Von einem, der sich nicht verbiegen lässt
Autor: Corinna Tübel
Bamberg, Sonntag, 11. Oktober 2015
Bestsellerautor Tommy Jaud präsentierte in den Haas-Sälen sein neues Buch "Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich". Die mit ihm befreundete Band Kellerkommando stellte dazu den Titelsong sowie ihr aktuelles Album "Belzebub" vor.
"Weniger trinken? Mehr Sport machen? Rausgehen, wenn die Sonne scheint?", fragt schon das Cover von Tommy Jauds neuem Buch. Die Antwort liefert er gleich mit dem Titel: "Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich." Viele Szenen aus dem neuen Werk des in Schweinfurt geborenen Autors scheinen dem Alltag entnommen: gute Vorsätze, Leistungsdruck und Vergleiche mit anderen. Vermutlich erfreut sich Tommy Jaud deshalb solch großer Beliebtheit und hatte das Publikum am Freitagabend in den ausverkauften Haas-Sälen gänzlich auf seiner Seite.
Gewohnt amüsant und sarkastisch präsentierte Jaud seine neue Parodie auf amerikanische Ratgeberbücher. Entstanden, um dem "Trend des maßlosen Müssens" und der "maßlosen Mäßigung" entgegenzuwirken, so der Bestsellerautor, der unter anderem mit Titeln wie "Vollidiot" (2004) oder "Hummeldumm" (2010) bekannt wurde.
Es sind der Sportwahn, der Hype um gesunde Ernährung oder die konsequente Reihenfolge "Ziel setzen, alles sofort erledigen und vorwärtskommen", denen die ebenfalls in Schweinfurt geborene fiktive Hauptfigur Sean Brummel nun in Kalifornien entgegentritt: Nach einem Gefängnisaufenthalt und der Scheidung von seiner Ehefrau ("Einen Scheiß muss ich") kauft er sich seine erste Brauanlage, stellt das elftstärkste Bier Kaliforniens her und kann ohne schlechtes Gewissen endlich einmal wieder ausschlafen. Schließlich schreibt er dazu noch einen Bestseller über sein neues Leben samt Motto, der sich in den USA allein 421 Millionen Mal verkaufte.
Zahlreiche Seitenhiebe
Gespickt mit vielen Seitenhieben unter anderem auf das amerikanische Bier wurde die Lesung auch deshalb zum Event, weil Titelfigur Sean Brummel persönlich per Videoliveschaltung aus
Paso Robles zugeschaltet wurde: Ein kautziger, ungekämmter Mann mit Bier vor 12 Uhr erklärte Tommy Jaud nochmal, warum Veganer keine Menschen seien: "Das ist eine Tatsache, keine These. Menschen sind Allesfresser, sie essen also Pflanzen und Tiere. Veganer essen keine Tiere, also kann man sie auch nicht Menschen nennen."Jauds eigener Verlag sei bei Vorlage des Manuskripts zu dieser Ratgeberparodie etwas skeptisch gewesen: Wer soll ein Buch über solche einen Typen lesen? Schreckt das nicht ab? Zum Glück nicht, denn sonst wäre das Publikum wohl auch nicht in den Genuss des von Mahrs-Bräu eigens zum Buch gebrauten "Brummelbock" gekommen oder hätte auf den rockigen Song "Einen Scheiß muss ich" der fränkischen Band Kellerkommando verzichten müssen.