Warum diese Stühle für Burgebrach wichtig sind
Autor: Anette Schreiber
Burgebrach, Mittwoch, 17. April 2019
Pfarrer Michael Schütz bewies Mut und stellte sich den Nazis entgegen. Das wird in einem Zimmer gewürdigt, das einen Bezug zur Gegenwart schafft.
Pfarrer, Kirchenpfleger und Bürgermeister nehmen vorsichtig zwei alte Eichenstühle aus dem Arbeitszimmer des einstigen Geistlichen Rates Michael Schütz in ihre Hände."Pfarrer Schütz". Das ist in Burgebrach ein Name, der auch heute noch mit großer Ehrerbietung ausgesprochen wird. Selbst vom aktuellen Bürgermeister Johannes Maciejonczyk, der den Geistlichen Rat und Dekan selbst nie kennen gelernt hatte. Einfach deshalb, weil der Pfarrer weit vor seiner Geburt, und konkret 1963 gestorben war. Aber noch immer steht Pfarrer Schütz für das, was im Markt Burgebrach präsent und gerade heute so wichtig ist wie es ab 1933 war: Pfarrer Michael Schütz leistete mutig und entschlossen Widerstand gegen erstarkende Natzionalsozialisten und scheute sich auch nicht davor, während des Dritten Reiches von der Kanzel herunter gegen sie zu predigen.
Da stehen der Bürgermeister und sein Marktgemeinderat wohl in guter Pfarrer-Schütz-Tradition, wenn dem Oberhaupt der Marktgemeinde die Plakatierung des Dritten Weges ein Dorn im Auge ist. Es hätte dem geschätzten Geistlichen wohl gefallen, was der Bürgermeister da so heftig kritisiert: "Dass rechtsextreme Parteien, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden, ganz unverhohlen auch bei uns für die Europa-Wahlen plakatieren."
Genau deswegen sei das Gedenken an Pfarrer Schütz gerade in der heutigen Zeit wichtig, findet der Bürgermeister.
So passt es gut, dass Ortspfarrer Bernhard Friedmann mit einer Bitte an die Marktgemeinde herangetreten ist: Das Pfarrhaus hatte seit zehn Jahren - mit Ausnahme des Pfarrbüros - leergestanden. Als es dann an die nun laufende Sanierung ging, und das Gebäude dafür ausgeräumt wurde, stieß man auch auf Möbel aus dem Arbeitszimmer (Studierzimmer) von Pfarrer Michael Schütz.
Für Pfarrer Friedmann und den damaligen Kirchenpfleger Reinhold Hense hatte da sofort festgestanden, dass man diese Stücke keinesfalls wegwerfen dürfe. Rekapituliert der aktuellen Kirchenpfleger, Burgebrachs langjähriger Bürgermeister Georg Bogensperger.
Was also tun? Aufheben, herrichten und dann der Öffentlichkeit zugänglich machen. "Unter anderem um zu zeigen, dass Pfarrer Schütz und das, wofür er steht, auch heute noch einen würdigen Platz in der Gemeinde hat", so Johannes Maciejonczyk. "Rechtsextremes Gedankengut hingegen hat keinen Platz in Burgebrach", bringt er es auf einen Nenner.
Maciejonczyk ist sich sicher, dass der Marktgemeinderat auch einen Zuschuss für das Michael-Schütz-Zimmer im Pfarrhaus (an dessen Sanierung sich die Gemeinde großzügig beteiligt) befürwortet.