Wann tut sich was beim Digitalen?
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Dienstag, 21. Januar 2020
Mit großer Euphorie haben auch die Grund- und Mittelschulen Medienkonzepte entwickelt und Hardware ausgewählt, um von verschiedenen neuen Fördertöpfen zu profitieren. Dass der Weg zur Umsetzung aber lang ist, beklagt nicht nur die Gaustadter Schulleiterin Susanne Dörfler.
Viel Geld aus dem Digitalbudget vom Freistaat und aus dem Digitalpakt vom Bund soll auch an Bamberger Schulen den digitalen Wandel vorantreiben. Doch bislang ist noch nichts davon angekommen. "Wir wissen alle noch nicht, was wir wann bekommen, das zieht sich wahnsinnig in die Länge", sagt etwa die Gaustadter Schulleiterin Susanne Dörfler, die sich zum Thema Digitalisierung erst in dieser Woche mit den anderen Bamberger Schulleitern ausgetauscht hat.
Denen geht es nicht anders. Anfang August mussten die Schulen ein Medienkonzept abgeben und bekamen je nach Schulgröße bestimmte Budgets zugeteilt, für die sie digitale Warenkörbe füllen durften. Aufgrund des Gesamtvolumens habe dann die Stadt die geplanten Anschaffungen europaweit ausschreiben müssen. Inzwischen lägen die Ergebnisse vor und müssten nun ausgewertet werden. Dörfler hatte für ihre Grund- und für ihre Mittelschule jeweils 30 iPads bestellt, daneben unter anderem Dokumentenkameras und große Bildschirme für die Wände. "Es ist auch Aufgabe jeder Schule, ihren Weg zu finden. Wir wollten zum Beispiel die iPads für die Arbeit in Kleingruppen nutzen, damit man nicht immer mit der ganzen Klasse in den Computerraum muss", sagt die Schulleiterin. Ihr Kollegium habe schon im Vorfeld vielfältige Beratungsangebote und Informatik-Fortbildungen genutzt. Der Initiative des früheren Konrektors Ernst Griebel sei es zu verdanken, dass ihre Schule bereits "Internet in jeder Ecke" und auch ein schuleigenes, sicheres WLAN habe.
Zusätzliche Stellen
Der Schulleiterin ist klar, dass die Bestellungen aufgrund des Bamberger Auftragsvolumens komplizierter sind als in einigen Landkreis-Kommunen, wo bereits Computer angeschafft wurden. "Aber wir hatten ein Jahr Vorlauf, intensive Gespräche und Konferenzen mit Kollegen, die wir nun vertrösten müssen." Sie hoffe nun, dass die Vergabe zügig über die Bühne gehe und für die Installation nicht noch einmal viel Zeit ins Land ziehe.
"Wir nehmen das Thema Digitalisierung an Schulen sehr ernst, unsere Lebenswirklichkeit verändert sich und damit muss auch das Lernumfeld Schritt halten", sagt Schulreferent Christian Lange (CSU). "Es geht dabei immer um die pädagogischen Ziele, die ich mit der digitalen Ausstattung erreichen möchte." Den Prozess werde die Verwaltung mit den Schulfamilien angehen. Dass es auch in Bamberg zu Verzögerungen gekommen ist, weil das bayerische Kultusministerium erst spät Förderrichtlinien und Antragsformulare zum Digitalpakt veröffentlicht hat, bedauere Lange sehr. Bei den Zweckverbänden für Gymnasien und Berufsschulen wurden zusätzliche Stellen geschaffen, um die Fördermittel aus dem Digitalpakt effizienter abrufen zu können.
Dadurch stünden nun auch für die Schulen in städtischer Trägerschaft mehr personelle Kapazitäten für den Digitalisierungsprozess zur Verfügung. Jede Geräteanforderung müsse fundiert begründet werden, das sei mit enormem Aufwand verbunden. "Die Situation an jeder Schule ist unterschiedlich und daher brauchen wir auch für jede Schule maßgeschneiderte Lösungen", sagt der Zweite Bürgermeister.
Die Schulen bei der digitalen Weiterentwicklung unterstützen möchte auch Stefan Kraus von der Mittelschule Eggolsheim. Kraus ist informationstechnischer Berater digitale Bildung für die Schulamtsbezirke Bamberg und Forchheim. "Ich helfe den Schulen bei der Ausstattungsplanung und erarbeite mit ihnen, was für die Durchsetzung der jeweiligen Ziele notwendig ist." Dafür besuche Kraus in jeder Woche zwei bis drei Schulen, verschaffe sich einen Eindruck und berate die Verantwortlichen. "Wir wollen einen Standard erarbeiten, mit dem man langfristig arbeiten kann." Die Umsetzung des Digitalpakts werde Jahre dauern, ist Kraus überzeugt. "Der Pakt ist bis 2024 angelegt und wo zusätzliche Sanierungen anstehen, wird es ohnehin Verzögerungen geben." Aber insgesamt werde sich das Niveau der digitalen Ausstattung spürbar anheben lassen. Das Unterstützernetzwerk der Schulämter stehe Gewehr bei Fuß, biete unter anderem Beratungen zu Informationstechnik, Medienpädagogik und Fortbildungsplanung an.
Signifikante Verbesserungen
Schulen im Freistaat bieten sich zwei große Förderprogramme auf Landes- und Bundesebene (vgl. Infokasten). Matthias Pfeufer vom städtischen Bildungsbüro hatte zuletzt im Zweckverband Gymnasien erläutert, dass der erste Teilantrag zum bundesweiten Digitalpakt spätestens Ende des ersten Quartals 2020 gestellt wird, zwei weitere folgen dann bis Ende 2021.