"Vielleicht wird dieses Fest anders ..."
Autor: Marion Krüger-Hundrup
Bamberg, Sonntag, 13. Dezember 2015
Am 3. Adventswochenende lockten die Johanniskapelle samt Stephanshof und das St. Josefsheim am Jakobsplatz mit allerlei Kunsthandwerk und buntem Begleitprogramm die Besucher an.
Worin lag nun der Unterschied zwischen dem interkulturellen Kunsthandwerker-Adventsmarkt auf dem Stephansberg und dem Weihnachtsmarkt im St. Josefsheim auf dem Jakobsberg? Es war wohl die jeweils andere Grundstimmung, die beiden Orten ihr Publikum sicherte.
"Wir sagen euch an, den lieben Advent, sehet, die dritte Kerze brennt", erschallte es in der übervollen Kapelle des St. Josefsheims, in dem Salesianerpater Dieter Putzer am Sonntagvormittag den Gottesdienst feierte. Nach der Messe verabschiedete er Groß und Klein per Handschlag in das bunte Treiben. Weihnachtlicher Zauber lag in den historischen Räumen des verzweigten Gebäudes: mit Tannengrün und Kerzen geschmückte Stände, kunstvoll gefertigte Erzeugnisse aus Textilien, Keramik, Holz, Papier und anderen Werkstoffen.
"Das macht Spaß!", freute sich Saidou über den Andrang an der Hütte, in der er mit Kameraden aus seiner Wohngruppe - alles unbegleitete minderjährige Flüchtlinge - Reis mit Hähnchen und Rosinen, Humus, Couscous und heißen Apfelpunsch anbot. Saidou, ein Jugendlicher aus dem afrikanischen Benin, zeigte beim fröhlichen Lachen perlweiße Zähne und flachste mit seiner Betreuerin Jutta Hahn. "Saidou lernt schnell Deutsch", sagte sie ebenso strahlend.
Besonders Familien mit Kindern ließen sich anlocken. Kein Wunder, denn im Zirkuszelt gab es Mitmachaktionen oder Feuershows, im Hort Boscolino eine Märchenerzählerin und auf dem Hartplatz einen Chor der vierten Klassen der Grundschule Gaustadt. Die an beiden Tagen stets gut aufgesuchte Kapelle bot den Raum für ein Innehalten, für gestaltete Adventsimpulse oder für den Hallstadter Liederhort "Coloured Voices", der Weihnachtslieder darbot.
Zweiter Bürgermeister Christian Lange (CSU) hatte für diesen Weihnachtsmarkt die Schirmherrschaft übernommen, Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) für den interkulturellen rund um die Johanniskapelle und im angrenzenden Stephanshof. Initiatorin und Organisatorin Bettina Kröner hatte nicht nur ein anspruchsvolles kunsthandwerkliches und kulinarisches Angebot auf die Beine gestellt, sondern auch den Migranten- und Integrationsbeirat der Stadt Bamberg mit ins Boot geholt.
Dessen Vorsitzender, Mohamed Hédi Addala, stand den auch Schulter an Schulter mit dem OB, der den Adventsmarkt offiziell eröffnete. "Dieser passt in unsere Zeit, in der Menschen aus 130 Nationen und Flüchtlinge aus weiteren Ländern in Bamberg leben", erklärte Starke und winkte launig dem Gospelchor St. Stephan auf der Empore zu, um diesen mit Leiterin Ingrid Kasper zu einer Zugabe zu bewegen. Bald sang die ganze Schar in der Johanniskapelle "Falla-la-la-la" mit: "Halleluja, Christ is born in Bethlehem ..."
Doch vor dem Heiligen Abend stand für Manfred Kröner, der seine erkrankte Ehefrau vertrat, in Gedichtform eine kritische Zeitanalyse an. "Vielleicht wird dieses Weihnachtsfest anders ..." schloss Kröner nachdenklich. Das zumindest eine Einstimmung darauf "anders" sein kann, stellten Vertreter verschiedener Nationen unter Beweis. Ukrainer, Italiener oder Spanier entführten in Spiel und Gesang in ihre Heimatländer.
Nur drei weibliche Wesen blieben in all der Kurzweil stoisch ungerührt: nämlich die Schafe Anna und Marie, die sich mit Eselin Emma den Stall am Eingangstor teilten. Immerhin ließ sich Emma von ihrer Besitzerin Amy Deuber (16) gelegentlich herzig knuddeln.