Druckartikel: Was die Brände in Bambergs Gartensiedlungen anrichten

Was die Brände in Bambergs Gartensiedlungen anrichten


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Donnerstag, 20. März 2014

Zwei Freunde haben einen Garten gepachtet. Dort verbringen sie fast jeden freien Tag. Auch vergangenes Wochenende wären sie dort gewesen, als die Lauben brannten. Dem Zufall ist es zu verdanken, dass sie an dem Tag zu Hause übernachteten.
In der Kleingartenanlage Coburger Straße hat es am Samstag gebrannt. Robert Mempas Häuschen (Bild) ist schwer beschädigt. Noch härter hat es seinen Freund Wolfgang Weiß getroffen: Dessen Laube ist komplett niedergebrannt. Foto: Ronald Rinklef


"Vielleicht haben wir's dem da oben zu verdanken, dass nicht mehr passiert ist", sagt Robert Mempa und blickt auf das Jesus-Kreuz, das über der Tür seiner Gartenlaube hängt. Das kleine Häuschen der Familie des 44-jährigen Bambergers in der Gartenanlage an der Coburger Straße steht noch. Sofa und Fernseher sind noch da. Das Häuschen ist aber nicht mehr bewohnbar. Alles ist verrußt.

Mempa tritt aus der Tür ins Freie. Ein paar Meter weiter wird gearbeitet. Etwa 15 Helfer sind da. Freunde und Familienmitglieder räumen jede Menge verkohlte Balken und Bretter weg. "Wir sind froh, dass wir so viele Freunde haben, die uns helfen", sagt Mempa.

Da wo jetzt nur noch eine Betonplatte ist, war vorher ein massiver Holzbau.

Die Verbindung des Häuschens von Mempa zum Häuschen seines Kumpels und alten Schulkameraden Wolfgang Weiß (44). Hier haben sie gemeinsam fast jedes Wochenende verbracht, Geburtstage und andere Familienfeste gefeiert. Seit 14 Jahren - so lange haben die beiden schon das insgesamt 1000 Quadratmeter große Gartengrundstück gepachtet.

"Jede Menge Arbeit steckt da drin", sagt Mempa und schüttelt ungläubig den Kopf. Jetzt ist alles dahin. In einer Nacht ist alles niedergebrannt. Seinen Kumpel Wolfgang Weiß hat es am härtesten erwischt: Dessen Gartenhäuschen ist komplett abgebrannt.

Nichts zu retten

Als am vergangenen Samstagmorgen die Feuerwehr kurz nach halb sechs Uhr zum Löschen ausrückte, war bereits nicht mehr viel zu machen. Mempa und Weiß sind zum Garten geeilt, so schnell sie konnten, doch die Flammen hatten da schon ihre Arbeit erledigt. Zu retten war nicht mehr viel.

In Bamberg brennt es immer wieder in Kleingartenanlagen. Erst Anfang März wurde ein 17-Jähriger geschnappt, der wohl für mehrere Feuer verantwortlich ist. Er soll seit Anfang des Jahres vor allem in der Gundelsheimer Straße gezündelt haben. Dort brannte erst ein Carport, dann eine Laube in der Kleingartenanlage. Als die Kriminalpolizei den möglichen Täter schnappte, dachten sich viele: Jetzt wird's wieder ruhiger. Dann brannte es in der Coburger Straße bei Robert Mempa und Wolfgang Weiß, den beiden Freunden.

Die Kriminalpolizei Bamberg ermittelt. Und hat sich auch an den Fall mit dem 17-Jährigen erinnert. "Sicherlich wird das mit berücksichtigt", sagt Jürgen Stadter, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken. Brandstiftung wird auch im Fall des jüngsten Feuers nicht ausgeschlossen. Die Ermittlungen laufen noch, weiter lässt sich die Kriminalpolizei nicht in die Karten schauen.

Seitdem am Dienstag die Ermittler die Brandruine freigegeben haben, arbeiten die Familien Weiß und Mempa auf Hochtouren daran, wieder eine wohnliche Gartenanlage entstehen zu lassen. Der Frühling naht schließlich mit immer größeren Schritten. Mempa, Weiß und Helfer schlagen sich damit rum, wie sie den Müll entsorgen können, wo sie neues Baumaterial herbekommen.

Ein paar Firmen haben schon geholfen. Holz, ein paar Fenster, auch eine Mulde für den Schrott haben sie gestellt bekommen. Die Hilfe können sie gut brauchen. "Eine Versicherung haben wir nicht", sagt Robert Mempa und blickt auf die verkohlte Wand seines kaputten Häuschens. Die Polizei schätzt den Schaden auf rund 40 000 Euro.

Bilder sind auch verbrannt

Für Wolfgang Weiß stellt das abgebrannte Gartenhaus jedoch einen viel höheren Verlust dar. Schließlich hat er es sich mit seiner Frau Sylvia und den Kindern hier richtig gemütlich gemacht, in dem Häuschen, wo auch Bilder seiner verstorbenen Eltern hingen. Alles wurde Opfer der Flammen. "Die ganze Erinnerung ist weg, das war wie ein zweites Zuhause für uns", sagt Weiß. Sein Freund Robert Mempa fühlt dasselbe.

Was nach dem Brand bleibt? Vielleicht das Glück, dass keine der Familien in einem der beiden Gartenhäuser geschlafen hat. "Wir sind eigentlich jedes Wochenende da und übernachten hier auch", sagt Mempa. Doch an dem Wochenende stand das Spanferkelessen der Bierkopfrunde an. Deshalb waren die Familien, als es gebrannt hat, ausnahmsweise nicht im Garten.

Robert Mempa steht nun auf der untersten Stufe der schmalen Treppe, die unter das Dach seiner Laube führt, wo jetzt nur noch eine verrußte Matratze liegt. Da oben schlafen Mempa und seine Frau immer, wenn sie hier sind. Wenn sie am vergangenen Samstag hier übernachtet hätten? Robert Mempa ist sich sicher: "Das hätten wir nicht überlebt."


Kontakt Die geschädigten Familien sind auf der Suche nach Holz, Türen oder Fenstern, um ihre Gartenlauben wieder aufbauen zu können. Wer ihnen helfen möchte, kann sich unter Telefon 0176/55204253 bei Corinna Beck melden.