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Reckendorfer Holz-Experte: Heimische Wälder stärken


Autor: Anette Schreiber

Reckendorf, Dienstag, 08. März 2016

Robert Neubauer ist Wald- und Holz-Experte. Er macht sich für Bauen mit heimischem Holz stark.
Robert Neubauer mit einem Teil seiner Holzarten-Brettla-Lehrsammmlung. Foto: Ronald Rinklef


Nummer 1 ist Rotfichte, Nummer 30 Weißdorn und Nummer 63 Chinesischer Blauglockenbaum. Robert Neubauer amüsiert sich über den erstaunten Blick des Besuchers, der drei Tische lang an allerhand hölzernen Exponaten entlang gleiten darf. Wer bislang gedacht haben sollte, er kenne sich mit Holzarten aus, wird hier eines Besseren belehrt. Wissen über die heimischen Baumarten zu verbreiten ist das, was Neubauer möchte, damit etwa fürs Bauen keine Tropenhölzer importiert werden müssen.

Wie hat der heute 68-Jährige sein Baum bezogenes Wissen erworben? "Ganz einfach, ich bin im Wald groß geworden." Der Vater des kleinen Robert war Jäger und so war auch der Sohn von Kindesbeinen an mit im Wald dabei. Eigentlich wollte der Reckendorfer Tierpräparator werden. Doch vor dieser Ausbildung musste man entweder eine Lehre als Feinmechaniker oder Möbelschreiner absolvieren. "Feinmachaniker war nicht so meine Sache." Also absolvierte er in Bamberg die Möbelschreiner-Lehre.


Ein Jagdschrank

Das erste Stück, an dem er arbeitete, so erinnert er sich noch heute, war ein wuchtiger Jagdschrank: 2,80 Meter breit, 2,60 Meter hoch und 60 Zentimeter tief. Das Besondere - das Stück war aus insgesamt 96 verschiedenen Holzarten gebaut und enthielt 16 Jagdmotive, die als Intarsien (Einlegearbeiten) gefertigt waren.

Da hier auch etwas vom Wurzelstock des Schmetterlingsflieders verwendet weren sollte, schickte ihn der Chef mit Feinsäge und Aktentasche, weil nur ganz wenig Material gebraucht wurde, in den Hain. "Robert, Du kennst dich ja aus", habe der Chef seinerzeit gesagt. Für sich selbst habe er noch etwas von der eichenblättrigen Hainbuche mitgenommen.

Bayernweit gibt es davon nur vier Exemplare:in Bamberg, in Würzburg, München und Bad Brückenau. Diese besonderen Bäume waren einst in Adelskreisen beliebte Geschenke aus Schottland, führt Neubauer aus. In seiner Lehre habe er begonnen Muster der unterschiedlichsten Holzarten, wie er sagt "Brettla", zu sammeln. Heute hat er 74. Seinerzeit wurde man bei der Gesellenprüfung mit 80 verschiedenen Holzarten konfrontiert. 75 musste man benennen, um zu bestehen. Neubauer kam auf die volle Zahl.

Nach der Prüfung begann er als Tierpräparator, zog sich aber im ersten Vierteljahr eine Vergiftung zu, so dass er hier nicht weitermachen konnte. Der weitere berufliche Lebensweg hatte zumeist immer irgendwie mit Holz zu tun, auch weil er den Holzgeruch einfach brauche, wie Neubauer sagt. So arbeitete der heute 68-Jährige unter anderem in einer Bauschreinerei und auf dem Bau.


Tipps aus der Berufspraxis

Nicht zuletzt deswegen hat er profunde Kenntnisse, was die Verwendung von Holz beim Bauen anbelangt, und möchte sein Wissen gerne verbreiten. Uns hat er etwa verraten, dass er für den Dachboden Pappelbretter in vier Zentimeter Stärke empfiehlt. Die entsprechen von der Tragfähigkeit her einem 28er Kiefernbrett. "Aber in 200 bis 300 Jahren ist da kein Wurm drin.

" Warum? "Weil die Pappel eine Säure hat, wo kein Wurm reingeht." Für den Fußboden wiederum rät er Häuslebauern, Douglasie anstatt von Eiche oder Buche zu verwenden. So ein Boden werde härter als ein Eichenboden. "Nach zehn bis 15 Jahren kannst du mit einem Bleistiftabsatz drauf und es macht nichts." Zudem sei Douglasie billiger.

Freilich geht es Neubauer auch darum, Tipps aus seiner Berufspraxis und seinen Erfahrungen weiter zu geben. Mindestens genauso wichtig ist es ihm aber, Bewusstsein dafür zu wecken, dass es nicht immer Tropenholz sein muss, oder von weit her geholtes. Wesentlich sinnvoller sei es, sich auf das zu besinnen, was in den heimischen Wäldern steht. Aus ökologischer wie ökonomischer Sicht.


Bäume für den Garten

Neubauers Wissen ist gleichfalls gefragt, wenn es darum geht, welcher Baum in den eigenen Garten passt. Von Elsbeere oder Speierling rät er beispielsweise ab. Weil deren Kronen schon leicht mal einen Durchmesser von 15 Metern bekommen. Zum Speierling merkt er an: "Das ist das schwerste Holz in Europa - 920 Kilo bringt ein Kubikmeter davon", Eiche dagegen nur 720 Kilo. Damit ist der Speierling also sehr robust und widerstandsfähig. Sein Holz fand früher in Weinpressen und Spindeln (beiHobelbaänken ) Verwendung.

Hat der Rentner, der so viele Bäume kennt, einen Lieblingsbaum? Neubauer grinst verschmitzt: "Die Weißtanne." Warum? Weil er sich aus den Tannenspitzen einen köstlichen Likör macht. Auch das ist Teil seines vielfältigen Wissens rund um Wald und Holz.

Da Neubauer deswegen weithin bekannt ist, war er vor über zehn Jahren angesprochen worden, ob er Interesse habe, zum Thema Holz einen VHS-Kurs zu halten. Das gefiel ihm und so hält er im ganzen Landkreis jährlich etliche Kurse. Dafür packt er immer Anschauungsmaterial ein: Die 64 Holzbrettchen. Er hat zehn weitere, "aber das sind keine heimischen Holzarten". Die bleiben genau deswegen daheim.