Vision einer autofreien Stadt
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Sonntag, 09. Sept. 2018
Wie kommt der Bamberger zukünftig von A nach B? Im Interview beantwortet Peter Scheuenstuhl, der Leiter des Verkehrsbetriebs bei den Stadtwerken, Fragen von Bürgern im Rahmen der Denkwerkstatt 2050.
Bamberger Erwachsene und Jugendliche haben mit Blick auf 2050 die Vision einer autofreien Stadt entwickelt. Ergebnis dieser Denkwerkstatt auf Einladung der Volkshochschule Bamberg Stadt (VHS) und der Mediengruppe Oberfranken (MGO) war ein Plädoyer für einen besseren Öffentlichen Nahverkehr. Peter Scheuenstuhl, der Leiter des Verkehrsbetriebs bei den Bamberger Stadtwerken, beantwortet die Fragen der Bürger. Herr Scheuenstuhl, unter welchen Voraussetzungen wäre ein kostenloser Busverkehr in Bamberg denkbar? Peter Scheuenstuhl: Kostenloser Busverkehr hat natürlich eine gewisse Attraktivität und würde mit Sicherheit dazu beitragen, dass mehr Personen den Bus nutzen würden. Auf der anderen Seite muss natürlich gesehen werden, dass wir Erlöse unter anderem aus dem Verkauf von Fahrscheinen generieren, die kompensiert werden müssten. Zum Zweiten ist zu beachten: Wenn mehr Leute fahren, muss ich auch meine Personal- und Fahrzeugkapazitäten erweitern. Hierdurch entstehen selbstverständlich weitere Kosten.
Wie hoch wären die Kosten?
Aus meiner Sicher wären zirka zehn Millionen Euro pro Jahr erforderlich, um kostenloses Busfahren zur Verfügung zu stellen. Wenn man das mal auf die Bevölkerungszahl umrechnet, müsste jeder Bamberger Bürger im Monat zwölf Euro bezahlen, um diese Kompensation herbeizuführen. Dabei muss man sehen, dass die kommunalen Finanzen angespannt sind. Wenn so etwas kommen soll, wären aus meiner Sicher insbesondere Bund und Land gefragt, um die Kommunen dafür auszustatten. Wie viele Haltestellen gibt es im Bamberg?
Wir haben im Stadtgebiet Bamberg 238 Haltestellen mit 418 Bussteigen. Zur Erklärung: Ich habe beispielsweise eine Haltestelle Zentraler Omnibusbahnhof mit 16 Bussteigen. Bei der aktuellen Planung geht man davon aus, dass mindestens 80 Prozent der Bevölkerung in einem Haltestellenabstand von 300 Metern Luftlinie zu erreichen sind. Das ist mit unserem Liniennetz aktuell gewährleistet.
Wie dicht muss aus Ihrer Sicht ein Haltestellennetz sein?
Dabei stellt sich die Frage: Wie wird das Nutzerverhalten verändert? Je dichter ich ein Haltestellennetz mache, also je kleiner der Haltestellenabstand wird, desto größer wird auch die Reisezeit. Ich muss mehr Haltestellen anfahren, ich brauche länger, um von A nach B zu kommen. Dadurch verändert sich also die Attraktivität des Angebots für den Kunden. Und wenn sich die Reisezeit verlängert, insbesondere im Vergleich zum motorisierten Individualverkehr, wird der Kunde eher geneigt sein, nicht Bus zu fahren. Also muss man hier einen Mittelweg finden.
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