Druckartikel: Bamberg: Vom Polizisten zum Dealer - Prozess um Drogenhandel, Erpressung und Einbruch

Bamberg: Vom Polizisten zum Dealer - Prozess um Drogenhandel, Erpressung und Einbruch


Autor: Udo Güldner

Bamberg, Dienstag, 02. Oktober 2018

Ein 59-Jähriger aus dem Landkreis Bamberg muss sich vor dem Landgericht wegen Rauschgifthandel und Diebstahl verantworten. Brisantes Detail: Der Angeklagte war früher Polizist.
In nicht geringer Menge soll ein ehemaliger Polizist im Kreis Bamberg mit Crystal Meth gehandelt haben. Symbolbild: Daniel Karmann dpa


Zuerst sah es so aus, als ob der Prozess wegen dreizehnfachen unerlaubten Handels mit Crystal Meth in nicht geringen Mengen und gemeinschaftlichen Diebstahls sich über neun Verhandlungstage hinziehen würde. Nun hat das Geständnis des 59-jährigen Angeklagten aus dem Landkreis Bamberg aber dafür gesorgt, dass wohl schon bald das Urteil fallen könnte. Vielleicht sogar eines mit Bewährung.

Wichtige Zeugin gestorben

Es sind ganz ungewöhnliche Umstände, unter denen die 2. Strafkammer unter Vorsitz Christian Langs da über einen früheren Polizeibeamten zu Gericht sitzt. Zum einen taten sich einige Schwierigkeiten bei der Beweisführung auf. Die vorgeworfenen Straftaten liegen bereits sieben bzw. sechs Jahre zurück. Eine wichtige Zeugin ist inzwischen verstorben. Und die Erinnerungslücken beim noch lebenden einzigen Belastungszeugen dürften nach dieser langen Zeit auch nicht kleiner geworden sein.

"Wir graben tief in der Vergangenheit," so Richter Lang, der andeutete, das eine Bewährungsstrafe durchaus denkbar sei. Zum anderen ist der Angeklagte aufgrund mehrerer physischer und psychischer Beeinträchtigungen nur für wenige Stunden täglich verhandlungsfähig, wie der Gutachter Walter Bogner (Bamberg) bestätigte. Dabei hängt beides unmittelbar miteinander zusammen. Denn bereits 2015 sollte dem Drogenhändler der Prozess gemacht werden. Damals verhinderten das ein Herzinfarkt und eine darauf folgende Depression. Der Angeklagte war zu jener Zeit bereits sieben Monate in Untersuchungshaft, bevor er aus gesundheitlichen Gründen freikam.

Crystal Meth als Bezahlung für Prostituierte

Durch seinen Verteidiger Christian Barthelmes (Bamberg) gestand der Angeklagte in großen Teilen. Das mit den nicht geringen Mengen stimme, allerdings nur in sechs bis zehn Fällen. "Genauere Angaben über die Anzahl und die Mengen sind nach so langer Zeit nicht mehr möglich." Er sei außerdem nicht der einzige Drogenhändler gewesen, der auf das Crystal Meth Zugriff gehabt habe.

Sein damaliger Geschäftspartner eines Bamberger Bordells hätte in seinem Büro ein Depot in Form eines kleinen Kartons mit rund 20 bis 50 Gramm Crystal Meth angelegt, woraus dieser "hin und wieder seine Prostituierten bezahlt" hätte.

Im Etablissement sei der Stoff portioniert und in kleine Druckluftbeutel abgefüllt worden. Beide hätten auch gewinnbringend an andere Kunden verkauft. "Jeder hatte so seine Abnehmer." Für ein Gramm bekam der Angeklagte auf dem freien Markt nach eigener Aussage 80 Euro.

Ärger zwischen den "Geschäftspartnern"

Doch das Misstrauen wuchs. Irgendwann glaubte sich der Angeklagte von seinem Kompagnon "beschissen". Ein 43-jähriger Zeuge aus dem Rotlicht-Milieu gab an, der Geschäftspartner habe ständig versucht, alle möglichen Leute "in seine Hand zu bekommen". Das Wort Erpressung fiel nicht, wiewohl genau das gemeint war.

Die Sache mit dem Bruch

Aus dem Bruch der Partnerschaft wurde ein Einbruch beim früheren Kompagnon. Mit zwei Komplizen ging es in einer August-Nacht 2012 zur Sache. Gegen 4 Uhr früh schob das Trio zwei Motorräder aus der aufgebrochenen Garage des Ex-Partners. Nicht des Geldes wegen, sondern aus Wut und Verärgerung. Unter den Motorrädern befand sich auch eine Harley Davidson "Fat Boy", an der der Besitzer sehr hing. Dass neben dem 12 000 Euro teuren Gefährt, das später in Sulzbach-Rosenberg auftauchte, noch ein rund 8000 Euro wertvolles Suzuki-Modell in die Hände der Diebe fiel, war "reiner Zufall". Es verschwand spurlos, wohl weil es in sämtliche Einzelteile zerlegt und dann stückweise verkauft wurde.

Kurios war auch, dass es sich beim Angeklagten um einen Ex-Polizisten handelte, der wegen Rauschgifthandels im großen Stil schon einmal die Gerichte in Bamberg und Coburg beschäftigt hatte und zu insgesamt sechs Jahren und sieben Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden war. Dadurch kam dem damals Drogenabhängigen auch seine Beamtenpension abhanden.

Heute lebt er als schwer kranker "Hausmann" ohne eine Erwerbsunfähigkeitsrente vom Einkommen seiner Frau. Er selbst nehme keine Drogen mehr. Während seines zweiten Aufenthaltes im Gefängnis sei er ohne Therapie vom Gift losgekommen. "Im Knast hat es Klick gemacht. Aus, Äpfel, Amen." Am zweiten Verhandlungstag sind noch zwei Zeugen vorgesehen. Dann könnte es ganz schnell gehen.