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Was die Pest Großgressingen hinterlassen hat


Autor: Anette Schreiber

Großgressingen, Dienstag, 14. Mai 2013

Die Pest hat Großgressingen bei Ebrach vor fast vier Jahrhunderten neben dem Siechenhaus einen Gottesacker und ein kleines Kirchlein gebracht: St. Rochus. Für sein 400. Jubiläum 2014 wird es nun restauriert.
Blick auf St. Rochus und die alte Schule, das einstige Siechenhaus bei Großgressingen Fotos: Walter Hanslok


Roland Blaß hat viel zu tun. 2014 steht das Jubiläum 400 Jahre St. Rochus an. Und bis dahin soll das kleine Gotteshaus, das malerisch über dem Ebracher Gemeindeteil Großgressingen thront, wieder in neuem Glanz erstrahlen. Viel Arbeit ist bis dahin nötig. Nicht nur für den Kirchenpfleger, sondern auch für all die Fachfirmen sowie die ehrenamtlichen Helfer, die das Gebäude innen herrichten sollen.

Die Kosten dafür liegen bei etwa 260.000 Euro. Im Zuge der Finanzierung bekam auch die Marktgemeinde Ebrach eine Anfrage, mit der sich der Marktgemeinderat befasste.

Der Gemeinde gehört bekanntlich die das frühere Siechenhaus (alte Schule) sowie die neue Schule auf dem Areal. Für den Friedhof ist sie gleichfalls zuständig. Hier muss die Gemeinde den Zugang zur Kirche erneuern.

Dafür sind die genauen Kosten zu ermitteln, bevor man Angaben darüber macht, wie es mit einer Kostenbeteiligung für die Restaurierung des Kircheninneren steht, heißt es aus der Verwaltung.

Sicherheitshalber hatte Kirchenpfleger Blaß namens der katholischen Kirchenstiftung Ebrach - St. Rochus diese Anfrage gestellt. Weil manche Zuschussgeber ihr Engagement davon abhängig machen, ob sich auch die politische Gemeinde finanziell einbringt, so Blaß.

Letzte Restaurierung in den 60ern

Anträge zur Finanzierung wurden bereits an das Erzbischöfliche Ordinariat, an die Oberfrankenstiftung, die Bayerische Landesstiftung und das Landesamt für Denkmalpflege gestellt. St. Rochus steht bekanntlich unter Denkmalschutz. Und die letzte Restaurierung reicht in die 60er Jahre zurück, weiß Kirchenpfleger Blaß.

St. Rochus ist übrigens in Folge der Pest errichtet worden: Der Abt des Ebracher Zisterzienserklosters Hieronymus Hö lein (1591 - 1615) ließ abseits am Waldesrand ein Siechenhaus für Pestkranke aus dem Zuständigkeitsbereich des Klosters bauen, damit sich die Seuche nicht weiter ausbreitete. Es folgte daneben dann die Siechhaus-Kapelle 1614 und der Friedhof.

Das Kirchlein wurde als Begräbnis- und Wallfahrtskapelle der Patrone St. Rochus (16. August) und St. Sebastian (20. Januar) genutzt. Nach Eindämmung der Pest hatte der Mesner von St. Rochus im nicht mehr also solchem benötigten Siechenhaus Wohnrecht und der jeweilige Seelsorger das Recht, sich hier umzukleiden. Wann genau das Siechenhaus zum Schulhauswurde, steht nicht genau fest. Als solches genutzt wurde es aber bis zum Bau der neuen Schule nebenan im Jahre 1954.

Siechenhaus ist vermietet

Heute ist das einstige Siechenhaus vermietet, die neue Schule wiederum an Vereine verpachtet.

Ebrach übrigens gab es als einen eigenen Ort mit eigener Pfarrei erst nach der Säkularisation 1803, und Rochus wurde Filialgemeinde. St. Rochus war und ist der geistliche Mittelpunkt für die Katholiken aus Großgressingen, Kleingressingen, Buch, Hof und Winkelhof.

Mesnerin Hannelore Ermisch ist für die Pflege des kleinen, schmucken Gotteshauses zuständig, in dem der Glauben auch in der heutigen Zeit noch lebendig gehalten wird. So ist hier jede Woche Gottesdienst gehalten - die Sonntagnachmittag-Andacht, dazu kommt die Andacht am Dienstags und dann natürlich Trauungen. Vor der Bestattung auf dem Friedhof bei Rochus sind die jeweiligen Trauergottesdienste in der Kirche.

Zeitgemäßer Stand anvisiert

Nachdem die letzte Restaurierung über 50 Jahre zurückliegt und das große Jubiläum 2014 ansteht, wird St. Rochus im Inneren nun auf einen zeitgemäßeren funktionelleren Stand gebracht, für Liturgie wie Technik, erklärt Blaß. So gehört zur Restaurierung des denkmalgeschützten Kirchleins unter anderem die Erneuerung des Putzes, der Elektronikinstallation, der Belüftung, der Beleuchtung oder auch der Bänke. Bei denen wird die erste Reihe entfallen, um der Liturgie mehr Raum zu geben, lässt Blaß wissen. Während der Bauzeit wird man zu Gottesdiensten in die neue Schule ausweichen.

Zum Jubiläum im August 2014 wird jedenfalls alles erledigt sein, zeigt Blaß sich zuversichtlich. Angesichts des guten Gottesdienstbesuchs und der Wertschätzung, die St. Rochus bei der Kirchengemeinde erfährt, ist ihm da nicht bange...