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Was 2021 für eine Familie in Bamberg alles teurer wird


Autor: Sebastian Martin

Bamberg, Dienstag, 05. Januar 2021

Vier Personen, ein Hund, 100 Quadratmeter: Das macht über 100 Euro mehr im Jahr - wir erklären an einer Beispielfamilie, mit welchen Zusatzkosten Bamberger jetzt rechnen müssen - bei Abfall, Abwasser, Grundsteuer & Co.
Unsere Beispielfamilie muss in diesem Jahr mit Mehrkosten von über 100 Euro rechnen.  Grafik: Micho Haller/Quelle: Stadt Bamberg


Das Ehepaar Taschenbier lebt mit seinen Kindern und Hund Sams in einer 100-Quadratmeter-Wohnung mitten in Bamberg. Diese Beispielfamilie muss sich 2021 auf Mehrausgaben einstellen. Denn die Stadt erhöht die Kosten für Abfall, Entwässerung, Straßenreinigung und die Grundsteuer. Und auch Hund Sams wird teurer. Laut Verwaltung haben die Gebührenerhöhungen unter anderem mit Lohnsteigerungen bei den Beschäftigten zu tun. Die höhere Steuer kommt vor allem durch fehlende Einnahmen im Corona-Jahr zustande. Die Stadt erhofft sich allein mit der Grundsteuererhöhung für Betriebe der Land- und Forstwirtschaft und private Grundstücke Mehreinnahmen von rund 2,8 Millionen Euro.

Martina Bauernschmitt, Vorsitzende von Haus & Grund, reagiert mit Unverständnis: "Am Ende zahlt das der Mieter oder derjenige, der im Eigenheim lebt." Es sind viele kleine Erhöhungen; wie sich diese auf den Geldbeutel der Betroffenen auswirkt, soll hier exemplarisch an Familie Taschenbier gezeigt werden. Klar ist: Es fehlt Geld in der Familienkasse. Doch wie groß ist der Einschnitt?

1.Grundsteuer

Familie Taschenbier wohnt in einer 100-Quadratmeter-Wohnung in einem Zweifamilienhaus mitten in Bamberg. Dafür muss sie ab kommendem Jahr mehr Grundsteuer bezahlen - auch als Mieter, da die Grundsteuer von Vermietern mit der Jahresabrechnung Ende 2021 auf die Mieter umgelegt werden können. Den Hebesatz erhöht die Stadt nach Stadtratsbeschluss auf 535 Prozent (letzte Erhöhung 2003 auf 425 Prozent).

In unserem Beispiel hat die Stadt berechnet, dass die bisherige Grundsteuer für das Zweifamilienhaus, in dem Familie Taschenbier wohnt, nach dem alten Hebesatz 255,55 Euro beträgt. Davon anteilig für die 100-Quadratmeter-Wohnung würde die Familie 132,41 Euro im Jahr bezahlen. Dagegen beträgt die neue Grundsteuer 321,70 Euro, das wären anteilig 166,68 Euro im Jahr. Die Grundsteuerabgabe klettert so bei unserer Familie um 34,27 Euro pro Jahr. Wenn sie vom Vermieter komplett umgelegt wird. Wegen dieser Möglichkeit hat Linken-Stadtrat Stephan Kettner in den Haushaltsberatungen die Erhöhung stark kritisiert. Es treffe diejenigen, die jeden Cent umdrehen müssten. Auch die CSU hatte ins selbe Horn gestoßen.

Je nach Grundstücksgröße ändert sich die Erhöhung: Bei einem Grundstück , auf dem ein Einfamilienhaus mit der Größe von 681 Quadratmetern steht, macht das pro Jahr Mehrkosten um 50 Euro aus (4,17 Euro pro Monat). Für Betriebe der Land- und Forstwirtschaft (Grundsteuer A) erhöht sich außerdem der Hebesatz auf 300 Prozent (die letzte Erhöhung erfolgte 2001 auf 280 Prozent), was laut Stadt beispielsweise für ein Grundstück von 9060 Quadratmetern Größe eine Erhöhung von 71,60 Euro pro Jahr ausmacht (5,97 Euro im Monat).

2.Entwässerung

Auch die Kosten für die Entwässerung steigen ab Januar. Das ist am meisten spürbar beim Brauchwasser: Für sogenannte Altanschließer (vor 31.12.2002) steigt der Preis von 2,23 Euro auf 2,40 Euro pro Kubikmeter, und bei sogenannten Neuanschließern (nach 31.12.2002) von 2,30 Euro auf 2,46 Euro pro Kubikmeter Abwasser. Es ist die zweite Erhöhung innerhalb eines kurzen Zeitraums. Zuletzt waren die Kosten zum Jahr 2019 erhöht worden, im Kalkulationszeitraum bis 2018 hatten die Gebühren für Abwasser noch 2,07 Euro bzw. 2,14 Euro pro Kubikmeter betragen.

Bei einem Haushalt mit vier Personen geht man von einem Verbrauch zwischen 170 und 190 Kubikmetern Wasser pro Jahr aus. Für unsere Beispielfamilie hat die Stadt Mehrkosten von 29,24 Euro pro Jahr ausgerechnet, im Vergleich zum Jahr 2018 sind es 56,76 Euro mehr.

Darüber hinaus kommt noch die (eher zu vernachlässigende) Erhöhung beim Niederschlagswasser von 0,63 Euro auf 0,64 Euro pro Quadratmeter Grundstück und bei Neuanschließern von 0,65 Euro auf 0,66 Euro pro Quadratmeter hinzu.

3.Abfall

Für Familie Taschenbier wird außerdem die Müllabfuhr teurer. So kostet die Restmülltonne mit einem Volumen von 120 Litern bisher 207 Euro und künftig 244 Euro. Die Familie muss mit Mehrkosten von 18,05 Euro pro Jahr rechnen. Ein Haushalt mit einer 80-Liter-Tonne zahlt 25 Euro mehr als bisher, nämlich 163 Euro pro Jahr. Haus&Grund-Vorsitzende Monika Bauernschmitt hält diese Erhöhung für "schon sehr drastisch". Denn bis Ende 2018 lagen die Kosten für eine 120-Liter-Tonne noch bei 192 Euro und für 80 Liter bei 128 Euro. Eine 240-Liter-Tonne kostet künftig statt 414 Euro dann 488 Euro (bis Ende 2018: 383 Euro).

4.Straßenreinigung

Gehweg und Straße vor dem Haus, in dem unsere Beispielfamilie wohnt, müssen auch regelmäßig gereinigt werden. In Bamberg gibt es unterschiedliche Verschmutzungsgrade (Reinigungsklassen), nach denen sich die Häufigkeit der Reinigung richtet: von Klasse 1 (ein Mal pro Woche) bis Klasse 4 (bis zu sechs Mal pro Woche). In letzterer Klasse befindet sich beispielsweise die viel frequentierte Obere Sandstraße.

Wessen Wohnung oder Grundstück in Reinigungsklasse 1 liegt, hat am wenigsten zu bezahlen (5,65 Euro pro laufendem Straßenfrontmeter), da wenig gesäubert werden muss. Hingegen in Reinigungsklasse 4 kostet es am meisten (33,91 Euro). Bislang zahlte man in Reinigungsklasse 1 4,48 Euro (bis Ende 2018: 3,88 Euro). In Reinigungsklasse 4 26,86 Euro (bis Ende 2018: 23,27 Euro).

Die Wohnung von Familie Taschenbier liegt in Reinigungsklasse 2, in der der laufende Straßenfrontmeter früher 8,95 Euro betrug und jetzt 11,30 Euro kostet. Dafür zahlt die Familie laut der Beispielrechnung der Stadt anteilig 12,18 Euro mehr pro Jahr.

5.Hundesteuer

Hund Sams macht seiner Familie große Freude. Doch einen Hund zu halten ist nicht kostenlos. Die Steuern für die Haustiere legen die Städte und Gemeinden fest. Die Stadt Bamberg hat eine Staffelung nach Erst-, Zweit- und Dritthund in der Hundesteuersatzung festgelegt, dies bleibt auch künftig so, doch gelten ab 2021 höhere Sätze.

So kostet der erste Hund, also Sams, bislang 72 Euro, ab kommendem Jahr dann 84 Euro. Hätte Familie Taschenbier neben Sams noch weitere Hunde, würde der zweite Hund mit 131 Euro (vorher: 102 Euro) und jeder weitere mit 155 Euro (vorher: 132 Euro) zu Buche schlagen. Zum Vergleich: In Bayreuth kostet jeder Hund 75 Euro pro Jahr.

Leserin Monika Schmitt warnt deshalb davor, die Kosten weiter nach oben zu schrauben: Gerade für das psychische Wohlbefinden sei so ein Tier enorm wichtig. Leute sollten nicht abgeschreckt werden, sich einen Hund zu leisten.

Was unterm Strich bleibt

Familie Taschenbier behält natürlich ihren Hund Sams. Auch wenn klar ist, dass sie alles in allem über 100 Euro mehr im Jahr ausgeben muss, bleibt ein Trost: Das Kindergeld soll um 15 Euro pro Monat steigen und der Steuerfreibetrag für Ehepaare künftig bei 19.488 Euro liegen. Und der Solidaritätszuschlag fällt für diese Familie weg, weil sie nicht so viel verdient. Dadurch kommt die Familie unter dem Strich noch gut weg. Allerdings ist auch an anderer Stelle eine Verteuerung zu erwarten: So könnte die neue Co2-Steuer auf fossile Brennstoffe auch die Heiz- und Spritkosten ab 2021 weiter in die Höhe klettern lassen.