Druckartikel: Von wegen Bier und Bollerwagen!

Von wegen Bier und Bollerwagen!


Autor: Petra Mayer

Bamberg, Dienstag, 12. Mai 2015

Diese Väter pfeifen aufs Vatertagsklischee: Wie sie Christi Himmelfahrt verbringen, verrieten uns junge und hinlänglich geübte Daddys aus Bamberg und Umgebung. Sie erinnerten sich aber auch an vergangene Sturm- und Drangzeiten.
Florian Herrnleben sitzt geschafft vor dem Kinderbett. Antonia als Vertreterin der fünften Generation der Puppenbühne Herrnleben schlummert währenddessen friedlich.  Foto: Pia Nagel


Den Bollerwagen gefüllt mit Bier und nichts wie hinaus ins Grüne: Auch in und um Bamberg als Region mit der weltweit höchsten Brauereienkonzentration lebt das (dem 19. Jahrhundert entsprungene) Vatertagsklischee. Nur sind die Ausflügler, die feuchtfröhlich durch die Pampa ziehen, meist alles andere als Väter. Stellt sich Nachwuchs ein, haben die Daddys eben Besseres zu tun als es krachen zu lassen. Vorbei ist's mit der Sturm- und Drangzeit, in der man(n) im Sinne der von Generation zu Generation überlieferten Tradition an Himmelfahrt auf Tour ging.

Auf Bollerwagen-Erlebnisse kann Christian Lange nicht zurückblicken. Nur Ausflüge auf'n Keller, mit Freunden aus seiner Schüler- und Studentenverbindung. Jetzt genießt Bambergs Zweiter Bürgermeister aber seinen ersten Vatertag als junger Vater, was solche Erfahrungen in den Schatten stellt. Wobei nicht etwa er im Blickpunkt steht, sondern Langes Frau Melanie und sein Bruder Michael, die beide an Himmelfahrt Geburtstag feiern. "Am Sonntag erst erlebte meine Frau ihren ersten Muttertag und bekam von Laurenz ein Maskottchen geschenkt." Alle Achtung, nachdem der Wonneproppen gerade erst zwei Wochen alt ist. Aber wenn's Glück bringt. . .

Ins Playmobilland

Kommen wir vom Maskottchen zu Playmobilfiguren: Genauer gesagt den Bewohnern des Zirndorfer Funparks, die Andreas Schwarz am Vatertag mit seiner Frau und der zweijährigen Valentina besucht. Ein Familienausflug, auf den sich der Bundestagsabgeordnete besonders freut. - Schwarz war im Gegensatz zu Christian Lange als Jugendlicher sehr wohl mit dem Bollerwagen unterwegs, allerdings promillefrei. "Ich habe eben noch nie Alkohol getrunken." Was nur zum Vorteil der restlichen Vatertagswanderer war, die der Cola süffelnde Spezi wieder wohlbehalten zu Hause ablieferte.

Neun Wochen alt ist Antonia, das Töchterchen von Florian Herrnleben, der Jahrzehnte lang am Vatertag die Puppen tanzen ließ: den Bamberger Kasperl samt Anhang, um genau zu sein. "Mit dem Bollerwagen herumzuziehen, wäre mir als Stadtkind sowieso nicht eingefallen", meint der Bühnenleiter, der selbst mit fünf Jahren als jüngster Puppenspieler des Landes schon im Rampenlicht stand. Kostbar ist dem Bamberger heute jede freie Minute mit Antonia, so dass er Christi Himmelfahrt logischerweise ebenfalls mit seiner Frau und der Kleinen verbringt. "Stammkneipenbesuche gab's eher in den neun Monaten vor der Geburt, die nicht nur für werdende Mütter belastend sind", so Herrnleben. Was der junge Vater prompt in ein kabarettistisches Programm fließen lässt, samt der "sieben Schnitte", die er an einem Spitzentag konsumierte.

Köpfe rollen

"Natürlich zog ich früher mit dem Bollerwagen umher, ich stamme schließlich aus Bremen", bekennt Bambergs Citymanager Klaus Stieringer. Dabei wurde auch heftig "gebosselt". Ja, mit anderen Jungs übte sich der Hanseat am Vatertag in einem Jahrhunderte alten ostfriesischen Volkssport, den man als Outdoor-Variante zum Kegeln beschreiben könnte. Wobei es einst gefrorene Kohlköpfe waren, die von den Bauern im Herbst alle Jahre wieder bis ins nächste Dorf gerollt wurden, wo die ganze Truppe dann zum Grünkohl- und Pinkel(Grützwurst)-Essen einkehrte. Und genau das stand nach dem Boßeln (mit Kugeln statt Köpfen) auch bei Stieringer und seinen Freunden auf dem Programm, bevor der Bremer nach Göttingen auswanderte, Rechtswissenschaften studierte und - Vater wurde. "Inzwischen ist Noa 16 und wird wohl bald auf eigene Faust losziehen." Wenn er bislang auch noch Vatertagsausflüge mit Papa und Opa schätzte: "Drei Generationen beim Kartfahren, das war meine bislang lustigste Unternehmung an Himmelfahrt. Noa hat uns zwei Mal überrundet. Tja, man wird alt, wie's mein Vater auf den Punkt brachte." Diesmal verbringt Bambergs Citymanager den Feiertag auch weniger temporeich und grillt mit Freunden.

Mit Just Swing beginnt Michael Bergrabs Vatertag: Der Bigband des 23-Jährigen, der im vergangenen Jahr zu Deutschlands jüngstem Bürgermeister gewählt wurde, und nun bei einem Frühschoppen auftritt. Als jüngster Fan des Klarinettenspielers ist Clemens mit von der Partie: der neun Monate alte Filius des Lisberger Gemeindeoberhaupts. Und wie steht sein Papa zum Vatertagsklischee, das von allen befragten Vätern hier zu Grabe getragen wurde. "Ich bin schon bierselig gewandert", so die prompte Antwort. Aber ohne weitere Vorratshaltung im Bollerwagen. Na denn: Schönen Vatertag!