefallen waren, als sie Montagmorgen die Bescherung erblickten.

Wie Bürgermeister Söder lobt, wurde gleich angepackt und zusammen geholfen. Der Bauhof war an Bord, für alle Fälle auch die Feuerwehr alarmiert. Dann wurde gewischt, gesaugt, getrocknet. Dennoch musste die Verwaltung zumindest am ersten Tag erst einmal dicht machen. Bis man sich einen Überblick über die Lage verschafft hatte: "Flächig hatte im Erdgeschoss und im Keller das Wasser ein bis zwei Zentimeter hoch gestanden."
Tapfer hielten im Anschluss die fünf Mitarbeiter des Bürgeramts die Stellung, "zwischen allen Schläuchen und ähnlichem", loben Schardt und Söder übereinstimmend.


Schnell reagiert

Die rasche Reaktion habe wohl auch ein Stück weit zur Schadensbegrenzung beigetragen. Was seitens der Versicherung bescheinigt worden sei. "Wir sind der Lieblingskunde der Bayerischen Versicherungskammer", übt Söder sich in Galgenhumor. Bekanntlich war die letzte Sanierung auch ein Versicherungsfall. Denn rund um die (2001 abgeschlossene) Generalsanierung gab es einen lange nicht entdeckten Wasseraustritt im Heizungssystem. Dadurch waren im Holz Schadstoffe frei gesetzt. Was die neuerliche und rund 1,6 Millionen Euro teuere Sanierung nach sich zog.

So ist Söder, was die Stichworte Rathaus und Wasseraustritt in Kombination betrifft, durchaus ein wenig dünnhäutig geworden.

Das Bürgeramt hat in den Tagen nach dem Wasserspenderfall seine Aufgaben so gut es ging noch an Ort und Stelle erledigt. Was aber kein Dauerzustand ist, zumal das Holzparkett entfernt werden muss. In der Zwischenzeit wurde das benachbarte Bürgerhaus wieder Bürgeramt-tauglich gemach. Das Amt war ja schon einmal - während der Rathaus-Sanierung - fast sieben Jahre lang provisorisch - im Bürgerhaus untergebracht. Nach der Rückkehr ins Rathaus letzten Dezember wurden dort dann Böden abgeschliffen, Wände gestrichen. Nachdem nun auch die Bürgeramts- EDV erneut im Bürgerhaus eingerichtet wurde, ist das Bürgeramt mit dem heutigen Dienstag wieder im Bürgerhaus zu finden.

Freilich hat man nicht alle Arbeitsmittel vor Ort. Denn neun Aktenordner waren nass geworden. "25 Kilo", so der Geschäftsleiter. Sie befinden sich bei einer Spezialfirma für Aktentrocknen.

Wenn auch im Rathaus wieder alles trocken ist, werden Messungen und Schadstoffuntersuchungen erfolgen, so Schardt. "Wir lernen aus jedem Schaden", gibt er sich pragmatisch. Wenigstens wurde der Parkettboden im Bürgeramt bei der letzten Sanierung nicht erneuert, ergänzt Söder. Er wird künftig durch weniger empfindliche Fliesen ersetzt. Nicht aus Furcht vor neuerlichen Wasserschäden, sondern einfach weil der Untergrund strapazierfähiger ist.