Wachenrother Dorferneuerung bringt alle an einen Tisch
Autor: Evi Seeger
Wachenroth, Freitag, 10. Oktober 2014
Die Wachenrother diskutierten eifrig über Um- und Ausbaumaßnahmen. Gefördert werden vor allem Maßnahmen, die denkmalpflegerisch oder kulturhistorisch wertvoll sind.
"Wenn ich neue Fenster einbauen will, kann ich die dann selbst aussuchen oder werden sie vorgeschrieben?", fragte eine Wachenrotherin. In der zweieinhalb Stunden dauernden Versammlung der Teilnehmergemeinschaft Dorferneuerung wurden viele Fragen an den Vorsitzenden Markus Dohrer vom Amt für ländliche Entwicklung gerichtet. Die Frage der Bürgerin aus dem Ortskern war leicht zu beantworten: Gefördert werden "dorfgerechte" Um- und Ausbaumaßnahmen. Was bedeutet, dass sich die Antragsteller an bestimmte Vorgaben halten müssen, wenn sie aus dem Dorferneuerungs-Topf Zuschüsse haben wollen.
Förderfähig sind eine ganze Reihe von privaten Maßnahmen. So Dachsanierungen, Fassadengestaltung, Umnutzung ehemaliger Stallungen oder Scheunen, aber auch die Entsiegelung und Gestaltung der Höfe und Vorbereiche. Eine Chance, alte Ortskerne attraktiver zu machen.
Schriftliche Zustimmung
Wichtig ist bei den Privatmaßnahmen, dass sie erst nach einem Ortstermin und schriftlicher Zustimmung begonnen werden dürfen. "Wenn ich schon einen Haufen Pflastersteine daliegen habe, gilt das bereits als Baubeginn", betonte Dohrer. Bislang seien 22 Anträge auf Förderung von Privatmaßnahmen eingegangen. Dohrer weiß aus Erfahrung, dass "solche Maßnahmen erst akut werden, wenn die Dorferneuerung läuft". Viele Anwohner würden sich dann an die öffentliche Gestaltung "dranhängen".
Die Privatinitiativen waren nur ein Thema in der gut besuchten Versammlung. Eingangs vermittelte Dohrer seinen Zuhörern die Grundzüge der Flurneuordnung. Mit dem Flurwegebau im Bereich nördlich von Wachenroth und Albach soll es vielleicht noch Ende Oktober losgehen. Erste Maßnahme sei der Flurweg bei Oberalbach. In diesem Maßnahmenpaket ist auch ein Wanderparkplatz vorgesehen. Er werde wie eine Parkbucht gestaltet. Dadurch müsse nicht in Privatgrund eingegriffen werden, erklärte Dohrer.
75 Euro je Hektar
Die Teilnehmer kritisierten vor allem, dass die Wege in einer Breite von 3 Metern, in Ausnahmefällen 3,50 Meter angelegt werden sollen. Für die heutigen großen landwirtschaftlichen Maschinen sei dies viel zu schmal. Dohrer erläuterte, dass Unterbau und Schotterung beidseitig je 75 Zentimeter breiter seien als die Asphaltdecke und ebenfalls befahren werden können. Ein breiterer Ausbau sei aufgrund der Förderrichtlinien nicht möglich. Bei der Flurneuordnung werden 80 Prozent der Kosten gefördert, 20 Prozent müssen umgelegt werden. "Was breiter wird, geht zu hundert Prozent zu Lasten der Teilnehmer!" Natürlich waren die Kosten ein wichtiger Punkt für die Bürger. Für die anstehende Maßnahme müssen die Besitzer der landwirtschaftlichen Grundstücke bis Jahresende pauschal 75 Euro je Hektar bezahlen. Die endgültigen Beiträge können jedoch erst im Flurbereinigungsplan festgestellt werden.
Um für die Flurneuordnung mehr Informationen zu bekommen, werde das Amt Fragebögen ausgeben. Unter anderem werde gefragt, ob der Teilnehmer Interesse daran hat, Grundstücke an die Teilnehmergemeinschaft zu verkaufen. Klar, dass aus der Versammlung die Frage kam: "Was zahlt ihr denn?" Dies konnte der Vorsitzende nicht beantworten. Die Vorstandschaft müsse entscheiden, gab er Bescheid. Eigenleistung sei heute nur noch wenig möglich, da die Maßnahmen an Bauunternehmen vergeben werden.
Mauer reguliert Höhenunterschied
Stadtplanerin Claudia Bindereif erläuterte die Dorferneuerungsmaßnahmen im Altort. Die Staatsstraße soll nach Süden verlagert und im nördlichen Bereich ein Platz gestaltet werden. Der Höhenunterschied werde durch eine Mauer abgefangen und als Durchgang eine Treppe gebaut. Um den Höhenunterschied abzuschwächen, müsse der südliche Bereich etwas erhöht werden. Weil der erste Bauabschnitt - Hauptstraße und später die Kirchstraße - bereits 2015 begonnen werden soll, müssten bald Gespräche mit den Anliegern geführt werden. "Wer räumt den ganzen Platz, wenn's schneit?", wollte eine Bürgerin wissen. Sie als Anwohnerin habe dazu keine Lust. Der Platz sei eine öffentliche Fläche, wurde ihr geantwortet.
Durchgehende Gehwege
In der Planung, die derzeit vom Vorentwurf in den Entwurf übergeht, sind auch Maßnahmen über die Ortsmitte hinaus vorgesehen: Durchgehende Gehwege entlang der Reumannswinder Straße, Am Graben und in der Schulstraße zum Beispiel. Südlich der Schule soll ein überdachter Platz angelegt werden. Vor dem Friedhof und in der Kirchstraße sind Parkplätze vorgesehen. Das ehemalige Milchhäuschen soll Buswartehäuschen werden. Es sei auch angeregt worden, die ehemalige Gefrieranlage zu sanieren, informierte die Ingenieurin. Dies sei nur möglich, wenn es eine sinnvolle Nutzung gebe. Ansonsten gebe es keine Förderung. In Warmersdorf sei die Dorferneuerung fast fertig. Ein Dorfbrunnen solle noch reaktiviert werden. Kleinere Maßnahmen sind auch für Albach und Reumannswind geplant.
Die Frage nach den Kosten für die Anlieger blieb nicht aus. Die Dorferneuerungsmaßnahmen werden durch das Amt für ländliche Entwicklung und die Gemeinde etwa je zur Hälfte finanziert. Die Kosten der Gemeinde seien zum Teil umlagefähig.