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Warum die neue Ampel am Ring umstritten ist


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Dienstag, 19. Juni 2018

Sicherheit kontra Verkehrsfluss? An einer neuen Ampel am Regensburger Ring in Bamberg scheiden sich die Geister.
Starker Verkehr und  eine unübersichtliche Kreuzungssituation erschweren das Überqueren des Regensburger Rings an der Europabrücke.  Ronald Rinklef


Im Rathaus-Chargon ist es die Herbert-Lauer-Gedächtnisampel. Diese unscheinbare Lichtzeichenanlage wurde noch zur Amtszeit des früheren Oberbürgermeisters Herbert Lauer 2001 als Überquerungshilfe beim Erzbischöflichen Archiv am Regensburger Ring gebaut, ist aber so gut wie nie in Betrieb gewesen. Mangels Bedarf - denn wenige Meter entfernt gibt es eine Unterführung unter dem Ring hindurch.

Ungeachtet der spöttischen Bemerkungen, die der verschwenderische Umgang mit Steuergeldern immer wieder ausgelöst hat, versucht es die Stadt knapp 50 Meter weiter stadtauswärts noch einmal mit einer Ampelanlage.

Diesen Beschluss hat der Bausenat gegen den Protest von Daniela Reinfelder (BuB) gefällt. Im Zuge des Radwegausbaus entlang des Regensburger Ringes soll 2019 auch die Querung der stark frequentierten Verbindung an der Einmündung von Weidendamm und Anna-Maria-Junius-Straße erleichtert werden. Allerdings hat das seinen Preis: Unter anderem die Kosten für die neue Ampelanlage lassen den Gesamtaufwand für den dritten Bauabschnitt der Radwegeverbindung von 0,6 auf 1,1 Millionen Euro anschwellen.

Unumstritten war die Entscheidung nicht: Schon die CSU-Fraktion zeigte sich in Person von Franz-Wilhelm Heller nicht wirklich begeistert von der Aussicht, dass der "Ampelwald" an der Achse Memmelsdorfer Straße/Regensburger Ring weiter wachsen soll. Man muss wissen: Kommt der Neubau, wird die Verbindung von der Ludwigstraße bis zur Friedenbrücke insgesamt sieben Mal durch eine Lichtzeichenanlage unterbrochen. Schon heute berichten Autofahrer davon, dass bei dichtem Verkehr vor allem zum Ende der Bürozeiten an jeder Ampel gehalten werden muss. Wird Autofahren in Bamberg also künstlich erschwert?

Die Aussicht auf die stockende Blechlawine war aber nicht der Hauptgrund dafür, dass die Stadträtin von Bambergs unabhängigen Bürgern ungewöhnlich sauer reagierte. Reinfelder warf Baureferent Beese vor, ein "Lügenmärchen aufgetischt zu haben", um den Stadtrat zur Zustimmung zu bewegen.
Tatsächlich waren die Zahlen beeindruckend, die Beese präsentierte. Hört man den Baureferenten, hat sich die Zahl der Radfahrer am Regensburger Ring von 1998 auf 2014 auf 160 pro Stunde mehr als verdreifacht. Gleichzeitig ist auch die Masse an Pkw immer größer geworden, die über die beiden Brücken fließt. Es sind 19 000 Fahrzeuge am Tag, gemessen im Jahr 2015.

In einem Punkt gab es aber heftigen Widerspruch: Die meisten der vor allem von den Uni-Standorten kommenden Radfahrer nutzen laut Reinfelder die Ampelanlage an der Mußstraße und die Unterquerung des Rings an der Europabrücke - nicht aber die Einfahrt in den Weidendamm. Reinfelder stellte deshalb die Sinnhaftigkeit der dort geplanten Ampel in Frage - eine Stelle, in die zwei schwach genutzte Einfahrten münden. Autofahren von A nach B werde in Bamberg künftig noch schwieriger, ärgert sie sich.

Doch allen Unkenrufen zum Trotz - die neue Ampel kommt; gleichzeitig wird die bestehende, aber still gelegte Ampel wenige Meter daneben abgebaut. Ihr Ja begründeten Redner wie Heinz Kuntke (SPD) mit der Empfehlung von Regierung und Polizei für die Ampel, und auch Ralf Dischinger (GAL) ließ keinen Zweifel, was für ihn wichtig ist: "Selbstverständlich geht Verkehrssicherheit vor der Leistungsfähigkeit", sagte er.

Tatsächlich sind sich die Sicherheitsbehörden bei der Bewertung der Ampelanlage einig. Ines Schellmann von der Verkehrspolizei Bamberg spricht von einer Ampel, die vor allem den Fußgängern und den Radfahrern das Überqueren des stark befahrenen Ringes erleichtern soll. Wegen der breiten Fahrbahn, des Kreuzungsversatzes und der entgegenkommenden Fahrzeuge sei die Situation nicht optimal. Das habe sich auch 2016 gezeigt. Damals wurde ein Mädchen auf dem Schulweg leicht verletzt.