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Viel Lärm um Lichteneiche


Autor: Hans Kurz

Lichteneiche, Sonntag, 22. Februar 2015

Die Bewohner von Lichteneiche fordern einen besseren Schallschutz. Die Wand zur Autobahn hin entspricht offenbar nicht mehr dem gestiegenen Verkehrsaufkommen. Besserung ist in Sicht, allerdings erst in einigen Jahren.
Ortstermin im Schatten der (hölzernen) Mauer. Reinhard Pirner, Präsident der Autobahndirektion Nordbayern (2. v. r), spricht mit Gemeinderäten, Bürgermeister Gerd Schneider sowie den MdBs Emmi Zeulner und Karl Holmeier über den Lärmschutz für Lichteneiche. Foto: hak


Lichteneiche ist von Lärmquellen eingekesselt. Da sind die Autobahnen A 73 und A 70 sowie die Staatsstraße von und nach Bamberg. Mit dem Ausbau des Flugplatzes Kramersfeld befürchten viele in dem Memmelsdorfer Ortsteil, dass auch dieser Lärm noch zunehmen wird. Und eine Güterzug-Ostumfahrung für Bamberg ist auch noch nicht vom Tisch.

Für die Betroffenen ist Verkehrslärm ein großes Thema, seit sie damit leben müssen. Nun ist es auch in der großen Politik angekommen. Im Berliner Koalitionsvertrag vom Herbst 2013 haben sich CDU/CSU und SPD auf die Fahnen geschrieben, den Schutz vor Verkehrslärm deutlich zu verbessern.

Memmelsdorfs im vergangenen Frühjahr neu gewählter Bürgermeister Gerd Schneider, der als Parteiloser für die SPD antrat, stößt damit bei den Abgeordneten aus der Region auf offene Ohren, wenn er auf das lärmgeplagte Lichteneiche aufmerksam macht.

Emmi Zeulner (CSU) vermittelte nun einen Ortstermin mit dem Präsidenten der Autobahndirektion Nord, Reinhard Pirner, und Karl Holmeier, Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestags. Diese hatten zuvor schon das mit vergleichbaren Problemen belastete Kemmern besucht (siehe Bericht unten). Unterstützung kündigt auch Andreas Schwarz (SPD) an, der sich bereits in der interfraktionellen Abgeordnetengruppe gegen Bahnlärm engagiert.

Bürgermeister bohrt nach

Vor dem Ortstermin hatte Schneider im wahrsten Sinne des Wortes nachgebohrt. Mit einem Akkubohrer hatte er sich an die vor fast 30 Jahren errichtete Lärmschutzwand gemacht und festgestellt, dass diese lediglich aus vier Zentimeter dickem Holz besteht. Nach weiteren Recherchen stellte er fest, dass dies nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. Die Frage darum: Was kann man tun, um die Situation zu verbessern? Vor allem, da sich das Verkehrsaufkommen auf der A 73 seit der Eröffnung mehr als verdreifacht hat.

Und weil mit aktuell mehr als 52 000 Fahrzeugen pro Tag auch die Prognose aus den 80er Jahren (20 000 Fahrzeuge pro Tag) weit übertroffen wurde, sind die Voraussetzungen für eine Neuberechnung des Lärms und eine daraus resultierende mögliche Verbesserung des Lärmschutzes gegeben. So weit die positive Auskunft von Autobahndirektionspräsident Pirner. Der Autobahnlärm wird allerdings nur für sich allein bewertet. So ist die gegenwärtige Gesetzeslage, obwohl im Koalitionsvertrag steht: "Der Gesamtlärm von Straße und Schiene muss als Grundlage für Lärmschutzmaßnahmen herangezogen werden."

Kritisiert wurde von Memmelsdorfer Gemeinderäten beim Ortstermin auch, dass der ursprünglich aufgebrachte Flüsterasphalt vor rund zehn Jahren abgefräst und durch einen herkömmlichen, lauteren Belag ersetzt wurde. Pirner versprach zu prüfen, ob dies gemäß dem Planfeststellungsbeschluss der 1980er Jahre sei.

Tempo 80 nicht möglich

Irritiert zeigten sich die Memmelsdorfer auch darüber, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 80 auf der Autobahn aus Lärmschutzgründen generell nicht möglich sei. Laut Pirner könnte eine solche nur aus Sicherheitsgründen bei erhöhtem Unfallrisiko erfolgen.

Zur Neuberechnung, die laut Pirner nun beginnen und voraussichtlich rund ein Jahr dauern soll, gehört auch eine Überprüfung sämtlicher Baugenehmigungen und Bebauungspläne für Lichteneiche. Denn nur, wo vor dem Planfeststellungsbeschluss genehmigt oder geplant war, gibt es überhaupt einen Anspruch auf Lämschutz. Und, so Pirner, sollte dies nur einige wenige Häuser betreffen, sei kein aktiver Schallschutz (Wände), sondern nur ein passiver (Schallschutzfenster) machbar.

In Memmelsdorf ist man trotz der noch offenen Fragen froh über die Aussicht auf eine Verbesserung. Bis diese aber konkret in Angriff genommen werden kann, wird es laut Priner wohl noch mindestens drei Jahre dauern.