Vorbereitung auf Risikospiel Bamberg gegen Wacker Burghausen
Autor: Anna Lienhardt
Bamberg, Freitag, 08. Mai 2015
Die Begegnung zwischen dem FC Eintracht Bamberg und dem SV Wacker Burghausen am Samstag gilt als Risikospiel. Das heißt für Polizei, Sicherheitskräfte, Ordnungsamt und den Verein: mehr Personal, langfristige Vorbereitung. Denn es gibt immer "Fans" mit Krawall-Potenzial.
Am ruhigsten ist es, wenn alle drin sind. Klaus Linsner sitzt zurückgelehnt am Tisch im Besprechungszimmer und blickt nachdenklich auf den Flachbildfernseher an der Wand. Wenn das Spiel angepfiffen und alle Fans in ihren Blocks untergebracht sind, dann wird der stellvertretende Dienstellenleiter der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt kurz Zeit zum Durchatmen haben. Er wird am Samstag (9.5.2015) selbst im Einsatz sein, ebenso sein Kollege Holger Dremel, der ihm während des Interviews noch gegenüber am Tisch sitzt und den Laptop bedient.
Das Bild auf dem Fernsehbildschirm zeigt das Fuchs-Park-Stadion sowie das gesamte Volkspark-Gelände, das die Polizei im Blick haben wird. Sie wird mit mehr Mann im Einsatz sein als bei einem "normalen Spiel". Wie viele Beamte genau, sagt Linsner aus taktischen Gründen nicht. Auch Georg Sennefelder von der Sicherheitsfirma WSDS lässt sich nur die Formulierung "bei Risiko-Spielen sind wir mit der doppelten Mannschaft wie normal draußen" entlocken.
Sennefelders Sicherheitsleute arbeiten seit rund zehn Jahren für den FC Eintracht. Der Verein hat die externe Firma beauftragt, deren ausgebildetes Personal vor allem die Einlasskontrollen durchführt und die Zugänge zum Stadion sichert. Die Polizei steht "flankierend" zur Seite, wie Linsner sagt. Die Beamten werden dann aktiv, wenn es handgreiflich wird. Ein paar Fans, die weniger an Fußball und mehr an Krawall interessiert sind, gebe es immer, sagt Holger Dremel.
"Ultras" mit Krawall-Potenzial
Auch unter den Wacker-Burghausen-Fans gibt es laut Polizei "Ultras" mit gewissem Gefahren-Potenzial. Zum Samstags-Spiel werden Fan-Freunde der Ultras aus der Nähe von Bremen, aus den neuen Bundesländern und Österreich erwartet. Dass mögliche "Risiko-Fans" unter ihnen keine Pyrotechnik ins Stadion schmuggeln oder stark alkoholisiert direkt abgewiesen werden, dafür sorgen die Mitarbeiter von Georg Sennefelder. Eine Sicherheitsfirma einzustellen, dazu ist der Verein verpflichtet, sagt Karlheinz Hümmer, FCE-Fanbetreuer.
Während die Kosten für Security und Sanitäter bei einem "normalen" Spiel mit rund 1500 Euro zu Buche schlagen, ist es bei einem Sicherheitsspiel das Doppelte, wie von Vorstandsvorsitzendem Matthias Zeck zu erfahren war.
Vier bis fünf solcher "Sicherheitsspiele" gibt es pro Saison. Welche Begegnung in diese Kategorie fällt, entscheidet der Bayerische Fußballverband vor Saisonstart. Die Einordnung beruht auf Erfahrungswerten aus der vergangenen Saison.
Vor jedem Risikospiel findet eine Sicherheitsbesprechung zwischen dem Verein, dem Ordnungsamt, dem Sicherheitsdienst und der Polizei statt. "Man nimmt Kontakt mit dem anderen Verein auf, erkundigt sich, wie viele Fans überhaupt kommen und wie viele darunter ein Risiko sein könnten", erläutert Hümmer. Die sogenannten szenenkundigen Beamten, die Einblicke in entsprechende Fan-Strömungen haben, stehen in engem Austausch.
150 bis 200 Gäste-Fans erwartet
Im konkreten Fall werden rund 150 bis 200 Gäste erwartet, die mit zwei Bussen und mehreren Autos anreisen. Bus und Zug sind der Polizei generell lieber, da die Fans vom Parkplatz oder Bahnhof zum Stadion begleitet werden können. Doch die Bahn streikt. "Wir werden das Spiel mit zusätzlichen Kräften der Bereitschaftspolizei betreuen", merkt Linsner an. Es gebe einen bundesweiten Austausch, bei Fans im Zug sei zusätzlich die Bundespolizei mit an Bord.
Linsner betont: "95 Prozent der Fans sind ordentlich. Es ist nur ein Bruchteil, der stänkert. Das sind immer dieselben." Dafür, dass diese nicht aneinander geraten, ist auch baulich gesorgt. Die Fan-Trennung ist laut Polizeihauptkommissar Holger Dremel das A und O. "Block D ist ein Segen", sagt er. Der Gästeblock, isoliert, weit genug von der Haupttribühne weg, mit eigener Zufahrt.
Dennoch betont Karlheinz Hümmer vom FCE: "Das sind trotzdem Gäste, die wir als solche behandeln und nicht in einen Käfig sperren." Außerdem sei es ja eigentlich etwas Schönes, wenn sich ein paar Tausend Leute gemeinsam ein Fußballspiel anschauen würden. Beginn der Begegnung ist um 14 Uhr, doch Organisatoren und Einsatzkräfte werden bereits ab dem Morgen vor Ort sein.
Vor dem Spiel steht ein erneutes Sicherheitsgespräch an, an dem nicht nur der Fan-Beauftragte der Gäste, sondern zusätzlich Schiedsrichter und Stadionsprecher teilnehmen - um durchzugehen, inwieweit etwa eine Unterbrechung kommuniziert wird. "Ich möchte aber unbedingt ein Lob an die Bamberger Fans aussprechen. Seit zwei Jahren läuft es mit ihnen viel besser, sie lassen sich nicht provozieren", sagt Sicherheitsmann Georg Sennefelder. Und dann: "Eigentlich sollte sich jeder Fan so aufführen, dass den Vereinen kein Schaden entsteht."