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Vielleicht die Lösung für die Bamberger "Wolfsschlucht"


Autor: Jutta Behr-Groh

Bamberg, Mittwoch, 04. November 2015

Die alte Jugendherberge soll "erlebnispädagogisches Kompetenzzentrum" werden. Das Konzept hat schon den Segen der Bürgerinitiative, die 7500 Unterschriften für den Erhalt des Hauses als Jugendeinrichtung gesammelt hat.
Aus der leer stehenden früheren Jugendherberge "Wolfsschlucht" könnte ein "erlebnispädagogisches Kompetenzzentrum" werden. Foto: Matthias Hoch


Selbst Norbert Tscherner ist Feuer und Flamme und blickt schon voraus: "Die einen lernen Deutsch, die anderen ein paar Brocken arabisch." Die jungen Leute werden voneinander profitieren. Davon ist der Bürgerblock-Stadtrat und Initiator einer Unterschriftenaktion zum Erhalt der Jugendherberge "Wolfsschlucht" überzeugt.

Kein Zweifel: Der streitbare Kommunalpolitiker brennt für die Idee, die Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) mit ihm vorbesprochen und am Mittwoch vorgestellt hat. Wenn alles so kommt, wie geplant, dann wird die "Wolfsschlucht" zu einem Sprungbrett für Jugendliche in ein selbstständiges Leben.

Zwei Zielgruppen haben die Stadt Bamberg und das Don-Bosco-Jugendwerk als der voraussichtliche Betreiber im Blick: unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und "motivierte" Jugendliche aus der Region. Letztere sind in den Augen von Emil Hartmann, dem Gesamtleiter des Don-Bosco-Jugendwerks Bamberg, auch eine Art Flüchtlinge: "Sie gehen von zu Hause weg, weil die Verhältnisse schwierig sind."


Standort von Vorteil

Strahlkraft über Oberfranken hinaus soll die geplante Einrichtung durch ihren erlebnispädagogischen Charakter erhalten. Dafür scheint sich die Alleinlage des Hauses am Leinritt nahe dem Stadtteil Bug geradezu anzubieten. "Der vermeintliche Standort-Nachteil wird durch dieses Konzept zum Vorteil", so Starke. Hartmann pflichtete bei.

Wie im Einzelnen die Erlebnispädagogik dort eingesetzt wird, ist noch genau so offen wie das Raumkonzept. Beides wollen die Verantwortlichen im Rathaus und die Salesianer Don Bosco im Detail ausarbeiten, sobald die Förderzusage aus Berlin vorliegt.

Bambergs Finanzreferent Bertram Felix taxiert die Kosten zur Realisierung des "erlebnispädagogischen Kompetenzzentrums" in der alten Jugendherberge auf höchstens vier Millionen Euro. Weil das Konzept auf ein neu aufgelegtes Zukunftsinvestitionsprogramm der Bundesregierung (für die Sanierung kommunaler Einrichtungen für Sport, Jugend und Kultur sowie die soziale Integration vor Ort) zugeschnitten ist, hält Felix eine bis zu 90-prozentige Förderung für möglich.


Hohe Förderung in Aussicht

Wenn Bamberg in das Förderprogramm aufgenommen werden will, muss der Antrag am 13. November in Berlin eingehen. Deshalb steht das Vorhaben am 11. November auf der Tagesordnung des Bausenats. Nach positiven Signalen bei der Vorberatung im Ältestenrat geht Starke von einer breiten Mehrheit aus.

Weil in der"Wolfsschlucht" die erste sozialpädagogische Wohngruppe ihrer Art für 15- bis 18-Jährige aus dem ganzen Bezirk entstehen soll, rechnet man im Rathaus auch fest mit der Unterstützung durch das Land und die Oberfranken-Stiftung. Bayerns Sozialministerin Emilia Müller stehe der Idee wohlwollend gegenüber, sagt der Oberbürgermeister. Der Finanzreferent findet, dass es dem Freistaat angesichts der Vorreiterrolle, die Bamberg bei der Flüchtlingsbetreuung in der ehemaligen US-Kaserne einnehme, gut anstehen würde, sich für die "Wolfsschlucht" zu engagieren.

Tscherner ließ erkennen, dass sich der lange Kampf um den Erhalt der alte "JuHe" für das jetzt vorliegende Konzept gelohnt hat. Mit 7500 Unterschriften, die er und Mitstreiter im Jahr 2013 gesammelt haben, hätte die Initiative ein Bürgerbegehren durchsetzen können. Sie verzichtete darauf, weil die Stadt zusagte, dass die "Wolfsschlucht" eine Jugendeinrichtung bleiben wird.

Am neuen Konzept hat Tscherner nichts auszusetzen, jedoch am Zeitplan, der die Inbetriebnahme erst für Frühjahr oder Sommer 2018 vorsieht.