Was ist der Grund für den starken Anstieg der Bamberger Bevölkerung? Der Flüchtlingszustrom erklärt den jüngsten Anstieg nicht mehr.
Es ist nicht nur die Einwohnerzahl, die in Bewegung ist. Auch die gesellschaftliche Struktur in Bamberg hat sich in den vergangen Jahren stark verändert. Aus den Zahlen im Jahrbuch der Stadt lässt sich mit einem Blick erkennen, wie massiv der Wandel war.
So hat sich die viele Jahre stabile Ausländerquote in Bamberg in den letzten fünf Jahren praktisch verdoppelt. Sie stieg von acht Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2012 auf 15,5 Prozent Mitte 2018.
Hauptursache für den Umbruch war zweifellos die Flüchtlingskrise, die rund 1000 syrische Asylbewerber 2014 und 2015 nach Bamberg fliehen ließ. Einige Dutzend Angehörige kamen im Rahmen des Familiennachzugs im vergangenen Jahr noch hinzu. Auch die Ankereinrichtung Oberfranken (AEO) erklärt einen Teil der Bamberger Bevölkerungshausse. An der neuesten Zahl von 77 179 Bambergern hat das umstrittene Flüchtlingslager einen Anteil von 1680, wozu neben der um 1500 schwankenden Belegung laut Stadt eine hohe Zahl von Untergetauchten beiträgt. Laut Stadt sollen diese "Karteileichen" fortlaufend aus der Statistik getilgt werden.
Hört man Thomas Goller von der Stadt Bamberg, hat die AEO auch dazu beigetragen, dass die Zahl der Geborenen in Bamberg 2017 mittlerweile auf den höchsten Stand seit Jahren geklettert ist - 811. Damit kommt diese Zahl den 860 Sterbefällen nahe wie schon lange nicht mehr.
Wirtschaftliche Anziehungskraft
Die Bewohner der AEO wurden nach dem Einwohnermeldegesetz bereits Mitte 2016 der Bamberger Bevölkerung zugeschlagen. Doch warum nimmt der Ausländeranteil auch 2017 und 2018 noch so stark zu? Thomas Goller von der Stadt hat eine Erklärung dafür - die wirtschaftliche Anziehungskraft: Die binnen zwei Jahren um 2000 auf 54 000 gestiegene Zahl der bruttosozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze lockt eine wachsende Gruppe von vor allem osteuropäischen Arbeitskräften nach Bamberg. Besonders in den Branchen Handel, Verkehr und Gastgewerbe, aber auch im Pflegebereich lindern sie einen Teil der Fachkräftemangels.
"Viele Osteuropäer zieht es zum Arbeiten(!) nach Bamberg"...
Schauen Sie doch einmal in die Pflege, welcher Deutsche will diese anstrengende Arbeit noch machen?!
Da fällt es mir besonders auf, dass da viele Osteuropäer die Lücken schließen.
das mag wohl stimmen. Aber auch diese Menschen bleiben nicht auf Dauer in Deutschland, sondern unterstützen ihre Angehörigen in Polen, Ungarn, Rumänien oder Bulgarien und werden nach einigen Jahren wieder in ihr Heimatland zurückkehren. In Italien gibt es eine hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen, auch hervorragend ausgebildete Alten- und Krankenpflegern, die eine Anstellung suchen. Vielleicht sollte man sein Augenmerk auch auf diesen Personenkreis (Spanien, Italien, Portugal) richten bzw. endlich eine angemessene Bezahlung und akzeptable Arbeitsbedingungen in der Pflege schaffen, den Personalschlüssel erhöhen etc. Dann würden sich auch viele einheimische Pfleger wieder darauf einlassen, in Vollzeit zu arbeiten bzw. mehr Personen diesen Beruf ergreifen.