Vorschüler ziehen in Kemmerner Grundschule
Autor: Christina Lotter
Kemmern, Mittwoch, 16. Januar 2013
Der Schritt vom Kindergarten in die Grundschule ist gewaltig. Für die Vorschulkinder aus der Kita St. Anna in Kemmern wird der Übergang fließender: Sie durften letzte Woche ihren neuen Gruppenraum in einem Klassenzimmer der Grundschule Kemmern beziehen.
Ob sie sich gefreut hat, vom Kindergarten in die Schule umziehen zu dürfen? Sina nickt energisch: "Ja!" Und gefällt es ihr hier, in der Volksschule Kemmern? Wieder ein eindeutiges "Ja". Für weitere Fragen hat Sina aber keine Zeit - schließlich wartet der Inhalt eines Überraschungseis auf sie, und der ist wesentlich spannender als die Fragerei.
Mitgebracht hatte die Überraschungseier Kemmerns Bürgermeister Rüdiger Gerst, 19 Stück, für jedes Vorschulkind eines. Das Besondere: Um die Vorschulkinder zu besuchen, musste er nicht, wie gewohnt, in die Kita St. Maria, sondern in den ersten Stock der Grundschule nebenan. Dorthin sind Mitte letzter Woche alle Vorschulkinder umgezogen.
In dem alten Klassenzimmer, dass die neue Gruppe "bewohnt", und das sie "Fuchsbau" getauft hat, gibt es deswegen auch eine große grüne Schultafel.
Spielen statt fester Stundenplan
Still sitzen bleiben und Mathe und Deutsch pauken muss hier aber keiner, zerstreut Kita-Leiterin Antje Ginalski etwaige Befürchtungen auf Eltern-Seite: "Wir werden weiterhin das freie Spielen ermöglichen, es wird keinen festen Plan geben!"
Das sieht man schon,wenn man den Raum betritt: Abgesehen von der Tafel erinnert nicht viel daran, dass man sich eigentlich in einem Klassenzimmer befindet. In der Raummitte stehen mehrere, zu zwei Reihen zusammengeschobene Tische, an denen die Kinder gemeinsam frühstücken können. Darum herum, an den Wänden, gibt es verschiedene Spielecken: Ein Basteltisch, ein Puppenhaus, und auch ein Schrank, in dem jedes Kind seine eigene Schublade hat.
Übergangslösung Turnhalle
Der Umzug war eigentlich schon für den Beginn des Kindergartenjahres im Herbst geplant, verzögerte sich jedoch aus versicherungstechnischen Gründen, wie Bürgermeister Gerst erläutert. So musste etwa erst das Treppengeländer baulich verändert werden, damit es sicher genug ist für die jüngsten Schulbesucher.
Bis solche Fragen geklärt waren, waren die Vorschulkinder in die Turnhalle "ausgelagert" - eine Übergangslösung, an die keiner gerne zurückdenkt: "Da hat alles immer so schnell gehallt, das war richtig laut!", erinnert sich Antje Ginalski mit Grauen.
Nötig war der Umzug geworden, weil der Platz in der Kita knapp wurde: "Neben der Kleinkindergruppe haben wir ja auch eine integrative Gruppe, und in beide können wir nicht so viele Kinder aufnehmen wie in eine normale Gruppe", erläutert Ginalski. Außerdem könne man so neue Krippenplätze schaffen. "Und die Vorschulkinder", so Ginalski weiter, "sind einfach schon am reifsten und vertragen es deswegen am besten, wenn sie in die Schule umziehen."
Offene Gruppen bleiben erhalten
Auch wenn sich so neue Kooperationsmöglichkeiten ergeben - zusammen mit der Rektorin, Gisela Koschwitz, wird gerade überlegt, was hier möglich ist - heißt das jedoch nicht, dass die Vorschulkinder den ganzen Tag in der Schule verbringen: Im Rahmen des Konzepts der "offenen Gruppen" werde es auch weiterhin möglich sein, dass die Kinder sich gruppenübergreifend gegenseitig besuchen.
Nachmittags geht es dann auch wieder in die Kita, und zum Toben auf den Spielplatz ebenso. Und vormittags dürfen Sina und ihre Freunde derweil voller Stolz die Pause zusammen mit den "Großen" auf dem Schulhof verbringen.
Zunächst werden die Vorschulkinder von St. Maria noch bis Ende des Kindergartenjahres, also August, in der Grundschule bleiben. Gerst, der diese Lösung zusammen mit der Kirchenverwaltung als Trägerin der Kita erarbeitet hat, spricht aber schon von einer "mittelfristigen Perspektive". Er prognostiziert steigende Kinderzahlen, über die sich die Gemeinde Kemmern natürlich freut.
Auch Pfarrer Valentin Tempel freut sich über die schnelle Lösung. Er segnete den neuen Raum und begeisterte die Kinder dabei mit einem Mini-Weihwasserspender. Und danach durften dann auch endlich die Überraschungseier aufgemacht werden!