Druckartikel: Was ist mit den Bamberger Kasernenkatzen?

Was ist mit den Bamberger Kasernenkatzen?


Autor: Anette Schreiber

LKR Bamberg, Sonntag, 13. Juli 2014

Wenn die letzten Amerikaner Bamberg verlassen haben, dann sollten auch die wilden Katzen vom Kasernengelände verschwunden und untergekommen sein. Wohin aber mit den Stubentigern, die hier derzeit noch herumirren? Mit dieser Frage befasst sich nun auch der Bamberger Tierschutzverein.
Zwei von vermutlich sehr viele Katzen, die herrenlos auf dem Kasernengelände leben.  Archivfoto: Pressestelle U.S. Army


3500 Soldaten und ihre Familien lebten im letzten Sommer in der U.S. Kaserne. Mit ihnen über 600 Haustiere, zumindest wies die Kartei des Kasernen-Tierklinik so viele Hunde, Katzen, Kaninchen und Hamster aus. Derzeit sind es gerade noch 100 Soldaten und sowie deren Familien. Mit den abgezogenen Soldaten hat sich auch die Kundschaft der Tierarztpraxis, der USAG Bamberg Vet Clinic so reduziert, dass sie geschlossen ist und der Tierarzt an einen anderen Standort versetzt wurde. Freilich gibt es auch diverse herrenlose Katzen auf dem Gelände. Was ist mit ihnen, wenn die Tore der Kaserne endgültig geschlossen werden?

Eine Frage, die sich insbesondere Michaela Kirchhoff stellt. Sie arbeitet seit 28 Jahren "bei den Amerikanern", wie sie es nennt und kümmert sich seit etwa sieben Jahren um herrenlosen Katzen auf dem Kasernengelände. Die wurden entweder zurückgelassen oder waren entlaufen. Etliche hat die 50-Jährige mithilfe des Tierschutzvereins kastrieren lassen und auch vermitteln können. Derzeit sind es so zwischen sechs bis sieben Tiere, die sie füttert. Insgesamt werden es auf dem riesigen Areal weitaus mehr sein. Und es gibt ihres Wissens nach auch weitere Tierfreunde, die ihrerseits füttern. Nur: Was ist nach dem endgültigen Abzug der letzten Soldaten, wenn die Kaserne geschlossen ist? "Denn da kommt der Winter und wer füttert dann?"


Tierschutzverein alarmiert
Eine Frage, die naturgemäß auch den Bamberger Tierschutzverein beschäftigt. Mit der Thematik Abzug der Amerikaner und zurückgebliebene oder -gelassene Tiere befasse man sich schon länger, auch nach den Erfahrungen anderer Tierheime an einstigen U.S.-Kasernen-Standorten, lässt Vereinsvorsitzender Liebhard Löffler wissen. Bislang waren die tierheimbezogenen Auswirkungen des U.S.-Abzuges aus Bamberg weitaus weniger zu spüren, als ursprünglich befürchtet. Im vergangenen Jahr hatte man nur eine Zunahme von etwa zehn Prozent, einige wenige Hunde und in der Hauptsache Katzen - frei gehaltene oder verwilderte Katzen, die vom Armee-Gelände ins Tierheim zogen. Dieser Gruppe gelte nun das Hauptaugenmerk. Lobend merkt Löffler an, dass seitens der Amerikaner vieles unternommen worden sei, damit es nicht zu einer Tierschwemme im Tierheim gekommen ist.

Die bisherige Standortkommandeurin Oberstleutnant Michelle Bienias hatte dazu vor ihrer Versetzung wissen lassen: "Wir haben mit zahlreichen Kampagnen unsere Soldaten, Zivilangestellten und deren Familien aufgeklärt, welche Möglichkeiten es für Tierhalter gibt. Wir haben auch über die Konsequenzen aufgeklärt, die drohen, sollte jemand ein Haustier einfach aussetzen oder zurücklassen. " In Deutschland drohen immerhin Bußgelder bis zu 25 000 Euro, wenn man sein Haustier einfach sich selbst überlässt.


Sehr tierlieb
"Amerikaner sind sehr tierlieb", ist auch die Erfahrung von Simon Hupfer, der schon viele Jahre in der Armee-Pressestelle arbeitet. Für die Tierbesitzer in der Kaserne gab es eigens verschiedene Veranstaltungen, berichtet er. "Die Amerikaner leben ihre Tiere," unterstreicht er. Deswegen haben die allermeisten wohl auch ihre Fellnasen mitgenommen. Auch wenn das ein aufwendiges Prozedere bedeutet, Zeit und Geld kostet. Das europäische Hauptquartier des U.S. Heeres etwa empfiehlt seinen Soldaten, alle Vorbereitungen 120 Tage vor dem eigentlichen Reisetermin zu beginnen, damit die Reise möglichst reibungslos verläuft. Und dann sind da immer noch die Kosten.

Yvonne Magee, deren Mann mehrere Jahre in Bamberg stationiert war, nahm ihren Hund und drei Katzen mit nach Texas. Mit Impfungen und Transport hat die vierköpfige Familie dafür rund 400 Euro bezahlt. Dazu kamen noch einmal 6000 Euro für die Reise des Pferdes. Geld, das die vierköpfige Familie lange gespart hat, "aber unsere vierbeinigen Familienmitglieder waren uns das wert." Freilich sei diese Tierliebe nicht bei allen so ausgeprägt, meint die 40-Jährige und spielt damit auf eine Menge ausgesetzter Katzen und Hasen an. "Ohne meine Tiere geh' ich nirgendwo hin, denn sie gehören zur Familie... In der Kaserne laufen viele Katzen und Hasen rum, die einfach ausgesetzt wurden...Ich find' es abartig die Tiere zurück zu lassen."

Ganze "Streunerkolonien"
Diese Ansicht teilt Lisa Plunkett. Seit langen Jahren ist die Tierpflegerin mit dem, was sich haustiermäßig auf dem Kasernengelände tut, vertraut. "Ich habe immer wieder Amerikanern mit ihren Tieren geholfen". Oft auch den Kontakt zum Tierheim hergestellt, für das sie seit 20 Jahren als Tierpflegerin arbeitet. Sie berichtet von ganzen "Streunerkolonien" von Katzen in der Kaserne. Die wurden mit Futter versorgt, nach Möglichkeit eingefangen, kastriert und vermittelt.

In Sachen Abgabetiere hat Lisa Plunkett im vergangen Jahr keinen übermäßigen Ansturm aufs Tierheim erlebt. "Vor ein paar Jahren", auf dem Gipfel des Irak-Kriegs, "war das anders." Die Männer waren länger im Einsatz, Frauen fühlten sich bisweilen mit den Hunden überfordert, gaben sie im Tierheim ab. Ansonsten hat die Tierpflegerin die Erfahrung gemacht, dass hier stationierte Amerikaner bei der Rückkehr in die Staaten ihre Haustiere oftmals auch untereinander weitergeben. "Aber irgendwann landen sie dann doch noch bei uns." Für die herrenlosen Katzen auf dem Armee-Gelände müsste jedenfalls bald eine Lösung gefunden werden, fordert sie mit Vorsitzendem Löffler. Der möchte mit der Stadt bzw. der BIMA, "wer auch immer dann den Schlüssel hat", Kontakt aufnehmen. Löffler zuversichtlich: "Ich bin sicher, dass wir Zugang kriegen können."

Beruhigt sein darf man insofern, dass sich in den leeren Wohnungen und Häusern keine zurück gelassenen Tiere befinden, "denn hier haben ganz reguläre Übergaben stattgefunden. Bei denen auch sichergestellt wurde, dass die Objekte wirklich leer sind.

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