Druckartikel: Wächst der Werksflugverkehr über Bamberg?

Wächst der Werksflugverkehr über Bamberg?


Autor: Michael Wehner

Bamberg, Mittwoch, 23. Juli 2014

Eine neue Betriebsgenehmigung soll künftig Starts und Landungen von Fliegern bis zu zehn Tonnen erlauben. Nicht alle Stadträte sind über dieses Vorhaben erfreut.
Blick bei der Landung auf die Landebahn in Kramersfeld und die Stadt Bamberg im Hintergrund. Der Plan, eine neue Betriebsgenehmigung für den Flugplatz einzuholen, weckt Befürchtungen bei Anwohnern, die Belastung könnte künftig weiter wachsen. Foto: Ronald Rinklef


Der geplante Einsatz eines deutlich schwereren Jets durch die Brose-Gruppe hat nun auch den Stadtrat beschäftigt. Grund: Weil die im August 2013 durch das Luftamt Nordbayern erteilte Genehmigung für den Sonderlandeplatz nur den Anflug von Maschinen bis 5,7 Tonnen erlaubt, muss eine neue Betriebsgenehmigung eingeholt werden. Sie soll künftig Starts und Landungen von Flugzeugen bis zu zehn Tonnen Gewicht ermöglichen.

Merkwürdig: Der Sitzungsvortrag im Finanzsenat sah lediglich Kenntnisnahme vor, wohl weil die Genehmigung für die höhere Tonnage nicht vom Stadtrat, sondern vom Luftamt erteilt wird. An der Zuständigkeit des Stadtrats kann aber kein Zweifel sein: Als Betreiberin des Flugplatzes firmiert die Stadtwerke Verkehrs- und Park GmbH und damit eine städtische Tochter.

Sie lässt das operative Geschäft durch den Aeroclub abwickeln. Zudem steckt die Stadt mitten in Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben über den Kauf des Flugplatzes.

Sorge: Nachtflugverbot könnte wackeln
Die Stadträte nahmen die Pläne für eine neue Betriebsgenehmigung einstimmig zur Kenntnis, aus Einsicht in die Notwendigkeit. Ein Teil ließ es sich aber nicht nehmen, seine Bedenken zu formulieren. Stadtrat Heinz Kuntke (SPD) sprach davon, dass es in den Stadtteilen Kramersfeld und Gartenstadt ernste Sorgen gebe, die Betriebsgenehmigung werde schrittweise ausgeweitet und das Nachtflugverbot könnte wackeln.

Nahrung gibt diesen Ängsten laut Kuntke der Umstand, dass die Firma Brose nun auch den Instrumentenflug für Helikopter anstrebt, um alle 14 deutschen Firmen-Standorte direkt von Bamberg aus zu erreichen. Dadurch könnten, so Kuntke, Helikopter zu jeder Tages und Nachtzeit in Bamberg landen.

Auch Christiane Laaser von den Grünen ist überzeugt, dass es durch die umfassendere Tonnagezulassung am Ende auch zu mehr Starts und Landungen kommen wird. "Wenn ich die Möglichkeit habe, alle europäischen und deutschen Standorte anzufliegen, dann werde ich auch häufiger fliegen."

Noch deutlicher wurde der Chef der Freien Wähler, Dieter Weinsheimer. Er sprach davon, dass es der Stadtrat im Fall des Flugplatzes versäumt habe, klare Eckpunkte festzulegen und etwa ein Naturschutzgebiet zu schaffen: "Viele Leute in Kramersfeld fürchten, dass hier auf dem Wege der Salamitaktik immer mehr erlaubt wird. Die Frage ist: Was kommt als Nächstes?", sagte Weinsheimer und kritisierte die weiche Formulierung im Sitzungsvortrag,. Sie besagte, dass eine Aufhebung des Nachtflugverbots "nicht geplant" sei.

Weinsheimers Vorpreschen löste auf der "Regierungsbank" Widerspruch aus. Von einer Salamitaktik mochten weder Stefan Goller noch OB Andreas Starke (SPD) etwas wissen. Die Stadt komme ihrem Versprechen nach, die Bürger und den Senat umgehend zu informieren, sobald es Neues gebe, sagte der OB. Auch Peter Scheuenstuhl von den Stadtwerken mühte sich, die Ängste zu zerstreuen. "Eine Aufhebung des Nachtflugverbotes wird es nicht geben", versprach er.

Schallgutachten wird erstellt
Schon vor der Debatte hatte die Verwaltung einiges aufgeboten, um die Sorgen der Anwohner zu entkräften. Wie Stefan Goller erklärte, sieht das Genehmigungsverfahren eine Beteiligung der betroffenen Gemeinden und deren Anwohner sowie der Naturschutzverbände vor. Zudem werde vor der Erteilung der erweiterten Betriebsgenehmigung zu untersuchen sein, ob der Schutz vor Fluglärm angemessen berücksichtigt wurde. Konkret war die Rede von einem aktualisierten Schallimmissionsgutachten.

Für die Brose-Gruppe wird die neue Betriebsgenehmigung viele Vorteile bringen. Durch den neuen Jet, eine Cessna-Citation CJ4, mit seiner größeren Reichweite soll es möglich, alle europäischen Standorte der Brose-Gruppe ohne Zwischenlandung zu erreichen.

Dies bedeute einen hohen Zeitvorteil gegenüber Linienflügen. Zudem benötigt der neue Flieger eine Start- und Landestrecke, die nach Angaben der Stadt um 150 Meter kürzer ist als die des jetzigen Brose-Jets. Darauf stützt sich auch die Hoffnung, dass die etwas höhere Lärmbelastung wieder kompensiert werde.

Statistik: Zahl der Starts seit Jahren rückläufig
Eine Statistik der Stadtwerke zeigt, dass die Zahl der Starts in Bamberg seit Jahren rückläufig ist. Kontinuierlich zugenommen hat aber der Anteil des Werksverkehrs durch Flugzeuge und Hubschrauber. Er wuchs von 30 im Jahr 2006 auf rund 200 Starts im Jahr 2012. Gemessen am Gesamtaufkommen von Motorflugzeugen liegt der Werksverkehr noch unter zehn Prozent.

In Kramersfeld und ebenso in Lichteneiche und Gundelsheim sieht man die Veränderungen vor der eigenen Haustür mit zwiespältigen Gefühlen. "Wenn es nicht schlimmer wird, können wir damit leben", sagt Hans Jürgen Bengel vom Bürgerverein Kramersfeld. Doch habe man die Befürchtung, dass in gewissen Abständen immer eine Schippe nachgelegt werde. "Wenn dies so wäre, würde der Protest zunehmen."