Vier Jahre Vollsperrung in Bamberg: Wie langsam darf gebaut werden?
Autor: Michael Wehner
Bamberg, Montag, 26. Juni 2017
Wer 2018 bis 2021 das Berggebiet ansteuert, muss mit Staus und Umleitungen rechnen. Warum geht der Umbau auf der heimlichen Bergverbindung nicht schneller?
Es ist eine Frage,die sich nicht wenige Bamberger seit vergangener Woche stellen: Warum braucht die Stadt für eine 300 Meter lange Kanalbaustelle geschlagene vier Jahre? Ist das, um mit dem Autor Sten Nadolny zu sprechen, die "Entdeckung der Langsamkeit"?
Baustelle im Schneckentempo
Wer sich die Zahlen der Stadt vor Augen führt, dem wird klar, dass Geduld eine der Haupteigenschaften sein wird, die es im Berggebiet in den nächsten Jahren braucht. Die Baustelle, die Tausende Autofahrer am Tag betreffen wird, bewegt sich nur im Schneckentempo vorwärts. Vom Start unweit der Einmündung der Altenburger Straße bis zum Torschuster dauert die Blockade von Frühling 2018 bis Ende 2021. 2018 wird die Sutte von der Einmündung der Altenburger Straße bis zum Teufelsgraben in Zehn-Meter-Abschnitten aufgerissen. Kanalrohre, Wasser- und Gasleitungen werden entfernt und neu verlegt.
2019,1. Halbjahr, gehen die Erdarbeiten vom Teufelsgraben bis zur Treppenanlage weiter.
2019, 2. Halbjahr, beginnt der Ausbau im oberen Teil der Maternstraße und vom Jakobsplatz bis zum Torschuster. Die Vollsperrung umfasst nun auch die Maternstraße.
2020, 1. Halbjahr, bleibt die Baustelle nahezu ortsfest in der oberen Maternstraße.
2020, 2. Halbjahr, beginnt an der Altenburger Straße der Bau von Telekommunikationsleitungen. Danach startet der Straßenbau mit Pflasterungen. Ende 2020 soll die Sutte bis zum Teufelsgraben fertig sein.
2021, 1. Halbjahr, geht der Straßenbau vom Teufelsgraben bis zur Treppenanlage weiter.
2021, 2. Halbjahr, wird der Straßenbau in der Maternstraße fortgesetzt. Das Ende aller Bauarbeiten ist Ende 2021 geplant.
Claus Reinhardt vom Baureferat begründet die vierjährige Bauzeit vor allem mit einer für Anwohner optimierten Vorgehensweise. Um die freiliegenden Keller vor Frost zu schützen, könne nur von März bis November gebaut werden. Am Ende jedes Jahres werde die Baustelle mit einer Teerdecke geschlossen, so dass die Zufahrt über den Winter für Anlieger möglich ist. Freilich: Eine Durchfahrt für den Verkehr ist (bislang) nicht geplant.
Und es gibt noch mehr, was die Arbeiten in der Sutte zur Herausforderung macht: Laut Reinhardt müssen die auf die gesamte Breite der schmalen Straße verteilten Leitungen rausgenommen und gekappt werden, ohne die Versorgung der anliegenden Grundstücke zu beinträchtigen. Begonnen wird auf drei Metern Tiefe im Kanalnetz. Darüber liegen die anderen Sparten. Leider sei der Einsatz großen Geräts in der schmalen Sutte nicht möglich.
Überzeugt das Fachleute wie Georg Pfister, Inhaber eines der größten Tiefbauunternehmen in der Region? Pfister glaubt nicht, dass eine Marathonbaustelle in der Sutte zwingend ist. Seine Mutmaßung: "Da wird ein großer Zeitpuffer eingebaut, um die Personalkosten niedrig zu halten." Nach eigenen Angaben hat Pfister mit elf Mann einen sechs Meter tiefen Kanal in der Ludwigstraße in dreieinhalb Monaten gebaut.
Auch Norbert Tscherner kann auf Tiefbau-Erfahrung zurückblicken. Das "ausufernde Zeitbudget " in der Sutte überrascht ihn wenig: "Wir haben im Bauamt leider nicht den Sachverstand, um hier besser zu kontrollieren." Seine Empfehlung für die Sutte wäre, die Baustelle auf mehrere Lose aufzuteilen und damit den Personaleinsatz zu intensivieren. "Dann könnte es viel schneller gehen."
Claus Reinhardt weist solche Spekulationen als unsinnig zurück: "Wir haben definitiv kein Interesse, die Bauzeit künstlich zu verlängern. Auch weil dann die Preise steigen würden."