Vom Hain in ein Bamberger Esszimmer
Autor: Gertrud Glössner-Möschk
Bamberg, Sonntag, 17. Juli 2016
Schreinermeister Christoph Kiltz aus Wingersdorf hat eine über 200 Jahre alte Eiche aus dem Bamberger Hain verarbeiten dürfen.
Dieser Esstisch wird selbst im Mittelpunkt stehen und für Gesprächsstoff sorgen, wenn sich Menschen an ihm versammelt haben. Schreinermeister Christoph Kiltz aus Wingersdorf ist sich da ganz sicher. Kann er auch: Mit der Geschichte dieser Tafel hat er ja schließlich auch das Interesse der Lokalredaktion geweckt.
Die Platte des Tisches, den er gerade fertig gestellt und ausgeliefert hat, ist aus einem ganz besonderen Holz gemacht: einer mindestens 200 Jahre alten Eiche, die einmal im Bamberger Hain stand. Um gleich an dieser Stelle etwaige Aufschreie empörter Baumschützer zum Stillschweigen zu bringen: Der Baum wurde bereits in den 70er Jahren gefällt; heute wird das Holz aus dem unter Denkmalschutz stehenden Bürgerpark nicht mehr verwertet.
Besondere Hölzer sind die Leidenschaft von Kiltz, einem Kölner, den es vor neun Jahren in den Landkreis Bamberg verschlagen hat und der sich im kleinen Wingersdorf bei Frensdorf selbstständig gemacht hat. In der Nähe von Coburg fand er vor einiger Zeit einen Enthusiasten - "er ist mehr Sammler als Holzhändler" -, der wahre Holzschätze aus der Region hütet. Die Eichenbretter aus dem Bamberger Hain befanden sich darunter. "Er wollte das Holz erst gar nicht hergeben", sagt Kiltz.
Den riesigen Eichenstamm hatte der Händler in den 70er Jahren gekauft, aufgeschnitten und seitdem gelagert. An der Rinde der rohen Stücke sieht man noch die Einschnitte, die nötig waren, um die bis zu einem Meter breiten Bretter überhaupt durch die Sägemaschine schieben zu können.
Kiltz und der Händler sind sich aber doch handelseinig geworden. Drei riesige Bretter hat er in seine Werkstatt nach Wingersdorf gebracht. Das Holz ist beinahe makellos. "Es ist ein astfreies, phantastisches Holz", schwärmt Kiltz. "Es ist ein Naturmonument, wie man es vielleicht nur ein Mal im Leben zum Bearbeiten bekommt."
Kiltz hat sich zur Aufgabe gemacht, dieses Monument so weit wie möglich zu schonen und ihm seine Authentizität zu lassen. Die Platte lässt noch den natürlichen Wuchs erkennen: Sie ist auf der einen Seite etwas breiter als auf der anderen. Die Oberfläche wurde nicht poliert, sondern von Hand gehobelt und mit Ölwachs eingelassen, um die Maserung so gut wie möglich zu erhalten. An der einen Längskante ist noch die Rinde sichtbar: Der Schreinermeister hat sie lediglich geglättet, damit man sich nicht verletzten kann. Das Gestell, auf dem die Platte ruht, soll dem Holz nicht die Schau stehlen. Es ist ganz schlicht und in gebrochenem Weiß lackiert.