Viele Bamberger hätten gerne die Gelbe Tonne
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Sonntag, 06. Januar 2019
Die Stadt möchte robustere Behältnisse für die gesammelten Leichtverpackungen. Beim dualen System in Bamberg steht ein Wechsel an.
Rund um die Glascontainer am Sonnenplätzchen liegen eigentlich immer die Gelben Säcke. Direkt daneben lebt Horst Hensel, der sich seit zwölf Jahren ärgert: "Kaum werden welche abgeholt, sind schon wieder viele neue Säcke da, von Gastronomiebetrieben und Mülltouristen." Der 58-Jährige beklagt unter anderem, dass sich der Abfall über die Straße verteilt und Nager anzieht, die er nun auch in seinem Garten habe. "Wenn man sich beschwert, wird beschwichtigt", sagt Hensel. Im Umweltamt ist das Problem zwar bekannt, doch eine dauerhafte Überwachung sei nicht möglich. Es soll sogar Müllsünder aus dem Landkreis geben, die ihre Gelben Säcke nachts hierher karren.
Dass der Gelbe Sack ein Reizthema für viele Bamberger bleibt, zeigen auch jüngere Umfragen in den Facebook-Gruppen von inFranken.de und Fränkischer Tag Bamberg, die mehr als 300 Mal kommentiert wurden. "Die Säcke sind mittlerweile so dünn , dass ich zwei nehmen muss, da wird gespart", sagt etwa Daniel T. "Wenn unsere Gelben Säcke noch dünner werden, kann ich das Plastik gleich so auf die Straße schmeißen", meint Andrea S. "In Bamberg gibt es immer noch den gelben Sack, den man im eigenen Keller oder sonst wo zwischenlagern muss (stinkt fürchterlich). Dazu aufs Amt rennen, um neue Beutel zu holen?", fragt Alexandra W,. für die Gelbe Säcke auf den Bürgersteigen "unsäglich hässlich" sind.
Gute Erfahrungen in Erlangen
Auch wenn viel von dieser Kritik auch immer wieder auf die Stadt zielt, ist diese in Sachen Gelber Sack vor allem Auftraggeber für die Dienstleister des dualen Systems. Weil derzeit die entsprechenden Verträge mit den dualen Systemen neu verhandelt werden, brachte die Verwaltung auch einen Vorschlag ins Spiel, der vielen Bambergern aus der Seele spricht: "Aufgrund der langjährigen Erfahrungen mit der Sammlung der Leichtverpackungen mittels Gelber Säcke wird durch die Verwaltung vorgeschlagen, in die Verhandlungen den Wunsch einzubringen, den Bürgern ab 2020 wahlweise statt der Nutzung der Gelben Säcke (GS), eine Tonnensammlung zu ermöglichen." Hintergrund des Vorschlages seien neben der oft diskutierten Qualität der Säcke auch die mit der Nutzung einhergehenden Verschmutzungen im Stadtgebiet.
Bislang erhalten sämtliche Haushalte Gelbe Säcke, Großwohneinheiten können sich stattdessen aber auch 1,1-Kubikmeter-Container aufstellen lassen. Nun wollte die Verwaltung anregen, dass den Bambergern künftig wahlweise 240-Liter-Tonnen, Großcontainer oder die altbekannten Gelben Säcke zur Verfügung gestellt werden.
"Warum die Tonne nicht mal ausprobieren?", fragte Gertrud Leumer (GAL), als das Thema vor einiger Zeit im Umweltsenat diskutiert wurde. "Die Gelben Säcke werden zweckentfremdet und sind zusätzlicher Plastikmüll." Wenn überhaupt die Tonne, dann wahlweise, lautete das überwiegende Echo aus dem Umweltsenat, unter anderem von Michael Bosch (BA) und Martin Pöhner (FDP).
Das funktioniert zum Beispiel in Erlangen schon recht gut. Nach Auskunft von Christof Zwanzig, dem Pressesprecher der Stadt Erlangen, gibt es dort seit 2010 Gelbe Tonnen mit 120 oder 240 Litern Fassungsvermögen, die Großbehälter bereits seit Mitte der 1990er Jahre. Die Säcke und Behälter würden "im Vollservice" vom Grundstück abgeholt und die Tonnen auch wieder zurückgestellt. "Mit diesem Angebot gibt es gute Erfahrungen und eine hohe Zufriedenheit", berichtet Zwanzig. Die Aufstellung erfolge grundsätzlich im gesamten Stadtgebiet. Nur, wenn die Entfernung zwischen Ladeort des Sammelfahrzeuges und dem Standplatz der Behälter im Grundstück zehn bis 15 Meter übersteigt, werden in der Regel keine Gelben Tonnen aufgestellt, da dies aufwändiger sei als bei der Sack-Abholung.
Seit 2015 stelle man 500 Tonnen zur Verfügung, dadurch werde die Nachfrage der Bürger überwiegend befriedigt. Bei den Großcontainern reichen circa 30. Im Landkreis Bayreuth gibt es die Gelbe Tonne seit diesem Jahr, in den Haßbergen soll sie ab 2020 flächendeckend eingesetzt werden. Wie das Bamberger Umweltamt von den Erlanger Kollegen erfuhr, werden dort Gelbe Säcke und sämtliche andere Behältnisse mit dem gleichen Fahrzeug geleert. Der Arbeitsaufwand durch die zusätzlichen Tonnen sei eher geringer, hieß es vor kurzem in einem Bericht der Verwaltung vor dem Umweltsenat.